127 - Rosemaries Alpträume
nicht lange und stürmte ins Freie. Sie riß dem überraschten Mädchen die Schnur aus der Hand und lief mit dem Schlitten davon.
„Das ist mein Schlitten!" rief das Mädchen und lief weinend hinter ihr her.
„Rose!" ertönte da die Stimme ihrer Mutter.
Psycho-Rose ließ den Rodelschlitten stehen und ging zu ihrer Mutter.
„Was machst du denn da?"
„Ich hatte geglaubt, es wäre mein Rodelschlitten", antwortete Psycho-Rose scheinheilig. „Deshalb schlich ich mich aus dem Zimmer, um ihn mir zurückzuholen."
Margot hatte keinen Grund, Rose nicht zu glauben. Sie war froh, daß Rose nichts Schlimmeres angestellt hatte.
Und Psycho-Rose hatte ein Alibi.
Wieviel Kram muß ich denn noch zusammentragen? fragte Psycho-Rose in Gedanken.
Es ist genug, hörte sie ihren Herrn und Meister antworten.
Psycho-Rose triumphierte. So allmächtig wie dieser Dorian Hunter tat, war er gar nicht; und so manches, was sie tat und dachte, blieb auch ihm verborgen.
Der Psycho nahm sich aber vor, auch weiterhin zum Schein auf Dorians Forderungen einzugehen und so zu tun, als ob er seine Befehle getreu befolgte. In Wirklichkeit arbeitete Psycho-Rose aber auf die Verwirklichung ihrer eigenen Plärre hin.
Sie kamen in ein Gebiet, in dem unzählige grobbehauene Felsblöcke standen. Manche der Felsen waren wuchtig, andere wieder glichen Türmen. Sie erinnerten Dorian an die Langsteine des Megalithikums. Aber diese Felsblöcke waren nicht nur Symbole einer archaischen Kultur, nicht nur Götzenbilder; sie dienten nicht nur dem Zweck, die magischen Entladungen abzulenken. In den Quadern und Langsteinen waren Öffnungen zu sehen. Dahinter schienen sich Höhlen zu befinden. Dorian versuchte, das Ende dieses Steinfelder, zu erspähen, doch es dehnte sich nach allen Seiten hin aus und reichte bis zum Horizont. Es mußten Zehntausende solcher Felsen sein.
„Was hat das zu bedeuten?" fragte der Dämonenkiller.
„Diese Felsgebilde stehen schon seit urdenklichen Zeiten", erklärte Olivaro. „Seit ich Malkuth verlassen habe, hat sich hier nichts verändert. Fast alle die Felsblöcke sind ausgehöhlt. Janus-Kretins suchen hier Unterschlupf, wenn sie vom
Berg der Berge
kommen. Die meisten von ihnen ziehen bald wieder weiter, aber viele werden hier auch seßhaft. Zu meiner Zeit haben hier stets einige hunderttausend Mißgestalten gewohnt."
Dorian ließ seine Blicke über das Steinfeld gleiten. Manche der Felstürme waren so hoch wie ein fünfstöckiges Haus. Zu den höher gelegenen Öffnungen führten entweder primitive Steintreppen hinauf, oder es waren einfach Baumstämme an den Fels gelehnt worden, über die man in die oberen Höhlen gelangen konnte.
Kein Lebewesen war zu sehen.
„Müssen wir da hindurch?" erkundigte sich der Dämonenkiller unbehaglich.
„Natürlich", antwortete Lillom schnell. „Wir haben es eilig. Ich möchte den
Berg der Berge so
schnell wie möglich erreichen. Ein Umweg würde uns zu viel Zeit kosten."
„Dein Psycho hat recht", bestätigte Olivaro. „Außerdem könnten wir in einem verlassenen Felshaus Rast machen."
„Los, gehen wir weiter!"
Lillom ging voran. Nach einigen Schritten drehte er sich um und winkte ihnen.
„Ich fürchte mich", sagte Rose und drängte sich an Coco.
„Wir werden dich schon beschützen, Rose", sagte Coco.
Sie erreichten die ersten Felsgebilde. Noch immer ließ sich kein Lebewesen sehen; nicht einmal streunende Tiere waren zu erblicken. Dafür lag überall Unrat herum. Es stank erbärmlich. Aus meterhohen Misthaufen ragten Knochen und ganze Skelette heraus.
Lillom hob einen menschlichen Totenkopf auf und zeigte ihn ihnen. Er drehte ihn herum. Der Totenschädel hatte auch auf der Rückseite ein Gesicht.
„Der Schädel ist makellos. Er kann nicht von einem Janus-Kretin stammen", sagte er gutgelaunt. „Er muß von einem normalen Januskopf stammen - um einen von tausend!"
Olivaro gab einen unartikulierten Laut von sich und machte Anstalten, sich auf Lillom zu stürzen.
Dorian hielt ihn zurück.
„Laß dich nicht von ihm provozieren!" redete Dorian ihm zu. Er deutete auf einen Felsturm, der gut zwanzig Meter hoch war, einen Durchmesser von etwa sieben Metern hatte und einen Einstieg in Kopfhöhe besaß. „Wie wäre es damit?"
„Zuerst müssen wir uns vergewissern, daß der Turm unbewohnt ist", sagte Olivaro.
„Ich melde mich freiwillig", bot sich Lillom an und kletterte durch die Öffnung.
Sie hörten seine Schritte darin verhallen. Nach wenigen Minuten steckte erden
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