127 - Rosemaries Alpträume
der Psychologe.
„Eben. Dann bleiben wir hier. Mal sehen, was passiert."
„Was sollte denn passieren?" fragte Heino Spazzek unsicher.
„Abwarten!"
Plötzlich gab es einen Krach - und aus dem Nichts regnete es faustgroße Felsbrocken. Sie krachten gegen die Käfige und Vogelbauer, gegen die Aquarien und Terrarien. Die Vögel und Affen kreischten aufgeregt, und ein Aquarium zerbarst.
„Du lieber Himmel!" rief der Verkäufer erschrocken.
Aber es kam noch schlimmer. Die Felsbrocken, die aus dem Nichts zu kommen schienen, wurden immer größer. Ein Felsstein durchschlug einen großen Vogelkäfig. Die kleinen Vögel stoben erschrocken auseinander und flatterten ins Freie, wo sie sich auf einmal in Luft aufzulösen schienen. Sie waren einfach verschwunden.
Aber das bemerkte nur Rose. Heino Spazzek war in Deckung gegangen, und der Verkäufer suchte sein Heil in der Flucht.
„Ein Erdbeben!" rief er immer wieder. Schon wieder ein Erdbeben!"
Weitere Aquarien zerbarsten. Das herausschwappende Wasser verschwand mitsamt den Fischen im Nichts. Ein Affenkäfig kippte um und löste sich mit allen Tieren darin in Luft auf.
„Toll!" rief Psycho-Rose verzückt. „Einfach toll!"
Du hast mich belogen, Rose! hörte sie die strengen Gedanken ihres Herrn und Meisters. Psycho-Rose mimte scheinheilig Bedauern - gab vor, daß sie nicht hätte ahnen können, welche Schrecken ihre kleine Notlüge auslösen würde.
„Ich wußte doch nicht, was mit all diesen kleinen niedlichen Tieren geschehen würde", sagte sie laut vor sich hin, um ihre geheimsten Gedanken nicht zu verraten. Gleichzeitig zerstörte sie mit einer Eisenstange sämtliche Aquarien, die noch heil geblieben waren; denn es regnete keine Felsbrocken mehr aus dem Nichts. Sie hielt erst inne, als Heino Spazzek ihr die Eisenstange gewaltsam entriß. Als sie ins Freie traten, wurden sie von einer sensationslüsternen Menge empfangen. Psycho-Rose ließ sich von den mitfühlenden Menschen ausgiebig bedauern, und man feierte den blassen, am ganzen Körper zitternden Heino Spazzek als Helden und Lebensretter.
Der Psychologe aber konnte sich über die Ovationen nicht recht freuen. Irgendwie wußte er, daß Rose mit diesem unerklärlichen Ereignis im Zusammenhang stand. Sie schien es ausgelöst zu haben. Und zum erstenmal kam ihm der Gedanke, daß sie vielleicht mit einer dämonischen Macht im Bunde war - so unsinnig das auch klang.
„Du hast keinen Grund, Roses Psycho böse zu sein, Dorian", erklärte Olivaro. „Durch ihre Lüge hat sie uns das Leben gerettet. Sieh nur, wie die Kretins fliehen!"
In der Tat. Die ins Riesenhafte gewachsenen Wellensittiche, Papageien und Brieftauben schienen auf Malkuth zudem noch zu aggressiven Raubvögeln geworden zu sein. Sie stürzten sich wahllos auf alles, was sich bewegte, schlugen mit ihren Schnäbeln auf die Janus-Kretins ein, packten sie mit ihren Fängen und flogen mit ihnen fort. Ebenso hetzten überlebensgroße Hamster und Meerschweinchen hinter den in Panik fliehenden Mißgestalteten her. Etliche der Janus-Kretins ertranken zwischen den zuckenden Leibern riesiger Aquariumfische, als sich plötzlich aus dem Nichts wahre Sturzbäche ergossen.
So schnell der Spuk begonnen hatte, so urplötzlich war alles wieder vorbei.
Dorian und Olivaro standen auf dem Sockel des Opferturms. Nur wenige Trümmer waren vom Ys- Spiegel nicht absorbiert worden und lagen vereinzelt herum. Ein Felsbrocken hatte den flüchtenden Cope erwischt, doch nur leicht verletzt. Olivaro half ihm auf die Beine.
Dorian suchte die Umgebung nach Coco, Rose und Lillom ab, ohne eine Spur von ihnen zu entdecken. Er fragte in Gedanken bei Psycho-Rose an, ob sie ein Mädchen in einem roten Kleid und eine schwarzhaarige Frau mit grünen Augen in ihrer Umgebung sehen könnte - Lilloms Aussehen beschrieb er bewußt nicht.
Doch Psycho-Rose erklärte, daß sich in der gaffenden Menge bei der Tierhandlung niemand befinden würde, auf den diese Beschreibungen paßten.
Irgendwie hatte Dorian gehofft, daß Rose und Coco mit den Felstrümmern zur Erde abgestrahlt worden waren. Nach Psycho-Roses negativer Auskunft mußte er annehmen, daß sie von den JanusKretins entführt worden waren.
Wann holst du mich endlich? wollte Psycho-Rose wissen.
Ich hoffe ehrlich, daß ich es bald tun kann, antwortete Dorian.
Er mußte nun erst einmal Rose finden, damit er den Tausch vornehmen konnte. Trage inzwischen weitere persönliche Dinge von Rose zusammen!
Psycho-Rose antwortete ihm,
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