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1280 - Der Engel und sein Henker

1280 - Der Engel und sein Henker

Titel: 1280 - Der Engel und sein Henker Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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ausgezeichnet. Da konnte man nicht meckern. Als ich das Glas abstellte, sprach ich meine Idee aus. »Ich würde gern durch Ihre Wohnung gehen, damit Sie mir die Orte zeigen können, an denen Ihnen der Henker erschienen ist. Ob wir Erfolg haben, weiß ich nicht. Es wäre zumindest ein Anfang.«
    »Ja, das ist gut.« Sie stand auf und strich ihre Kleidung glatt. »Dann wollen wir mal…«
    ***
    Lavinia Kent führte mich zunächst in ihr Schlafzimmer. Es war ein großer Raum, in dem als Mittelpunkt ein französisches Bett stand. Die Liegefläche wurde von zwei Metallgestellen eingerahmt, eines am Kopf und eines am Fußende.
    Lavinia schob mich in das Zimmer hinein und wies auf eine leere Fläche in der Wand. Als sie sprach, sank ihre Stimme zu einem Flüstern. »Dort habe ich das Bild gesehen. Zuerst nur verschwommen, dann aber immer klarer, und ich bekam Herzklopfen. Plötzlich überfiel mich die Angst. Das Bild sah einfach scheußlich aus.«
    »Kann ich mir denken.«
    Ich hatte mich gedreht und zeigte auf einen Spiegel, der einen verschnörkelten Rahmen besaß und auf mich deshalb wie ein altes Erbstück wirkte. »Dort haben Sie ihn nicht gesehen - oder?«
    »Nein, es war der Spiegel im Bad.«
    »Dann wollen wir dorthin gehen.«
    »Moment noch.« Lavinia deutete auf das große Fenster, dessen Vorhänge noch offen hingen. »Auch in der Scheibe habe ich die Szene schon mal gesehen. Sie stand dort wie ein Hologramm. Praktisch ein Bild, das von einer Spezialkamera aufgenommen wurde, um sich dreidimensional in der Scheibe zu zeigen.«
    »Was haben Sie getan?«
    »Ha! Ob Sie es glauben oder nicht. Ich bin aus dem Zimmer geflohen. Ich dachte auch nicht mehr an meinen Schutzengel. Ich wollte nur weg. Nach einigen Minuten hatte ich mich wieder gefangen, bin zurück hier ins Schlafzimmer gelaufen und sah nichts mehr. Das Bild war verschwunden, aber meine Angst blieb. Ich habe mich nicht getraut, die Nacht hier im Zimmer zu verbringen. Im Wohnzimmer habe ich im Sessel geschlafen, was natürlich kein erholsamer Schlaf gewesen ist, wie Sie sich bestimmt denken können. Am anderen Morgen fühlte ich mich wie gerädert.« Sie zuckte die Achseln. »Aber ich lernte es, damit zu leben, auch wenn dieser verdammte Henker wieder erschien.«
    »Wo genau?«
    »Im Bad.«
    »Dann nichts wie hin!«
    Ich ließ Lavinia vorgehen. Sie kam mir jetzt etwas sicherer vor. Wahrscheinlich hatte ich ihr Mut gegeben.
    Die Tür zum Bad öffnete sie etwas zögernd. Wie jemand, der dem Frieden nicht traut. Ich hörte auch ihr Schnaufen. Dann ging sie über die Schwelle, und ich folgte ihr auf dem Fuß.
    Wie alle Räume in dieser Wohnung war auch das Bad größer als gewöhnlich. Ein Viereck mit lindgrünen Kacheln, einer sehr großen Wanne, einer Dusche, in der man wandern konnte, großen Spiegeln und zwei gläsernen Waschbecken.
    »Toll!« lobte ich.
    Lavinia winkte ab. »Ich habe eben einen Bädertick, weil ich finde, dass sie immer vernachlässigt werden. Das habe ich in meiner Wohnung eben anders gelöst.«
    »Und gut gemacht.«
    »Sagen wir so, ich habe mir Mühe gegeben.«
    Vor den beiden Waschbecken war ich stehen geblieben. Ich schaute über sie hinweg und damit auch auf die große Spiegelfläche, die sich wie ein breites Fenster hinzog. Wer in sie hineinschaute, konnte praktisch das gesamte Bad übersehen und behielt auch die Tür im Blick, in dessen Nähe Lavinia stand, die Hände auf den Rücken gelegt hatte und etwas angespannt wirkte.
    Im Spiegel also hatte sie diese Gestalt gesehen. Es war nicht ungewöhnlich, wie ich wusste, denn auch ich kannte bestimmte Spiegel, die mehr waren als nur ein Gegenstand, um sich selbst zu betrachten. Ich hatte sie als Tore erlebt, die in andere Dimensionen führten, und auch für mich waren Spiegel schon die Eintritte in fremde Zeiten und eben diese anderen Dimensionen gewesen.
    Ich trat noch näher heran.
    Die Fläche war glatt. Kein Staubkörnchen zeigte sich darauf. Ich sah mich überdeutlich, und auch das Licht blendete mich nicht. Schattenlos fiel es von der Decke herab und drang auch von den Seiten oder von vorn auf mich zu.
    In diesem Raum gab es ebenfalls ein recht großes Fenster. Auch selten für ein Bad.
    Ich blickte mich um. Dabei war ich ziemlich konzentriert, und auch Lavinia störte mich mit keiner Frage. Irgendetwas war anders, hatte ich das Gefühl. Es war nicht zu sehen, nein, äußerlich hatte sich nichts verändert, aber ich wurde den Eindruck nicht los, dass man uns beobachtete. Nicht offen,

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