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1271 - Die Geister, die sie rief

1271 - Die Geister, die sie rief

Titel: 1271 - Die Geister, die sie rief Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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bei jedem Schritt, aber er fiel nicht. Er ging weiter. Sein rechter Arm hing noch an seinem Körper, nur kam er ihm vor wie ein fremdes Teil. Er hätte es bewegen können, doch er wäre bei dem Versuch vor Schmerzen wahnsinnig geworden, und deshalb ließ er es unter allen Umständen bleiben. So konnte es nicht weitergehen.
    Sliggy schleppte sich voran. Wenn er die Luft ausatmete, hörte es sich an, als würde eine Pfeife in seiner Kehle stecken. Jeder Schritt wurde zu einer Qual. Er schlurfte über den Boden und riss sich wahnsinnig zusammen.
    Was im Normalfall eine lächerlich kurze Distanz war, gestaltete sich für ihn zu einer Horror-Tour.
    Nie hätte Sliggy gedacht, dass selbst beim Auftreten noch Schmerzen in seinen Arm hinein und hoch bis zur Schulter schießen würden. Aber alles hing irgendwie zusammen, und er musste sich da durchbeißen.
    Er musste in die Baracke. Nicht allein wegen Camilla, sondern auch wegen einer anderen Sache, die ebenfalls wichtig war. Möglicherweise sogar am Wichtigsten.
    Vor der Tür blieb er stehen und ruhte sich erst mal aus. Er stützte sich ab, atmete durch und stellte dabei fest, dass die Blonde die Tür wieder geschlossen hatte. Er hörte aus dem Innern der Baracke nichts. Das konnte auch an ihm liegen, weil er einfach zu heftig atmete. Jedenfalls wuchs die Angst um Camilla.
    Die Tür konnte er nur mit der linken Hand öffnen. Auch das würde ein Problem werden, aber er musste es schaffen. Der Griff war schnell gefunden, was dann kam, war nicht einfach, denn auch die Bewegungen an der linken Seite verursachten Schmerzstöße in seinem rechten Arm und trieben ihm wieder Tränen in die Augen.
    Aber er hielt verbissen durch.
    Er kämpfte und bekam die Tür auch auf.
    Die Flamme der Kerze war nicht erloschen. Beim ersten Hinsehen bereits sah er sie als Totenlicht, das einer Person heimleuchtete, die wie eine starre Wachsfigur im Sessel lag mit zur Seite geneigtem Kopf und bei Sliggy einen Schock hinterließ.
    Er glaubte nicht daran, dass sie sich nur zum Schlafen hingelegt hatte. Nein, hier war etwas anderes passiert. Etwas Grauenhaftes. Camilla lebte nicht mehr. Zum ersten Mal in seinem Leben fühlte sich der junge Mann mit dem Tod so direkt konfrontiert. Es war nicht die erste Leiche, die er zu Gesicht bekam, aber zu den anderen hatte er keine Beziehung gehabt. Das war hier anders. Auch wenn er es ihr nicht so recht gesagt hatte, Camilla war für ihn der einzige Halt gewesen, und den hatte ihm die blonde Killerin brutal genommen.
    Die Gefühle, die ihn plötzlich erfassten, verdrängten sogar die Schmerzen in seinem rechten Arm.
    Sie waren viel stärker. Eine große Trauer stieg in ihm auf. Er musste tatsächlich weinen, und diesmal wegen der alten Camilla.
    Irgendwann ging er weiter. Das war kein normales Gehen, er tappte mit kleinen Schritten nach vorn, weil er sich die Frau unbedingt anschauen wollte.
    Er musste sie aus der Nähe sehen. Er wollte wissen, was man ihr genau angetan hatte. Einen Schuss hatte er nicht gehört. Vielleicht hatte das verfluchte Weib ein Messer genommen. Bei diesem Gedanken rann es kalt über seinen Rücken hinab.
    Dann durchfuhr ihn eine Hoffnung. Es konnte ja sein, dass Camilla nicht tot war, nur bewusstlos.
    Vielleicht hatte sie Glück gehabt. Welches Interesse hätte die Blonde auch daran haben können, eine so alte Frau zu töten?
    Er geriet in den Schein der Kerze hinein und stellte fest, dass der Deckel der alten Truhe nicht mehr auf dem Unterteil lag. Es war Sliggy nicht bekannt, was Camilla in der Truhe verwahrte. Sie hatte daraus immer ein Geheimnis gemacht und auf entsprechende Fragen nur erklärt, dass es bestimmte Ingredienzien seien, die man einfach haben müsse, um bestimmte Dinge in Bewegung zu bringen.
    Sliggy warf einen kurzen Blick in die Truhe hinein. Was dort lag, interessierte ihn nicht besonders, denn Camilla war für ihn wichtiger. Seine Lippen zuckten. Er hatte Mühe, die Tränen zurückzuhalten, als er sie mit dem nächsten Schritt erreichte.
    Das Licht der Kerze ließ ihr Gesicht anders aussehen. Aber es lag nicht nur an dem Schein, dass die Züge einen anderen Ausdruck bekommen hatten. Die unnatürliche Haltung des Kopfes, der offene Mund, der eine bestimmte Starre zeigte, die sich auch auf dem Gesicht ausbreitete, ebenfalls in den Augen. Sliggy hob langsam seinen gesunden linken Arm und wischte über seine Augen. Er zog die Nase hoch, schluckte und schluchzte zugleich.
    »Scheiße, das ist eine verfluchte Scheiße!«,

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