1279 - Die Jenseits-Pyramide
schnell gefunden. Leider bekam ich nicht mehr viel mit, aber die zwei Minuten, die reichten mir, denn ich stellte fest, dass der junge Mann namens Ronald Potter ein großes Problem hatte und man ihn durchaus als Aussteiger bezeichnen konnte.
Allzu weit wohnte ich von den Docklands nicht weg. Aber was bedeutet das schon in einer Stadt wie London, die nie richtig zur Ruhe kommt. Ich musste durch die City fahren, was mich einiges an Zeit kostete. Zum Glück kannte ich mich aus, und so brauchte ich nicht zu suchen, sondern nahm direkt Kurs auf die Tiefgarage, in der ich meinen Rover unterstellen wollte. Um diese Zeit bekam man hier immer einen Platz. Ich lauschte den quietschenden Geräuschen der Reifen nach, als ich um die Kurven fuhr und in die unterirdische Halle eintauchte, die sehr gut ausgeleuchtet und auch übersichtlich war.
Die Stellplätze konnte ich mir aussuchen, so leer war es. Da mir die Zeit im Nacken saß, wollte ich nicht lange herumkurven und nahm den erstbesten.
Es war recht still in der Halle. In meiner Nähe bewegte sich nichts und niemand. Nur im Hintergrund hörte ich, dass dort zwei Fahrzeuge starteten.
Einen Lift, um in die Oberwelt zu fahren, gab es zwar auch, aber der war außer Betrieb. Jeder Parker musste die Treppe nehmen, was auch ich tat. Ich zog die feuerfeste Eisentür auf und sah vor mir graue Betonstufen. Sie bildeten keine Gerade, sondern wanden sich um eine Ecke. Ich wollte mich in Bewegung setzen, es war ja auch alles normal wie immer, da hörte ich von oben her die Geräusche. Jemand ging die Treppe hinab. Das war normal, und es störte mich auch nicht, dass ich es mit mehreren Personen zu tun hatte, aber mich machten die Geräusche stutzig, die so gar nicht zu einem normalen Gehen passen wollten.
Das waren keine Schreie, eher schon dumpfe Klänge, als wäre jemand dabei, Schreie zu unterdrücken. Aber auch das traf nicht so recht zu. Es konnten auch leise Flüche sein, vermischt mit keuchenden Lauten. Jedenfalls beeilten sich die Personen, die Treppe hinter sich zu lassen.
Ich beeilte mich auch. Blitzschnell zog ich mich zurück und hatte mit wenigen Schritten die Deckung eines Autos erreicht. Wer jetzt die Garage betrat, würde mich nicht sehen.
Ich wartete ab.
Sekunden später wurde die Tür aufgestoßen.
Zuerst tauchte ein Mann auf, der einen langen Sommermantel trug.
Er blieb kurz stehen und schaute sich um. Wie er das tat, ließ auf nichts Gutes schließen. So wie er blickten nur Typen, die etwas zu verbergen hatten oder nicht gesehen werden wollten.
Die Tür war hinter ihm nicht wieder zugefallen. Einer hatte ein Bein nach hinten gestemmt und hielt sie so auf.
Da ich an ihm vorbeischaute, sah ich, dass er nicht allein gekommen war.
Eine zweite Person befand sich ebenfalls hinter ihm.
»Du kannst kommen!«
Der Mann trat von der Tür weg. Sofort folgte ihm der zweite, und jetzt weiteten sich meine Augen, denn was ich nun sah, war alles andere als normal.
Über der rechten Schulter des Typs lag eine Frau. Sie sah aus wie ein Paket.
Er hatte kein Tuch über sie gedeckt und sie auch nicht in einen Teppich eingerollt, wie man das von Filmen kennt. Er hatte sie einfach mitgenommen, und sie wehrte sich auch nicht, denn sie war bewusstlos.
Ob man sie niedergeschlagen hatte, sah ich nicht. Es war keine Verletzung an ihrem Kopf zu erkennen, der nach unten gerichtet war und bei jeder Bewegung hin und her pendelte.
Die Tür fiel hinter dem zweiten Kerl zu. Beide hatten es eilig. Im Sturmschritt gingen sie weiter, um ihren Wagen zu erreichen. Mich hatten sie nicht gesehen, aber ich befand mich in einer Zwickmühle. Ich wusste nicht, wie ich mich verhalten sollte. Jane Collins wartete auf mich. Für sie ging es um wichtige Dinge. Aber hier musste ich eine Entführung verhindern, und das zählte im Moment.
Die beiden Kidnapper schauten nicht zurück, als sie auf ihr Fahrzeug zuliefen. Ich richtete mich hinter dem Wagen auf und lief ihnen geduckt und möglichst lautlos nach. Weit hatten sie es nicht. Ihr Ziel war ein dunkler Kombi, dessen Heckklappe der schon vorgelaufene Entführer öffnete.
Ich ging jetzt schneller. Meine Beretta hatte ich längst gezogen. Der Mann mit seiner menschlichen Beute auf der Schulter wartete noch neben dem Heck. Er schaute sich um, bevor er die Frau in das Auto schieben wollte.
Ich konnte mich nicht in Luft auflösen.
Ich ging auch nicht in Deckung.
Das alles wollte ich nicht. Es musste zur Konfrontation kommen, und der Mann, der mich
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