1273 - Upanishad
Mächtigkeitsballung ESTARTU zu tun haben", riet ich. „Aber da gibt es viele Themen. Ich bin kein Hellseher. Sprich Klartext, Gershwin!"
„Ich will dich an etwas erinnern, Tiff", erklärte Homer ernst. „Denk bitte an den fünfzehnten August zurück!"
„Diesen Jahres?" fragte ich, um Zeit zu gewinnen, denn in diesem Jahr war so vieles auf mich eingestürmt, daß ich im Moment nicht wußte, was am 15. August Besonderes gewesen sein sollte.
„Aber, Tiff!" erwiderte Homer.
Ich runzelte die Stirn und blickte dabei durch die transparente Kanzel des Gleiters nach draußen. Terrania City lag inzwischen hinter uns. Am Horizont in Flugrichtung glaubte ich die silbrig schimmernde Fläche des Goshun-Sees zu sehen.
Plötzlich fiel mir ein, worauf Homer anspielte.
Am 15. August dieses Jahres war Tschomolungma, die erste Upanishad-Schule in der Milchstraße, eröffnet worden - und ich hatte mich von Homer breitschlagen lassen, meine Aufnahme als Shad zu beantragen. Während der Eröffnungsfeier hatte Stalker mich feierlich als ersten Schüler der Tschomolungma vor Publikum begrüßt.
„Du weißt genau, daß meine Aufnahme als Shad nur eine politische Geste war, Homer", sagte ich verärgert. „Ich sagte dir gleich, daß ich nicht vorhabe, mich jemals zum Shan ausbilden zu lassen. Für solche Dinge habe ich gar keine Zeit. Versuche also nicht, mir einzureden, ich hätte mich zu etwas verpflichtet!"
„Alles entwickelt sich und alles fließt", meinte Homer philosophisch. „Manches bekommt im nachhinein eben eine andere Bedeutung als im vorhinein. Stalker hat mir jedenfalls diskret zu verstehen gegeben, daß er betrübt darüber wäre, daß du bisher noch keine Zeit gefunden hast, dich um deine Upanishad-Ausbildung zu kümmern."
„Soll er ruhig betrübt sein", entgegnete ich wegwerfend. „Er wird darüber hinwegkommen."
„Aber du weißt, wie Stalker ist!" sagte Homer beschwörend. „Wenn er sagt, er wäre über etwas betrübt, dann umschreibt er auf diplomatische Weise nur, daß die Sache für ihn ein Affront ist. Im Interesse unserer politischen und wirtschaftlichen Beziehungen zur Mächtigkeitsballung ESTARTU wäre es wirklich außerordentlich wichtig, daß du deine Absicht revidierst und das bißchen Training auf dich nimmst. Schaden wird es dir auf keinen Fall."
„Hm!" brummte ich.
Ich wußte, was für ein Schlitzohr Homer war. Dennoch konnte ich nicht umhin, seine Argumentation als fair anzuerkennen. Schließlich würde mir ein bißchen Training wirklich guttun. Außerdem ging mir eben auf, daß es da noch einen anderen Aspekt gab. Ich sollte genau wissen, was für Lehren und Sportarten in der Tschomolungma betrieben wurden.
Als Galaktischer Rat müßte ich sachkundig über solche Dinge reden können.
„Nimm dir doch einfach mal das nächste Wochenende Zeit, um dich dort oben umzusehen!" bat mich Homer. „Schnuppere einfach mal in den Betrieb hinein! Betrachte das Ganze als kleine Fitneßkur!"
Ich gab mir einen Ruck.
„Du hast mich überredet, Homer", kapitulierte ich.
3.
Am 15. August war ich per Transmitter in die Tschomolungma gekommen. Deshalb hatte ich die Schule gar nicht von außen gesehen. Ich kannte sie nur aus mehr oder weniger abfälligen Beschreibungen in den Medien und wußte, wo sie stand: auf dem eigens dafür planierten Gipfel des Mount Everest.
Aber obwohl ich die Tschomolungma nicht gesehen hatte, wußte ich detailgenau, wie sie aussah. Vor vielen Jahren hatte ich nämlich eine Delegation der Blues-Völker persönlich auf einer Sightseeing-Tour auf Terra und Mars begleitet - und irgendein heller Kopf des Kultusministerium hatte in unser Reiseprogramm die Besichtigung von Schloß Neuschwanstein geschmuggelt, eines Alptraums aus weißem Marmor auf steilen Felsen mit Türmen, Zinnen, Altan und Söllern, dessen Anblick mir die Haare zu Berge stehen ließ. Seltsamerweise waren die Blues davon begeistert gewesen. Jahre später hatte ich zufällig erfahren, daß es inzwischen auf allen ihren Hauptwelten Kopien dieses Schlosses gab. Vielleicht war ich nur nicht romantisch genug, um einen solchen Baustil zu würdigen.
Kurz und gut: Schloß Neuschwanstein gesehen - die Tschomolungma gesehen!
Dennoch gab ich mich nicht damit zufrieden. Je näher das Wochenende rückte, das ich in der Upanishad-Schule verbringen wollte, um so stärker wurde mein Drang danach, mir das Bauwerk vorher einmal aus der Nähe anzusehen.
Als ich am Freitag davor zur Einweihung eines galaktischen
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