1268 - Shao, der Zombie und wir
und später glaubte ich auch, einen Pulsschlag zu fühlen.
Von mir fiel eine große Last ab. Ich zitterte selbst noch und dachte daran, welch ein großes Glück Suko gehabt hatte. Mein Gott, hätte der Schütze genauer gezielt, wirklich nur ein paar Millimeter, es wäre um Suko geschehen gewesen.
Im knien drehte ich mich herum und schwenkte auch den Strahl der Leuchte mit mir.
Ich kannte den Mann nicht, aber der Lichtkreis fuhr über einen Körper hinweg. Dieser Typ war ein Kämpfer gewesen. Darauf deuteten die gut ausgebildeten Muskeln hin. Da war kein Gramm Fett zu viel zu sehen. Einer wie er war Suko ebenbürtig, und ich konnte mir gut vorstellen, dass die beiden sich einen Kampf auf Leben und Tod geliefert hatten, den Suko letztendlich verloren hatte.
Auch er war eben kein Supermann, der die Dinge mal mit der linken Hand und im Vorbeigehen erledigte. Es gab Siege, aber es gab auch Niederlagen, so wie hier.
Wie lange Suko in diesem Zustand liegen würde, wusste ich nicht zu sagen. Es konnte Stunden dauern. Auf der anderen Seite war Suko auch ein harter Knochen, und darauf setzte ich meine Hoffnung.
Aus der Tasche holte ich ein sauberes Tuch und tupfte damit die Umgebung der Schramme ab. Sein Gesicht sah einfach zu schlimm aus, und so tupfte ich das Blut weg. Mir fiel auf, dass Suko dabei zuckte, und das wiederum nährte die Hoffnung, dass er bald wieder erwachen würde.
Ich tätschelte seine Wangen. Es waren keine Schläge, mehr ein Streicheln erlebte er, denn ich wollte, dass er die Augen aufschlug und merkte, dass er nicht allein war.
»He, Alter, du bist nicht hier, um dich auszuruhen. Gib mal einen Laut von dir.«
Es war, als wäre bei Suko ein Schalter umgelegt worden, denn aus seinem Mund wehte plötzlich ein leises Stöhnen. Es sorgte bei mir für einen erneuten Schub der Erleichterung.
»Na, auf dem Weg nach oben?«
Die Frage hatte er gehört. Die Augen blieben geschlossen, als er die Lippen bewegte. Diesmal vernahm ich kein Stöhnen, sondern eine leise gesprochene Frage.
»Bist du es wirklich, alter Geier?«
»Ich kann es nicht ändern.«
»Und ich dachte schon, ins Paradies zu schießen.«
»Ha, das hätte dir so gefallen. Mich allein hier zurücklassen. Ein bisschen Arbeit kannst du auch noch tun.«
»Fauler Sack.« Er stöhnte auf. Wahrscheinlich hatte- er sich zu viel zugemutet.
»Am besten wird es sein, wenn du liegen bleibst. Versuche auch nicht zu denken und zu…«
»Irrtum, John, ich muss dir was sagen.«
»Okay, ich höre.«
»Ich habe Shao noch nicht gefunden. Es war alles vergebens. Dann erschien dieser gelbe Teufel und…«
»Er lebt nicht mehr.«
Suko schwieg.
»Es war Notwehr«, sagte ich leise. »Er oder du. Da blieb mir kein große Wahl.«
»Ja, das stimmt«, flüsterte er. »Aldo San Eng ist verdammt stark gewesen. Er hat mir noch nicht gesagt, wo Shao steckt. Er wusste es selbst nicht. Sie und die andere Frau sind hier in diesem Raum gewesen, aber sie haben sich auch befreien können, und ich weiß nicht, wo sie hingegangen sind. Vielleicht wurden sie auch verschleppt. Ich habe keine Spur gefunden.« Er umfasste meine rechte Hand. »Tu mir einen Gefallen und such sie. Ich kann dir dabei nicht helfen. Mir geht es zu schlecht. Lass mich hier liegen.«
»Alles klar. Es geht so, wie du es dir gewünscht hast. Wie sieht diese Gegend hier noch aus?«
»Keine Ahnung«, flüsterte er zurück. »Ich bin noch nicht dazu gekommen, mich näher umzusehen.«
Es war zu hören, dass ihm das Sprechen immer schwerer fiel. Sukos Zustand hatte sich objektiv auch nicht verbessert. Er hing noch immer in der Schwebe zwischen Erwachen und der Bewusstlosigkeit. Jetzt war sie wieder stärker und zog ihn in die Tiefe hinein, was ich auch genau mitbekam.
Plötzlich sah er wieder aus wie jemand, der schläft. Was natürlich nicht stimmte. Er hatte nur den anderen Zustand erreicht, der ihm hoffentlich auch etwas Erholung bringen würde.
Für mich war es wichtig gewesen, dass er mir einige Informationen gegeben hatte. Shao, um die sich letztendlich vieles drehte, war noch nicht gefunden worden, aber Suko ging davon aus, dass sie sich von diesem Verlies, in dem sie mal gewesen war, nicht zu weit entfernt befand.
Was er nicht geschafft hatte, würde ich in die Reihe bringen müssen. Seine Beretta nahm ich nicht an mich, sondern steckte sie ihm wieder zu. Dann richtete ich mich auf, und ich spürte auch wie mein Herz schneller schlug. Mit kleinen Schritten näherte ich mich der Tür. Ich
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