1279 - Die Jenseits-Pyramide
ist er sicher?«
Sie lächelte. »Das hoffe ich doch. Nachdem er geschlafen hat, muss ich mit ihm reden. Wir haben ja auch von der Möglichkeit gesprochen, aus unserem Etat etwas Geld locker zu machen und ihn zurück nach Kanada zu schicken. Ich werde ihn fragen, was er davon hält. Für ihn persönlich wäre es das Beste.«
Sid lächelte breit. »Und was ist allgemein mit dem Thema?«, fragte er leise.
»Die Sekte?« Roxanne lachte. »Sollen wir dranbleiben?«
»Ich denke schon. Aber das hängt auch stark von der Reaktion ab, die wir auf diese Sendung hin bekommen. Wir könnten damit so etwas wie ein Vorreiter sein. Wir sind schon jetzt auf dem richtigen Weg, und Channel 10 würde berühmt werden.«
Roxanne lächelte wissend. »Du denkst da an einen Psycho-Sender, der sich der Probleme der Menschen annimmt - oder?«
»Ja, daran habe ich tatsächlich gedacht.«
Sie winkte ab. »Das ist Zukunftsmusik.«
»Stimmt, aber wir haben einen Anfang gemacht. Deine Sendung ist der Quotenhit.«
Die Moderatorin stand auf und tätschelte Sid Coltranes rechte Wange.
»Mal sehen, was sich machen lässt. Jetzt werde ich mich erst mal um meinen Schützling kümmern.«
»Tu das. Aber halte mich bitte auf dem Laufenden.«
»Mache ich doch glatt.«
Roxanne Hill gab sich locker. Das gehörte eben dazu. Sie waren ein mit jungen Leuten besetzter junger Sender.
In diesen Arbeitsbereich passten einfach keine muffigen Typen hinein, aber im Innern der Moderatorin sah es schon anders, aus. Die Furcht eines Ronny Potter hatte auch bei ihr abgefärbt, und der dünne Schweißfilm auf ihrer Stirn stammte nicht allein vom Kaffee.
Am Abend war nie viel los in den Büros und Studios. Heute kam es Roxanne noch stiller vor, und sie dachte daran, dass irgendetwas lauerte. Sie konnte nicht sagen, was es war. Da musste sie schon noch auf ihr Gefühl hören, und das war alles andere als optimistisch.
Mit dem Lift fuhr sie nach unten. Als sie in der Kabine stand, lachte sie über sich selbst, weil sie so vorsichtig eingestiegen war. Aber es hatte sich niemand darin aufgehalten, sie konnte völlig normal nach unten fahren.
Auch dort gab es keine Veränderung.
Hinter seinem Pult saß noch immer der Portier, und er schaute träge hoch, als die Moderatorin die Kabine verließ.
»War eine fette Sendung!«, rief er ihr zu.
»Ach ja?« Sie ging langsam näher.
»Wenn ich es Ihnen sage.«
»Sie war auch sehr anstrengend.«
»Aber sie war auch gut.«
Roxanne war dicht an das Pult herangetreten und schaute darüber hinweg.
»Haben Sie denn meinen Schützling gesehen?«
»Klar, er war hier.«
»Und jetzt?«
»Ist er gegangen. Aber nicht allein!«
Von einem Augenblick zum anderen war die Lockerheit der Moderatorin verschwunden. Sie spürte, dass etwas Heißes durch ihren Körper rieselte.
»Moment mal«, flüsterte sie nach einer Weile, »habe ich das richtig verstanden? Er ist nicht allein weggegangen?«
»Klar.«
»Mensch, reden Sie! Es ist wichtig. Mit wem ist Ronny denn verschwunden?«
»Mit einer Frau.«
Egal, ob es eine Frau oder ein Mann war, Roxanne atmete trotzdem nicht auf. »Kannten Sie die Frau?«
»Nein, die war mir fremd. Aber sie war sympathisch, und auch Ronny hatte keine Probleme mit ihr, obwohl er sie zuvor auch nicht gekannt hatte. Da bin ich mir sicher.«
Roxanne dachte schnell nach. So schlimm hörte es sich nicht an. Wenn es jemand aus der Sekte gewesen war, dann hätte Ronny die Person gekannt.
So aber war es eine Fremde gewesen, zu der er schnell Vertrauen gefasst hatte.
Aber wer konnte das sein? Sie ärgerte sich jetzt, dass sie noch im Studio geblieben war und dort einen Kaffee getrunken hatte. Jetzt konnte ihr nur noch der Portier weiterhelfen. »Den Namen hat Ihnen die Frau nicht gesagt?«
»Nein. Sie war ja keine offizielle Besucherin.« Er hob einen Zeigefinger.
»Aber hier ist es ja sehr still. Und wer gute Ohren hat, der kann schon hören, was gesprochen wird.«
»Und Sie haben gute Ohren!«
Er strahlte übers ganze Gesicht.
»Klar, die habe ich. Und deshalb kenne ich auch den Namen der Frau. Sie hat sich ja offiziell bei ihm vorgestellt. Sie heißt Jane Collins.«
Roxanne Hill war froh, dass der Schleier jetzt fortgezogen worden war.
Aber sie hatte den Namen Jane Collins noch nie zuvor gehört.
»Sie wirkte auf mich sicher und auch sympathisch«, erklärte der Portier.
»Ich denke, da brauchen Sie keine Angst zuhaben.«
»Ja, ja, das schon. Aber eine Frage noch. Haben Sie vielleicht noch
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