1283 - Der Mörder-Mönch
da. Bei mir hat er sich gemeldet. Warum nicht auch bei Godwin de Salier?«
Suko gab mir Recht. »Aber«, sprach er weiter, »warum hat er seine Mitbrüder nicht eingeweiht?«
»Er wollte sie nicht beunruhigen. Er sah es als eine Sache zwischen sich und van Akkeren an. Wenn er auftritt, dann rastet unser Freund Godwin irgendwie aus. Da überlegt er nicht normal. Wenn unsere Vermutung stimmt, wird er sich bereits auf die Suche nach van Akkeren gemacht haben. Und nicht nur das. Er wird auch wissen, wo er ihn finden kann. Er ist auf einer Rachetour, könnte man meinen, und er will von keinem anderen Menschen gestört werden, denn über sein Handy habe ich ihn nicht erreichen können.«
»Wie dann?«
»Shao, das weiß ich nicht. Es muss von seiner Seite ausgehen, denke ich. Wir können keine Fahndung auslösen, das ist nicht drin. Wir müssen warten, bis wir einen weiteren Hinweis erhalten.«
»Falls es dann nicht schon zu spät ist«, gab Suko zu bedenken.
»Du sagst es!«
»Kennen wir Hinweise?«
Ich zuckte die Achseln. »Jedenfalls können wir sie nicht in der Nähe von Alet-les-Bains finden. Godwin hat von einer längeren Reise gesprochen, und ich glaube fest daran, dass dies auch stimmt. Da hat er bestimmt nicht gelogen.«
Shao sagte etwas, das nicht so verkehrt war. »Dann bleibt uns nichts anderes übrig, als zur Tagesordnung überzugehen und zu hoffen, dass das Schicksal es gnädig meint.«
»Kannst du das?«
»Nur schlecht, John.«
»Ich ebenfalls. Tatsache bleibt, dass van Akkeren sich bei mir gemeldet hat. Das ist nicht grundlos geschehen. Wenn wir davon ausgehen, dass er das Gleiche auch bei Godwin de Salier getan hat, dann hat er sich bereits einen Plan zurechtgelegt. Keiner von uns kennt ihn, aber er wird nach der letzten großen Niederlage alles versuchen, uns zu vernichten, um dann an die Gebeine der Maria Magdalena heranzukommen. Ihr dürft nicht vergessen, dass er noch immer der Großmeister der Templer werden will, um die alte Größe des Ordens wieder herzustellen. Allerdings auf einer Basis, die wir nicht akzeptieren können.«
Suko runzelte die Stirn und nickte mir zu. »Ja, ja, John, du verhilfst uns wieder mal zu einer schlaflosen Nacht.«
»Wieso?«
»Wir werden darüber nachdenken. Der ruhige Abend ist vorbei. Aber das kennt man ja.«
»Ich wollte euch nur informieren, nicht mehr.«
»Wir wären auch sauer gewesen, wenn du es nicht getan hättest.«
»Dann sind wir uns einig.«
Shao schaute mich an, dann Suko. »He, das hörte sich aber stark nach einer Verabschiedung an, John.«
»Das war auch so gemeint. Ich werde mal wieder nach nebenan gehen und mich in meine Gedankenwelt verhaken.«
»Kannst du sagen, wie es weitergeht?«
»Nein, das kann ich nicht.« Ich zuckte mit den Schultern. »Ich stehe wirklich vor einem Rätsel. Ich weiß nicht, wo ich den Hebel ansetzen soll. Tut mir Leid.«
»Versuche es noch mal mit einem Anruf.«
»Nein, Shao, das hat keinen Sinn. Wenn sich Godwin bei den Templern meldet, werde ich schon Bescheid bekommen. Ansonsten müssen wir abwarten und wie auf gepackten Koffern sitzen.«
»Ich kann mir nicht vorstellen, dass dies lange dauern wird«, sagte Shao. »Da muss einfach etwas passieren.«
Sie stand auf und blieb hinter dem Sessel stehen, die Hände auf das Ende der Rückenlehne gelegt, und den Blick zu einem Laptop hin gedreht.
»Da kann man sich noch so modern ins Netz einbringen. Da existieren Informationsquellen en masse, aber es gibt noch immer Vorgänge, bei denen uns auch der Computer, die Software und das Internet nicht weiterhelfen.« Sie lächelte. »Auch wenn es sich verrückt anhört, aber irgendwie finde ich es gut, dass dem Menschen gewisse Grenzen aufgezeigt werden. Dass er wirklich auf etwas warten muss, bevor er reagieren kann. Ich meine das ganz allgemein, in unserem Fall wäre es umgekehrt besser, aber so sind wir gezwungen, uns auf andere Informationswege zu verlassen.«
»Das ist alles gut und schön, Shao«, sagte ich. »Mir wäre allerdings wohler, wenn ich die Wege kennen würde, die wir einschlagen müssen. So aber stehe ich vor einem verdammt hohen Berg von Problemen, und dein Partner Suko ebenfalls.«
»Leider.« Ich erhob mich. »Okay, dann werde ich mal zurück in meine Wohnung gehen und Daumen drehen. Die Nacht hat ja gerade erst angefangen. Vielleicht passiert noch etwas. Wenn Godwin in der Klemme sitzt, wird er sich bestimmt melden.«
»Vorausgesetzt, er ist dazu noch in der Lage«, sagte Suko.
»Da hast
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