1270 - Der Rettungsplan
er. Der Atem der Tiefe streift mich.
Wenn die Theorie mit den 150.000 Kilometern nicht stimmte, dann mußten sie etwas unternehmen, um die Artefakte in den Museen zu schützen, die ihnen noch geblieben waren.
Der Archivar bewegte sich unruhig auf der Scheibe. Er fühlte sich nicht wohl, und die Scheibe begann sich gegen einen aufkommenden Sog zu stemmen. Der kalte Wind," der plötzlich über dem Land lag, ließ ihn frösteln. Er zog sich von dem verschwundenen Hain zurück.
Der Sog zerrte die Flugscheibe in Richtung des Zentralmuseums. Der Archivar bekam Bedenken, ob nicht alles zu spät war. Das Neutrum hatte seine „Finger" im Spiel. Und neue Meldungen, die er mit dem Funkgerät der Scheibe empfing, sagten ihm, daß die verhaßten RZI daran schuld waren. Sie hatten die Lichtebene verlassen und überließen das Tiefenland seinem Schicksal.
Der Sog wurde stärker und kräftiger und riß ihn fast von der Flugscheibe herunter. Er drückte sie dicht an den Boden und flog durch das Gras. Dann blieb die Scheibe hängen, und er wurde herabgeschleudert und lange Zeit durch das Gras gezogen, bis der Sog abebbte. Er richtete sich langsam auf und stand am Rand des Nichts.
„Verschwinde endlich von hier", keifte der Zyrmii auf seinem Rücken. „Wozu leben wir in Symbiose, wenn du uns unablässig in Lebensgefahr bringst?"
Der Alesterwane gab keine Antwort. Er setzte seinen Weg schweigend fort. Und nach einem Umweg, der fast einen halben Archiv-Tag in Anspruch nahm, erreichte er endlich den ungeordneten Haufen zitternder und verwirrter Artgenossen. Diesmal waren sie alle gekommen. Die Katen waren ihnen nicht mehr sicher genug, soweit es sie noch gab. Die Archivare faselten durcheinander, aber jeder für sich.
„Die Museumstransmitter sind unsere Rettung", verkündete Gluschuw. Da er Kontakte zu vielen Fremden gehabt hatte, fiel es ihm am leichtesten, die innere Kommunikationshemmung zu überwinden. „Wenn es uns gelingt, ein paar der Transmitter zu aktivieren und auf den Transmitterdom einzujustieren, sind wir gerettet."
„Und was wird aus den Artefakten?" Drovhon-Kwellink tobte regelrecht. „Wer schützt sie? Ist es nicht unsere vornehmste Grauaufgabe, die Artefakte für die Grauen Lords zu bewachen und zu pflegen?"
„Die Artefakte sind bald verschwunden, wenn der Auflösungsprozeß weitergeht, Drovhon", sagte Gluschuw. „Am besten, wir nehmen alle beweglichen Artefakte mit!"
„Folgt mir!" rief der Archivar und stellte zu seiner Erleichterung fest, daß alle seiner Aufforderung Folge leisteten. Sie verteilten sich über alle Museen des Landes, und nach wenigen Archiv-Tagen war das Unglaubliche geschafft. Alle beweglichen Artefakte, die die Grauwerdung bereits entkonserviert hatte, standen für den Abtransport durch die Transmitter bereit.
Dann jedoch kam Pirx. Der Bote der Grauen Lords führte Gluschuw-Nasvedbin hinaus zwischen die Distelwälder. Die dunklen Löcher und gähnenden Tiefen waren verschwunden. Die Haine waren zurückgekehrt und mit ihnen die Katen und die Museen.
„Ihr seid zu nervös", belehrte Pirx den Archivar. „Ihr hättet doch wissen müssen, daß sich solche Instabilitäten von selbst wieder beheben. Die Maschinen des Neutrums arbeiten zuverlässig. Sie können den Transmitterdomen und ihrer Umgebung nichts anhaben. Kleine Zwischenfälle sind ohne Bedeutung."
Wohin verschwinden die Ländereien? wollte Gluschuw fragen, aber er unterließ es. Er ließ Pirx stehen und suchte auf dem schnellsten Weg seine Kate auf, um sich darin zu verkriechen. Er wollte nichts mehr sehen und hören. Was kümmerte es ihn, daß jetzt ganz Schatzen von losgelassenen Artefakten nur so wimmelte. Sollten sich die anderen darum kümmern.
Der Archivar betrat seine Kate und fuhr mit einem Entsetzensschrei zurück. Jemand hatte sein Heim entweiht und war eingedrungen. Er sah ein Wesen in einem Raumanzug, so groß wie er selbst. Es gab keinen Zweifel, es konnte sich nur um einen Raumanzug handeln. Um etwas wie die TIRUNS, die die Ritter der Tiefe getragen hatten, die jetzt Lordrichter waren.
Vorsichtig näherte sich Gluschuw-Nasvedbin dem am Boden Liegenden und betastete den runden Helm. Er fand einen Verschluß und öffnete ihn. Mit einem einzigen Ruck zog er den Helm ab.
Er blickte in die gebrochenen Augen eines völlig fremdartigen Wesens. Ein Schwall übelriechender Gase schlug ihm entgegen und trieb ihn hinaus. Es stank nach Ammoniak und Schwefel. Erst, als sich der Geruch verflüchtigt hatte, kehrte der
Weitere Kostenlose Bücher