127 - Die Müll-Monster
dem Absatz, von dem aus sie
die Tür der rechts liegenden Wohnung überblicken konnte, zögerte sie. Ihre
Blicke suchten Boden und Wandleisten ab.
Keine Würmer!
Wie angeklebt hingen ihre Blicke an
Ritzen, in die sie vorhin gekrochen waren.
Wie eine unsichtbare Wand stemmte sich ihr
die Angst entgegen. Das war eine richtige Phobie! Monika hatte schon von
Menschen gelesen, die den Anblick einer Spinne oder einer Schlange nicht
ertragen konnten. Schon eine Abbildung reichte aus, um sie in Angst zu
versetzen.
Genauso war es jetzt bei ihr.
Ihre Haare sträubten sich, als sie die Tür
passierte und schließlich über die Treppe nach unten rannte. Sie atmete auf,
als sie ins Freie stürzte.
Ihr Wagen, ein dunkelroter Renault, stand
noch am Straßenrand.
Monika Seger schloß die Tür auf. Da sie keinen Blick nach oben warf, bemerkte sie auch
nicht, daß hinter dem Vorhang des dunklen Wohnzimmers in der ersten Etage der
rechts liegenden Wohnung eine Gestalt stand und ihr nachblickte.
Norbert Berger verließ Sekunden später die
Wohnung. Als der Renault Monika Segers abfuhr,
verließ er durch die Hoftür das Haus, eilte auf die Garage zu und startete
seinen grauen VW.
Er war Monika Seger auf den Fersen...
*
Unruhig warf sie den Kopf hin und her. Sie
sah einen tiefen Schacht vor sich, und ein dumpfes Dröhnen erfüllte ihren
Schädel.
Wieso kam sie an den Schacht? Was wollte
sie hier? Sie war doch im Wald und pflückte Blumen...?
Kirsten Monk zuckte zusammen. Wie ein
Blitz fuhr es in ihr Bewußtsein.
Sie konnte sich nicht bewegen, sie konnte
nichts sehen!
Was war passiert?
War sie blind und gelähmt?
Panik erfaßte sie. Das Fotomodell riß die
Augen auf und preßte sie wieder zusammen. Die tiefe Dunkelheit blieb.
Kirsten wollte schreien, aber erst jetzt
erfaßte sie, daß etwas in ihrem Mund steckte. Ein Knebel! Sie war gefesselt und
geknebelt?!
Es vergingen drei Minuten, ehe sie sich
über ihre unerklärliche Lage Gewißheit verschafft hatte.
Sie hockte in einem Verließ und entsann
sich, daß beim Aufenthalt im Wald plötzlich ein Schmerz und dann Dunkelheit um
sie herum aufgetreten waren.
Man hatte sie niedergeschlagen und
entführt!
Katrin! Der Gedanke an das Mädchen
beunruhigte sie.
Kirsten Monk nahm ihre ganzen Kräfte
zusammen. Sie riß und zerrte an ihren Fesseln, versuchte mit der Zunge, den
Knebel aus dem Mund zu stoßen. Weder der Knebel fiel, noch lockerten sich die Fessel.
Wenn sie nur wüßte, wo sie sich befand...
Was war das?
Ein Geräusch?
Ein leises Wimmern. Wie von einem Kind.
Katrin!
Kirsten Monk rief den Namen des Mädchens,
aber nur ein dumpfes, unartikuliertes » Mhmmuuinnn «
entfloh ihrer Kehle.
Die junge Dame bewegte sich. Sand rieselte
zwischen ihren Fingern herab. Die Wand hinter ihr war nackte Erde. Wie eine
frischausgehobene Grube.
Glühendheiß durchfuhr es Kirsten.
Hatte man sie in ein Erdloch gesperrt?
Weshalb hielt ihr unbekannter Widersacher
sie gefangen?
Kirsten richtete den Oberkörper auf und
lehnte den Kopf zurück.
Sie fühlte krumigen Sand in ihren Nacken rieseln.
Den Blick aufwärts gerichtet begann sie,
sich langsam an der Grubenwand entlangzuschieben. An Aufstehen war nicht zu
denken. Die Hände waren an ihre angewinkelten Beine geknüpft, so daß es
unmöglich war, ihre Lage zu verändern.
Auch der Boden war sandig und feucht.
Millimeter für Millimeter rutschte sie
weiter.
Sie atmete kurz und flach, und vor ihren
Augen tanzten dunkle Kreise. Sie fühlte sich schwach und überanstrengt.
Aber sie machte weiter.
Katrin? Sie rief den Namen laut, aber nur
ein leises Wimmern erfolgte hinter dem Knebel, der ihren Mund verschloß.
Die kleine Gestalt neben ihr regte sich.
Katrin! Es gab keinen Zweifel. Der
Unmensch, der sie hier festhielt, hatte auch das Mädchen gekidnappt.
Ein Erpresser, der Lösegeld für sie haben
wollte?
Dieser Gedanke schien Kirsten mit einem
Mal nicht mehr so absurd. Etwas anderes konnte sie sich nicht vorstellen.
So gern hätte sie Katrin getröstet und ihr
gesagt, daß sie keine Angst zu haben brauchte. Doch diese Möglichkeit war ihr
verwehrt.
*
Larry Brent und Peter Torell sahen sich um. »Hier ist niemand«, bemerkte X-RAY-3. Sie waren noch mal hierher gekommen , nachdem er vor zwei Stunden schon alle
Restaurants abgeklappert hatte, die in Wald- und Seenähe standen.
Doch Kirsten Monk und Katrin Torell waren nirgends eingekehrt.
Nun waren sie noch mal hier an der
Müllkippe. Torell und Brent
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