129 - Der Vampir von Budapest
erstarrte Vladek.
»Diesmal irre ich mich aber nicht!« fauchte er, und dann sauste er aus den Startlöchern.
***
Neben der Drehtür stand ein Mann. Er schien das Hotel eben erst betreten zu haben. Er war groß und schlank, trug einen Trenchcoat und hatte den breitkrempigen Hut tief in die Stirn gezogen.
Ich folgte Vladek, Als der Mann meinen Freund durch die Hotelhalle stürmen sah, wandte er sich um und verschwand durch die Drehtür nach draußen. Auch mich hatte der Kerl kurz mit einem Blick gestreift. In seinen Augen lag so viel Kälte, daß mir beinahe das Blut in den Adern gefror.
Vladek hatte recht. Diesmal war’s nicht der falsche Mann. Er drehte die Tür. Sie schaufelte ihn hinaus, ich folgte ihm, und Vladek rannte zu seinem Wagen. Hastig schloß er auf.
Er ließ sich in den Rover fallen, beugte sich zum Handschuhfach hinüber und öffnete es. Augenblicke später stieg er aus, mit einer 9 mm Mauser, Modell HSc, in der Faust.
»Wo ist der verfluchte Kerl, Tony?«
»Keine Ahnung«, antwortete ich.
Ich schlug vor, daß wir uns trennten. Sicherheitshalber bewaffnete ich mich mit einem silbernen Wurfstern. Das scharfzackige Ding war geweiht, und die magischen Gravuren machten es besonders gefährlich für den Blutsauger.
Wenn ich das Schattenwesen damit präzise traf, zerfiel es in den meisten Fällen zu Staub.
Vladek Rodensky verschwand zwischen den Fahrzeugen. Ich lief über die dunkle Terrasse, Immer wenn ich mich einer Säule näherte, war ich besonders vorsichtig, weil der Blutgraf dahinter auf der Lauer liegen konnte.
Verdammt hartnäckig war der Kerl, und er besaß eine gehörige Portion Frechheit, das Hotel zu betreten, nachdem Vladek ihn erst vor kurzem verjagt hatte.
Lazar schien diese Niederlage nicht verwinden zu können. Der Graf war anscheinend ein schlechter Verlierer. Das konnte uns nur recht sein, denn seine Wut würde ihn unvorsichtig machen, und wenn er zuviel wagte, konnten wir ihn leichter vernichten.
Der Graf war weder auf der Terrasse noch unten auf der Donaupromenade. Ich umrundete den Hotelkomplex. Dort gab es Hintertüren. Ich überzeugte mich davon, daß sie alle abgeschlossen waren.
Als ich um die nächste Ecke bog, kam mir Vladek mit fragendem Blick entgegen.
Ich schüttelte den Kopf. »Nichts.«
»Bei mir auch Fehlanzeige. Verdammt, Tony, er ist ein frecher Hund. Er kommt nach so kurzer Zeit schon wieder.«
»Das beweist, daß Albina sehr gefährdet ist.«
»Ich schließe heute nacht kein Auge«, knurrte Vladek.
»Besser, wir erzählen Albina nichts von Lazars neuerlichem Auftritt.«
»Diesmal sah er wie Humphrey Bogart aus. Ich möchte wissen, woher er die Klamotten nimmt.«
»Ich bin sicher, er stiehlt sie.«
»Dennoch habe ich ihn erkannt«, sagte Vladek grimmig. »Und ich werde ihn auch in einer anderen Verkleidung erkennen.«
»Das wollen wir hoffen.«
***
Wir trafen uns um neun Uhr zum Frühstück. Vladek Rodensky hatte von Janos Selpin die Adresse der Kornös bekommen. Das Ehepaar erwartete uns um halb elf.
Bevor wir uns auf den Weg machten, sprach ich mit Albina und Vicky. »Jetzt ist Tag«, sagte ich. »Die Sonne scheint, und Graf Lazar ist gezwungen, sich in irgendeinem Loch verborgen zu halten, bis die Sonne untergeht. Erst dann kann er sein Versteck verlassen. Ihr habt also nichts zu befürchten. Es wäre klug, den Schlafrhythmus umzustellen. Ihr schlaft am Tag und seid in der Nacht wach.«
»Ich kann jetzt nicht schlafen«, sagte Albina. »Ich bin eben erst aufgestanden.«
»Vicky wird dich auf einem Bummel durch die Stadt begleiten«, sagte ich. »Lauft euch so richtig aus - den ganzen Vormittag. Und nach dem Mittagessen geht ihr zu Bett. Haltet euch in einer Suite auf. In welcher, das ist egal.«
»Ich ziehe zu dir«, sagte Vicky. »Ist dir das recht, Albina?«
»Ja, aber wenn du lieber möchtest, daß ich zu dir…«
Wir überließen das ihnen, verabschiedeten uns und traten aus dem Hotel. Die Sonne wärmte meine Knochen. Ich hatte kaum geschlafen. Vladek überhaupt nicht. Gedöst hatte er, als die Sonne aufging, denn dann war nicht mehr zu befürchten, daß sich der Vampir an Albina heranmachte.
Er schloß seinen schwarzen Rover auf, und wir stiegen ein. Da er sich in Budapest auskannte, vertraute ich mich ihm an. Er würde den kürzesten Weg zu den Kornös finden.
Ihr Haus war für ungarische Begriffe sehr groß. Hier war alles ein bißchen anders als im Westen. Auf den Straßen begegnete man vorwiegend Ostblockautos. Skoda,
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