127 - Rosemaries Alpträume
Kretins. Sie waren schon immer Kannibalen."
Dorian schauderte und überlegte, wie sie der Falle entrinnen konnten.
„Wieviel Zeit haben wir noch?" fragte er.
„Es kann jeden Augenblick losgehen", erklärte Cope. „Ich kann mich zwar nicht orientieren und sehe auch nicht mehr - aber ich habe gehört wie diese Bastarde sagten, daß sie euch in den Opferturm gesteckt haben."
Also hat uns Lillom doch verraten dachte Dorian.
Du bist in Gefahr? hörte er plötzlich Psycho-Roses Gedanken. Kann ich dir helfen?
Nein, lehnte Dorian ab. Ich wird schon allein damit fertig.
Aber ich will nicht, daß dir etwa zustößt.
Wo bist du? fragte Dorian.
Das geht dich nichts an.
Rose!
„Wie wollen uns die Janus-Kretin beikommen?" erkundigte sich Dorian.
„Sie werden den Turm zum Einsturz bringen, so daß die Felsmassen uns mundgerecht zermalmen", antwortete Cope.
Dorian nickte grimmig und holte den Ys-Spiegel hervor. Cope schien dessen Ausstrahlung wahrzunehmen, denn obwohl er nichts sehen konnte, schossen seine Hände plötzlich vor. Dorian brachte den Spiegel aus seiner Reichweite. Olivaro mußte den renitenten Januskopf gewaltsam bändigen. Dorian befahl in Gedanken Psycho-Rose, daß sie sich, wo immer sie sich in diesem Moment auch befand, schleunigst ins Freie begeben sollte.
Gut. Ich bin jetzt auf der Straße. Was nun?
Begib dich in ein unbebautes, unbewohntes Gebiet! Ist ein Feld oder ein Park in deiner Nähe?
Ich bin schon auf dem Weg dorthin.
Die Janus-Kretins stimmten einen schaurigen Gesang an.
„Coco!" rief Dorian. „Komm mit Rose und Lillom zu mir! Der Turm kann jeden Augenblick einstürzen."
„Wir kommen!" rief Coco zurück.
Der unheimliche Gesang der Mißgestalteten schwoll immer mehr an, wurde lauter, entwickelte sich zu einem hysterischen Gekreische.
„Sie wollen mit ihrem Gesang den Turm zum Einsturz bringen“, erklärte Olivaro. „Jetzt kann uns nur noch dein Ys-Spiegel retten, Dorian."
Der Turm bebte bereits unter dem Geheul der Janus-Kretins. Die Wände begannen immer stärker zu vibrieren, und bekamen Sprünge.
„Coco, schnell!" rief Dorian und hielt den Ys-Spiegel über sich.
„Dorian, eine Wand stürzt ein!" Cocos Stimme kam aus dem Schneckengang. Ihr folgender Schrei ging im Getöse unter.
Dorian wollte in ihre Richtung eilen, doch Olivaro hielt ihn zurück.
Von der Decke lösten sich die ersten Felsbrocken und fielen herab; sie wurden von der magischen Sphäre des Ys-Spiegels verschluckt. Dann stürzte der gesamte Turm mit einem ohrenbetäubenden Krach ein.
Dorian dachte an Coco und hoffte, daß sie sich noch rechtzeitig mit Rose durch das Loch in, der Mauer in Sicherheit gebracht hatte.
Der Dämonenkiller blickte hoch. Die tonnenschweren Gesteinsbrocken sanken wie in Zeitlupe herab und wurden immer kleiner, je näher sie dem Ys-Spiegel kamen, in dem sie verschwanden.
Toll, einfach toll! hörte er Psycho-Roses Gedanken.
Dorian wußte, daß die Trümmer des Turmes in Psycho-Roses Nähe herauskommen mußten; nur konnte er sich nicht vorstellen, was sie daran so faszinierte.
Plötzlich geschah aber etwas, das eine furchtbare Ahnung in ihm aufkommen ließ.
Als die letzten Felstrümmer vom Ys-Spiegel absorbiert worden waren, flatterte ein riesiger Vogel mit buntem Gefieder aus dem Spiegel. Dorian erkannte, daß es sich um einen Papagei handelte - der allerdings mehr als zehnmal so groß wie ein normaler Papagei war. Dem Papagei folgten weitere Kleintiere, die auf Malkuth zu geradezu gigantischer Größe wuchsen.
Du hast mich belogen, Rose, dachte Dorian streng. Wo befindest du dich?
In einer Zoologischen Handlung. Heino möchte mir zu Weihnachten ein Haustier schenken.
„Na, Rose", sagte der Psychiater wohlwollend, „was wünschst du dir? Einen Papagei oder ein Meerschweinchen? Vielleicht gar ein kleines Äffchen?"
Psycho-Rose rümpfte die Nase.
„Eine Viper oder ein Skorpion wären mir lieber", sagte sie. „Eine Vogelspinne würde es aber auch tun."
Heino Spazzek lachte gezwungen.
Der Verkäufer machte ganz erstaunte Froschaugen.
„Wie wär's mit einem Aquarium?" schlug er vor.
„Sie haben eine große Auswahl", meinte Rose versonnen und legte den Kopf schief, als lauschte sie einer unhörbaren Stimme.
„Was ist, Rose?" fragte Heino Spazzek besorgt.
„Ich überlege mir gerade, ob wir nicht sofort ein unbewohntes Gebiet aufsuchen sollten", sagte Rose lächelnd. „Was sagst du dazu?"
„Ehrlich gestanden, ich halte das für eine verrückte Idee", sagte
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