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1269 - Julie

1269 - Julie

Titel: 1269 - Julie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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wie Belial hatte unter den Menschen keine Freunde. Und wenn er es sagte, dann hatte er gelogen. Man durfte Belial nie trauen. Leider taten es immer wieder zu viele Menschen. Ein Kind wie Julie Wilson war davon nicht verschont geblieben.
    Ich schaute sehr ernst in das Mädchengesicht hinein und schüttelte dabei den Kopf. »Es tut mir Leid, aber du gehst wirklich den falschen Weg, Julie. Dieser Engel ist nicht dein Freund. Er kann es nicht sein, denn er mag die Menschen nicht. Er ist ein fremdes Geschöpf, und er ist weder ein Mensch noch ein richtiger Engel. Einer wie er benutzt dich nur, und ich weiß nicht, was er noch alles mit dir vorhat. Deshalb darfst du ihm nicht vertrauen.«
    »Geh jetzt.«
    »Und dann?«
    »Geh. Ich will allein sein.«
    Ich war zäh und fragte: »Wartest du auf ihn? Wartest du darauf, dass er dich wieder besucht?«
    Ich war überrascht, als Julie mich plötzlich verschmitzt anlächelte. »Er weiß genau, was mit mir passiert. Ich brauche nicht mehr hier zu bleiben. Das hat er versprochen, und ich weiß, dass er kommen wird, um mich zu holen.«
    War das gelogen? Hatte sie sich so etwas ausgedacht? Ich konnte daran nicht glauben. So weit reichte die Fantasie dieses Kindes nicht, aber Julie setzte voll auf ihn. Wahrscheinlich war sie hier im Heim trotz der vielen anderen Kinder einsam gewesen. Es hatte ihr jemand gefehlt, dem sie wirklich vertrauen konnte, und genau den hatte sie in Belial gefunden. Und er - so kannte ich ihn - musste zuvor gewusst haben, an wen er sich wandte.
    Konkrete Antworten, die mich weiterbrachten, würde mir Julie nicht geben.
    Ich schluckte weitere Fragen hinunter und öffnete das Fenster, weil ich mich draußen umschauen wollte.
    Es gab keinen hellen Himmel mehr. Nicht diesen romantischen Nachthimmel, an dem die Sterne funkelten, sondern einen, der von dicken Wolken bedeckt war und den Gestirnen keine Chance ließ, ihren Schein auf die Erde zu werfen.
    Natürlich hatte ich darauf gesetzt, etwas von Belial zu sehen. Leider war das nicht der Fall. So weit ich erkannte, war der das Haus umgebende Park ein Ort der Ruhe und der absoluten Stille, denn nicht mal der Laut eines Tieres war von dort zu vernehmen.
    Aber er war da!
    Das sah ich zwar nicht, doch das spürte ich, auch wenn sich mein Kreuz nicht meldete. Es sagte mir einfach mein Gefühl, dass etwas nicht stimmte. Belial war niemand, der so leicht aufgab. Er hielt immer eine Karte in der Hinterhand, und von einem Menschen wie mir oder wie Sina Franklin ließ er sich erst recht nichts wegnehmen.
    Ich drehte mich wieder um und öffnete überrascht die Augen weit, als ich Sina Franklin in der Tür stehen sah. Sie lehnte sich gegen den Rahmen, und sie wirkte erschöpft. Das deutete auch die müde Handbewegung an, mit der sie über ihr Gesicht strich und Julie Wilson zulächelte, als der Blick wieder frei war.
    »Er hat sie nicht mitgenommen«, flüsterte sie erleichtert. »Da hatte ich schon große Angst.«
    »Ja, das dachte ich auch.«
    »Was glauben Sie denn?« Sina setzte sich hin.
    »Dass er nicht aufgeben wird.«
    »Das hat er mir auch gesagt.«
    »Und deshalb ist er eine Gefahr«, erklärte ich. »Nicht nur für Julie, sondern für alle Bewohner hier, die ja zum größten Teil Kinder sind. Ich kann es nicht zulassen, dass dies eintritt.«
    »Ja, das stimmt, John. Aber was wollen Sie dagegen unternehmen?«
    »Ich nehme Julie mit!«
    Zuerst sagte Sina nichts, weil sie zu überrascht war. Danach brachte sie auch nur ein »Was?« hervor.
    »Ja, ich nehme sie mit.«
    »Und wenn Belial Sie beide verfolgt?«
    »Wird er auf mich treffen.«
    Meine letzte Antwort hatte Sina Franklin noch mal überrascht. »Das sagen Sie so einfach, aber Sie wissen doch auch, wie gefährlich er ist.«
    »Das bestreite ich nicht, Sina. Aber wir kennen uns. Wir wissen voneinander Bescheid. Und der Lügenengel weiß, dass ich für ihn zu einem Problem werden kann.«
    »Ist das wirklich so einfach?«
    »Nein.«
    »Das dachte ich mir.«
    Ich deutete auf das Mädchen, das noch immer auf dem Bett lag und sich dort nicht bewegte. »Es geht mir einzig und allein um Julie. Ich muss sie hier wegschaffen. Ich kann nicht riskieren, dass noch andere Kinder in Gefahr geraten.«
    Die Heimleiterin nickte mir zu und fragte dann: »Darf ich wissen, wohin Sie Julie bringen möchten?«
    Da hatte sie mich wirklich auf dem falschen Fuß erwischt. »Nein, das weiß ich leider noch nicht.«
    »Haben Sie auch keine Idee? Ich bin keine Kriminalistin, aber ich habe

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