1268 - Shao, der Zombie und wir
Ich wäre allerdings ein Narr gewesen, wenn ich meine Vorsicht vergessen hätte.
Die Beretta lag in meiner Hand, als ich am Ende des Flurs eine Tür erreichte. Dahinter lag ein Zimmer. Es war so etwas wie ein Überwachungsraum, denn in einem Halbkreis waren verschiedene Monitore aufgestellt. Über die Bildschirme liefen Szenen aus den verschiedenen Lokalitäten, die für mich allesamt nicht wichtig waren.
Meine Augen richteten sich auf die beiden bewusstlosen Männer, die vor den Konsolen lagen. Ich wunderte mich auch über eine weitere offene Tür, stieg über die beiden hinweg und schaute in den nächsten Raum hinein, der leer war und mir trotzdem Rätsel aufgab, weil dort eine Waffe lag, mit der ich nicht gerechnet hatte.
Ein Schwert mit langer Klinge. Es musste nichts zu bedeuten haben, doch mir kam es vor, als hätte jemand die Waffe kurzerhand fortgeschleudert, weil er sie nicht mehr haben wollte. Zudem sah ich noch eine Puppe, der der Kopf abgeschlagen worden war.
Für einen Moment kerbte ein Lächeln meine Lippen, weil ich mir vorstellte, dass mein Freund Suko hier seine Spuren hinterlassen hatte.
Ich wusste nicht, auf wen er hier getroffen war. Er war jetzt verschwunden, sein Weg war allerdings nachvollziehbar, denn vor mir traf mein Blick eine weitere offene Tür.
Na, das war doch was…
Mein nächstes Ziel stand fest. Als ich die Tür weiter aufzog, weiteten sich meine Augen für einen Moment, denn vor mir lag kein anderes Zimmer mehr, sondern eine Düsternis, wie sie nur ein alter Keller bringen konnte.
Für einen Moment hatte ich das Gefühl, vor dem Eingang zur Unterwelt zu stehen. Mein Blick fiel in die Tiefe, aber ich sah nichts anderes als die Stufen einer Treppe, die hinter einer Biegung verschwanden. Das schummrige Licht tat sein Übriges, um der Atmosphäre etwas Unheimliches zu verleihen.
Das war mir egal, denn es war mein Weg, den ich gehen musste. Und mein Gefühl sagte mir, dass die richtige Strecke vor mir lag…
***
»Ich kriege dich! Ich kriege dich!« Aldo konnte ein Lachen nicht unterdrücken. Er sah die Dunkelheit als seinen ganz großen Vorteil an. Irgendwie stimmte das auch. Das musste Suko leider zugeben. Aldo kannte sich hier unten aus. Er brauchte kein Licht, und auch Suko würde sich hüten, den Strahl seiner kleinen Leuchte wandern zu lassen. Er ließ das Gerät in der Tasche stecken. Er hätte nur ein zu gutes Ziel abgegeben. Auf der anderen Seite hätte der Strahl Aldo auch suchen und finden können, aber Suko traute ihm nicht. Er rechnete noch immer mit einigen Überraschungen.
Es begann ein Nervenkrieg, der Suko nicht besonders irritierte. Er kannte sich und wusste, dass seine Nerven in Ordnung waren. Zudem gab es für Aldo San Eng eigentlich nur eine Alternative. Er musste raus, und das ging nur durch die Tür, denn an irgendeinen geheimen Ausgang glaubte Suko nicht.
Er hatte den Vorteil, dass er sich näher an der Tür befand als Aldo. Wenn der das Verlies verlassen wollte, musste er an ihm vorbei, und unsichtbar würde er sich nicht machen können.
Suko wartete.
Aldo meldete sich kein zweites Mal. Er wollte sich nicht selbst verraten, und Suko ging davon aus, dass er bereits seinen Standort gewechselt hatte.
Suko blieb da, wo er war. Er wollte den anderen locken, aber der Mann tat ihm den Gefallen nicht.
Er blieb still, und Suko richtete sich danach.
Er atmete so leise wie möglich. Er hatte sich mit dem Rücken gegen die Wand gedrückt. So konnte er hinterrücks nicht angegriffen werden. Er hatte nicht herausfinden können, woher Aldos Stimme genau gekommen war. Auf dem Weg durch das Dunkel hatte sie sich irgendwo verloren. Möglicherweise stand er nicht mehr und versuchte, sich auf allen Vieren anzuschleichen.
Er dachte daran, dass dieser Mann einen Seidenmantel trug. Seide raschelt, wenn sie bewegt wird und gegeneinander schabt. Suko hoffte darauf, dieses Geräusch zu hören. Leider erlebte er keinen Erfolg. In diesem verdammten Verlies blieb es still.
Beim Eintreten hatte er einen kurzen Blick durch den Raum werfen können und festgestellt, dass er nicht besonders groß war. Hierher waren Shao und die andere Frau als Geiseln verschleppt worden, und sie hatten es tatsächlich geschafft, sich zu befreien. Dass ihnen das gelungen war, davor hatte Suko große Hochachtung.
Er hoffte, dass sie auch den Weg ins Freie geschafft hatten, eine Bank jedoch war das nicht. Den Weg, den er nach unten gegangen war, konnten sie nicht genommen haben, dann wären sie
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