1278 - Der Elfahder
Verächtlichkeit dieser Welt hätte den Rücken kehren können.
Er hatte mit sich abgeschlossen. Mochte der Panish Panisha zu ihm sprechen, was er wollte. In wenigen Stunden war Volcayr, der Elfahder, tot.
*
„Ich, der Panish Panisha, heiße euch auf Mardakaan, dem Planeten der Spiele des Lebens, willkommen."
Nachdenklich musterte Reginald Bull die in ein grotesk buntes Gewand gekleidete Gestalt, die ihn von der Videofläche her anblickte. Das heißt: Von Anblicken konnte keine Rede sein. Das eiförmige Gesicht besaß keine Augen. Bunte Organtrauben wuchsen zu beiden Seiten des Schädels, und unter den farbenfrohen Kugeln, aus denen die Trauben bestanden, mochte sich wohl hier und da ein Sehmechanismus befinden. Ansonsten wies das Gesicht nur eine schlitzförmige Mundöffnung auf. Die Stimme des Ophalers kam nicht von dorther, sondern aus einem Gewirr von Lappen und Lamellen, die an der Basis des Halses einen kropfähnlichen Auswuchs bildeten.
Bull war mit der Terminologie des Permanenten Konflikts ausreichend vertraut, um zu wissen, was ein Panish Panisha, ein Lehrer der Lehrer, war. Wesen dieser Art hatten gewöhnlich den Vorsitz über eine Upanishad inne. Sie hatten die höchste Stufe der Kriegerweisheit erreicht. Über ihnen stand jeweils nur der Ewige Krieger, der als Herrscher über die betreffende Galaxis fungierte.
„Mir gefällt dein Willkommen nicht", sagte Reginald Bull. „Man empfängt Besucher, die freundlichen Sinnes und freundlichen Herzens kommen, nicht mit hypnotischen Gesängen."
Die Organtrauben zuckten. Aus dem Lamellengewirr kamen zischende Geräusche.
„Der Gesang des Willkommens wird allen zuteil, die unsere freundliche Welt besuchen", erklärte der Panish Panisha. Er sprach Sothalk, als sänge er eine Arie. Worte und Melodie seines Liedes hatten eine gewisse suggestive Wirkung, aber sie war nicht intensiv genug, als daß sie selbst einem unbedarften Zuhörer hätte gefährlich werden können. „Jeder wird von uns so empfangen. Die Kraft des Gesangs variiert lediglich mit der Bedeutung des Besuchers."
„Man hat uns fast umgeblasen", erklärte Reginald Bull sachlich. „Bedeutet das, daß du uns für bedeutende Besucher hältst?"
„Aber gewiß doch!" ereiferte sich der Panish Panisha. „Die Helden von Cloreon, die Kämpfer von Cepor geben uns die Ehre. Lange ist es her, seit Mardakaan so hohen Besuch erhielt."
Man wird nicht 2078 Jahre alt, ohne irgendwo entlang des Weges zu lernen, wie man die Gefühle beherrscht und ein starres Gesicht zeigt, selbst wenn einem die Überraschung das Innerste nach außen kehren will. Woher wußte der Ophaler von den Vorgängen auf Clöreon und im Cepor-System - Dingen, die sich vor kurzer Zeit in einer Entfernung von über zwei Millionen Lichtjahren abgespielt hatten?
„Ich wußte nicht, daß unser Ruf uns so weit vorausgeeilt war", sagte Bull.
„Nicht Ruf!" ereiferte sich der Panish Panisha. „Ruhm mußt du sagen. Ich höre, daß es unter euch zwei gibt, die die Faust des Kriegers tragen."
„Das ist richtig", antwortete Bull. „Was ist damit?"
„Es wird mir eine Ehre sein, sie zu begrüßen."
Das, fand Reginald Bull, war eine gute Gelegenheit, auf den Busch zu klopfen.
„Vielleicht lassen sie sich von dir begrüßen", antwortete er gelassen. „Warum, meinst du, sind wir nach Mardakaan gekommen?"
Der Gesang des Ophalers schien Überraschung auszudrücken.
„Ich empfinde deine Frage als merkwürdig. Ich habe bisher als sicher angenommen, daß ihr kommt, um euch am Spiel des Lebens zu beteiligen."
„Wir haben nichts dergleichen im Sinn" erklärte Bull. „Wir kommen, weil in deiner Hohen Schule Mitglieder unseres Volkes gefangengehalten werden. Wir möchten sie auslösen.
Nenne uns deine Bedingungen."
Der Schlitzmund des Ophalers wurde zu einem vertikalen Strich. Die Organtrauben hörten auf zu zittern. Ein paar Sekunden lang herrschte tiefes Schweigen. Als der Panish Panisha wieder zu sprechen begann, hatte sein Gesang den schweren, monotonen Klang eines Trauermarschs.
„Ich weiß nicht, womit ich deine Unfreundlichkeit verdient habe, Fremder", klagte er. „Es gibt in der Hohen Schule von Mardakaan 48 Wesen deiner Art. Aber sie werden dort nicht gefangengehalten. Sie sind freien Willens dort. Sie haben in den Spielen des Lebens gesiegt und sind als Shada in die Upanishad aufgenommen worden. Inzwischen haben sie die ersten drei Stufen der Ausbildung erklommen und haben den Rang von Shana erlangt. Wenn du mit ihnen
Weitere Kostenlose Bücher