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1286 - Todesruf der Geisterfrau

1286 - Todesruf der Geisterfrau

Titel: 1286 - Todesruf der Geisterfrau Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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Sie bitte mit.«
    »Haben Sie hier…«
    »Ja, ich bin informiert. Ich habe auch dafür gesorgt, dass Sie angerufen wurden. Man muss ja heutzutage alles bedenken.« Er ging vor mir her. Sein blütenweißes Hemd leuchtete, als wäre es soeben frisch aus der Waschmaschine gekommen.
    Aber ich sah auch das Gehänge des Halfters auf seinem Rücken. Die Waffe ragte aus der Tasche hervor. Seine Jacke ließ der Mann hängen, und ich stellte meine Frage gegen seinen Rücken.
    »Worum geht es eigentlich?«
    Neil Montero blieb stehen. Er drehte sich allerdings nicht um. Bei seiner Antwort winkte er nur lässig ab. »Eigentlich um einen Selbstmord. Aber das werden Sie schon erfahren.«
    Er führte mich in den Zellentrakt, in dem es so gemütlich war wie auf einer treibenden Eisscholle. In einer schmalen Einzelzelle wartete der Mann, der für mich wichtig sein sollte. Als wir eintraten, ließ er die Tasse sinken, aus der er Kaffee getrunken hatte.
    »Aha, hoher Besuch.«
    »Das ist Oberinspektor Sinclair von Scotland Yard. Er wird sich deine Geschichte anhören, Caine.«
    »Bin ich denn so wichtig?«
    »Das werden wir sehen«, sagte ich und ging auf einen zweiten Stuhl zu, auf den ich mich setzte. Montero blieb wie ein Wachhund nahe der Tür stehen. Die Arme hielt er vor der Brust verschränkt.
    Eric Caine war nicht das, was man einen eleganten Menschen nennt. Bei ihm traf eher das Gegenteil zu. Man konnte ihn einen Stadtstreicher, einen Berber nennen, der mit der Gesellschaft nicht mehr zurechtkam und von ihr ausgestoßen war. Die Kleidung, der Rucksack mit den Habseligkeiten, all das war sein gesamter Besitz. Aber er selbst war sauber. Man hatte ihn hier wohl duschen oder baden lassen, und Kaffee hatte er auch trinken können.
    »Was denken Sie jetzt?«, fragte er mich.
    »Nicht viel.«
    »Sie denken über mich nach?«
    »Genau.«
    »Lassen Sie das, Sinclair, es hat keinen Sinn. Mich hat die Gesellschaft zerstört. Ich bin hoch gestiegen und noch tiefer gefallen. Wenn du pleite machst, ist plötzlich niemand mehr da, der noch etwas mit dir zu tun haben will.«
    »Das ist leider so«, sagte ich. »Ändern können wir es auch nicht. Nicht der Einzelne jedenfalls.«
    »Stimmt.«
    »Wie ich hörte, geht es um einen Selbstmord, Mr. Caine.«
    Er verzog die Lippen. Sein noch junges Gesicht, das von fahlen Haaren umrahmt wurde, bekam einen ebenso nachdenklichen Ausdruck wie seine blauen Augen. »Ja, es dreht sich alles um einen Selbstmord, den ich als Zeuge miterlebt habe. Denn wir beide saßen auf der gleichen Friedhofsbank.«
    »Hört sich ungewöhnlich an.«
    »Das ist es auch.«
    »Dann wäre es besser, wenn Sie von vorn beginnen. Erzählen Sie alles, ich habe Zeit.«
    Das passte Caine nicht so recht. Er schlug vor, dass ich mir das Protokoll anschauen sollte. Genau das lehnte ich wiederum ab. »Nein, nein, es ist besser, wenn Sie berichten. Da kann ich mir ein besseres Bild machen und auch nachfragen.«
    Eric Caine goss frischen Kaffee aus der Kanne in die Tasse. Ich beobachtete ihn und gelangte zu dem Schluss, dass der Mann kein Aufschneider, Spinner oder Wichtigtuer war. Er roch auch nicht nach Alkohol und machte sich schon seine Gedanken. Sein Bericht interessierte mich stark. Er sprach ruhig, auch wenn seine Stimme hin und wieder leicht zitterte. Ich konnte seine Erregung verstehen. Nicht jeder erlebt in seiner unmittelbaren Nähe einen Selbstmord.
    Er ließ wohl wirklich nichts aus, und schließlich war die Tasse leer, als er endete.
    »Mehr habe ich nicht zu berichten.«
    »Danke sehr.«
    Neil Montero sprach mich an. »Etwas anderes haben wir von ihm auch nicht gehört, Kollege.«
    »Das hatte ich auch nicht angenommen.«
    »Was meinen Sie?«, fragte Montero.
    »Was wollen Sie hören?«
    Montero lachte. »Sie sind der Fachmann, Sinclair.«
    »Schon gut.«
    »Glauben Sie mir überhaupt?«, fragte Caine.
    »Ich denke nicht, dass Sie sich so etwas ausgedacht haben. Und ein wenig Menschenkenntnis besitze ich auch.«
    »Danke, Sir.« Er salutierte scherzhaft im Sitzen und lachte. Dann wandte er sich an Montero. »Ihr wolltet mich ja gleich einbuchten, was ihr auch getan habt. Ich hätte mich auch verdrücken können, aber so habe ich eine angenehme Nacht verbracht und konnte mich sogar duschen.«
    »Man hat schon oft versucht, uns etwas unter die Weste zu jubeln. Unsere Reaktion war ganz natürlich.«
    »Lassen wir das mal«, sagte ich und konzentrierte mich auf Eric Caine. »Sie haben diese Frau, von der die Rede war, nie

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