127 - Corona, die Rebellin der Hölle
spüren.«
Gor bestätigte das.
»Es ist mit ein Grund, weshalb ich dieses Ziel gewählt habe«, sagte Corona.
»Ich verstehe nicht, was du meinst«, sagte Gor. Er richtete sich auf und blickte auf die schöne Rebellin hinunter.
»Man sagt, demjenigen, der sich hierher wagt, offenbart sich im Traum die Zukunft. Aber man kann sich nicht darauf verlassen. Dazu kommt es nicht immer. Manchmal träumt man auch nur von der eigenen Vergangenheit.«
»Wer ist daran schon interessiert?« sagte Gor.
»Solltest du es nicht sein?« fragte Corona. »Als wir dich fanden, wußtest du nichts von dir. Du kanntest nicht einmal deinen Namen,«
»Ich heiße Gor.«
»Diesen Namen habe ich dir gegeben«, sagte Corona. »Wie du wirklich heißt, wissen wir nicht. Du bist ein Mann ohne Vergangenheit. Ein düsteres Geheimnis umgibt dich. Vielleicht kann ein Traum es lüften. Leider liegt es nicht bei uns zu entscheiden, was wir träumen. Wir können es uns nicht aussuchen, müssen die Träume nehmen, wie sie kommen. Wenn ich Einfluß darauf nehmen könnte, würde ich mir einen Zukunfts- und dir einen Vergangenheitstraum bescheren. Dann wüßten wir, woher du kommst und was uns erwartet.«
Gor lachte leise. »Ich kann dir sagen, was uns erwartet: Früher oder später wird Yetan, der Statthalter des Bösen, auftauchen und uns mit seiner grausamen Horde angreifen.«
»Hier drinnen sind wir ziemlich sicher vor ihm«, behauptete Corona.
»Unsere Feinde sind uns zahlenmäßig überlegen«, gab Gor zu bedenken.
»Das nützt ihnen wenig. Sie können nur einzeln in diese Festung gelangen. Ich allein könnte sie alle erledigen.«
»Du bist eine außergewöhnliche Frau, bewundernswert mutig.«
Sie strich über sein Haar. »Weißt du, was ich gern wissen würde? Wie viele Frauen es in deinem Leben schon gegeben hat.«
Er grinste. »Du bist die erste.«
»Weil du dich an die anderen nicht erinnerst.«
»Warum hast du dich gegen Asmodis aufgelehnt?«
»Er wollte mich völlig unterdrücken. Ich hätte nur tun dürfen, was ihm gefiel. Das hielt ich auf die Dauer nicht aus. Ich bin mit vielem, was Asmodis tut, nicht einverstanden, und ich kann auf meine Freiheit nicht verzichten. Lieber sterbe ich.«
»Du wirst nicht sterben. Nicht, solange ich dich beschütze«, sagte Gor.
***
Die erhofften Träume stellten sich weder bei Corona noch bei Gor ein. Gor erwachte am nächsten Morgen ausgeruht, und als die schöne Rebellin die Augen aufschlug, fragte er sofort: »Nun, hast du geträumt?«
»Da war etwas«, sagte Corona. »Sehr verschwommen. So unklar, daß ich kaum etwas behalten habe. So kurz, daß man es nicht als Traum bezeichnen kann.«
»Ein Zukunftsbild?«
»Kann sein. Vielleicht wird es in den kommenden Nächten klarer. Mir war, als würde ich zwei Männer kämpfen sehen - beide groß und kräftig. Der eine… warst du…«
»Und der andere?«
»Ich weiß es nicht.«
»Vielleicht Asmodis?« fragte Gor. Corona schüttelte den Kopf. »Ich glaube nicht, daß er es war, und ich bin auch nicht sicher, daß der eine Kämpfer du warst. Wir haben noch viele Nächte vor uns. Einmal werden wir träumen, was wir möchten.«
»Was tun wir, wenn Taran zurückkommt?«
»Das ist kaum zu erwarten. Er ist schon so lange fort… Aber wenn er zurückkehrt, ziehen wir weiter.«
»Vorausgesetzt, er hat nichts dagegen.«
An diesem Tag lernten sie die Festung besser kennen. Sie entdeckten Geheimgänge, die zu unauffälligen Verstecken führten, und es gab gut verborgene Fluchtwege, die von außen nicht zu sehen waren.
»Hier bleiben wir sehr lange«, sagte Corona. »Wenn es Yetan nicht gelingt, unserer Spur zu folgen, können wir hier in Ruhe und Frieden leben.«
Es hörte sich seltsam an, wenn Corona, dieses kriegerisch aussehende Mädchen, von Frieden sprach, aber sie sehnte sich wirklich danach - nach dem Frieden nach der Rache. Denn auf diese wollte sie nicht verzichten.
Sie gehörte nicht zu jenen, die kuschten und sich duckten, wenn Asmodis sie schlug.
Corona, die Rebellin, schlug zurück! Aber dazu brauchte sie den Speer des Hasses.
Am Nachmittag sagte Yubb zu Gor: »Ich muß mit dir reden.«
Gor musterte den Rivalen nachdenklich und willigte schließlich ein. Sie zogen sich in einen kleinen Raum zurück, wo sie ungestört waren.
»Was willst du?« fragte Gor unfreundlich.
»Ich habe eine schlaflose Nacht hinter mir«, sagte Yubb. »Ich wälzte Probleme… Vieles ging mir durch den Kopf, und ich kam zu der Einsicht, daß es keinen
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