1278 - Das Mord-Gespenst
Reaktionsfähigkeit, bekam im ersten Moment den Mund nicht mehr zu, als er sah, wer da vor ihm stand.
Das war er!
Das war Toby Truth!
Das musste er einfach sein, obwohl er aussah wie der Tod, der seine Sense bereits zum Schlag angehoben hatte…
***
Wir hatten uns durch den Wald gekämpft und waren uns manchmal vorgekommen wie Indianer auf dem Kriegspfad. Aber wir hatten bewusst den Weg gewählt, weil ich zumindest davon ausging, dass sich die Gestalt womöglich noch mal zeigte, denn hier im Wald hatte sie die beste Deckung.
Ich spürte in mir wieder den Motor. Das Gefühl ließ mich schneller gehen. Ich wollte es schaffen, und ich dachte auch an Suko, der allein unterwegs war. Die Richtung stand für uns fest. Wir mussten dorthin gehen, wo der Wald lichter war. Bill blieb immer dicht hinter mir, und ich hörte seinen heftigen Atem, der manchmal sogar meinen Nacken streifte.
Bill dachte über ein Problem nach, das ich bereits von mir gewiesen hatte. Er konnte es einfach nicht für sich behalten.
»Wieso, John, hat dein Kreuz nicht reagiert? Das hätte doch sein müssen!«
»Ich weiß.«
»Kennst du auch die Lösung?«
Ich ging etwas langsamer, sodass er zur mir aufschließen konnte. »Ich weiß nicht, ob es die Lösung ist, Bill, aber ich kann mir vorstellen, dass es mit der Göttin zusammenhängt.«
»Ischtar?«
»Ja, mit ihrer Kraft.«
»Und weiter?«
»Ist klar. Sie ist uralt. Sie ist älter als das Kreuz. Damit kann man sie nicht vertreiben.«
»Aber Toby ist nicht sie!« hielt er dagegen.
Wir waren inzwischen weitergegangen. »Das weiß ich auch, dass Toby nicht sie ist. Aber er hat sich voll und ganz auf sie konzentriert, und er wird von ihr etwas mitbekommen haben. Einen entsprechenden Kraftschub, der ihn auch resistent macht.«
»Dann haben wir keine guten Karten, befürchte ich.«
»Warte erst mal ab.« Mit ein paar Handbewegungen fegte ich die letzten Hindernisse zur Seite, und so hatten wir beide endlich freie Bahn, um wieder auf die Panzerstraße zu gelangen. Auch hier hatten sich die Spuren der schweren Fahrzeuge tief eingedrückt, aber das Ende der Straße war bereits in Sicht.
Und so sahen wir auch die Mauern des alten Zuchthauses, die teilweise noch sehr hoch waren, sodass unsere Sicht nicht eben die beste war.
Bill schüttelte den Kopf, als er sagte: »Da hat man wohl das Ding als Zielobjekt genommen.«
»Und ob.«
»Bei den dicken Mauern haben sie verdammt viel schießen müssen, denke ich.«
»Das kannst du laut sagen.«
Wir gingen weiter am Rand der Panzerstraße entlang. Der Boden war hier härter geworden. Es konnte sein, dass wir schon über das Fundament des Zuchthauses hergingen, aber das war im Moment nicht wichtig. Uns fehlte vor allen Dingen Suko, den wir noch nicht zu Gesicht bekommen hatten.
»Wo bleibt denn dein Mord-Gespenst?«, fragte Bill.
»Keine Bange, es wird noch erscheinen.«
»Wie unser Fanclub?«
»Damit rechne ich auch.«
»Die sind schon hier«, erklärte Bill und umging ein Mauerstück, das schräg und quer stand und uns so einen großen Teil der Sicht genommen hatte. Es änderte sich, als wir es hinter uns gelassen hatten. Jetzt war der Blick plötzlich frei, und der fiel genau auf einen alten Friedhof. Er war einfach nicht zu übersehen, denn aus dem alten Boden hervor ragten ebenfalls alte und verwitterte Grabsteine.
Auf den zweiten Blick erkannten wir, dass der Friedhof nicht leer war. Man hatte sogar offene Gräber geschaufelt, und aus einem schwebte, so unglaublich es war, eine Person, diese Ellen.
Aber das war nicht das wichtigste Bild, das uns präsentiert wurde. Es gab etwas viel Wichtigeres.
Vor einem Grab stand Suko. Zusammen mit dem Tod, der bereits seine Sense hinter Sukos Rücken geschwungen hatte…
***
Suko hatte sich gedreht. Er hatte alles gesehen. Der Anblick hatte ihn zunächst sprachlos gemacht, denn diese Gestalt sah einfach furchtbar aus. Wie der Hölle entstiegen oder einem monströsen Horrorfilm entschlüpft.
Suko sah auch die glänzende Klinge der Sense, die noch über dem Kopf der Gestalt schwebte. Toby Truth selbst war keine vermoderte Leiche, die über Jahre in der kalten Graberde gelegen hatte. Der Massenmörder hatte die Gestalt eines Skeletts angenommen. Er war mit der Sense bewaffnet, er war bereits zu seinen Lebzeiten als Tod zu den Menschen gekommen und hatte sich selbst auf dieses Aussehen festgelegt. Ob seine Knochen hart oder weich waren, fand Suko nicht heraus, er dachte jedoch an die
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