129 - Im Vorhof der Hölle
durch alle Höllen gehen würde. Aber ich finde, daß du ein zu großes Wagnis eingehst."
Hermon blickte sich in der Wildnis um. Er spürte förmlich die dämonischen Gefahren, die überall im Dickicht lauerten.
„Ich könnte mir kein besseres Versteck vorstellen", sagte der Dreimalgrößte. „Hier wird man am wenigsten nach uns suchen."
„Versteck?" wunderte sich Unga. „Du willst dich verstecken?"
„Diesmal werde ich mich mit dir zum Schlafen niederlegen, Unga", sagte Hermon.
„Aber warum?" fragte der Cro Magnon. „Du hast keinen Grund, zu verzagen, Hermon. Warum willst du also den Kampf gegen die Dämonen aufgeben?"
Hermon schwieg. Er brachte die Lüge einfach nicht über die Lippen. Und doch erkannte er, daß es keine andere Möglichkeit gab, als Unga zu hintergehen, wollte er sein Werk weiterführen.
Während Hermon sich einen Weg durch die Wildnis bahnte, von Unga gefolgt, durchdachte er seinen Plan noch einmal. Er wußte, was er zu tun hatte.
Hermon und Hermes Trismegistos mußten sterben. Er wollte, daß er für die Dämonen als tot galt, um als Padmasambhawa im geheimen wirken zu können. Das war eine beschlossene Sache. Und er wußte auch schon, was er tun mußte, um die Dämonen zu täuschen. Um aber sicherzugehen, daß sein Plan aufging, durfte er nicht einmal Unga in seine Pläne einweihen.
Sie erreichten ein Gebäude im griechischen Stil. Hermon deutete darauf.
„Dieses Gebäude soll uns als Ruhestätte dienen", sagte er.
„Aber warum?" fragte Unga fast verzweifelt.
Hermon gab ihm darauf keine Antwort, sondern erklärte: „In den unterirdischen Gewölben dieses Bauwerks liegen Krieger aller Zeiten und Länder. Die Dämonenfürsten haben sie auf den Schlachtfeldern eingesammelt. Die Krieger sind nicht tot. Sie wurden von den Dämonen in einen magischen Schlaf versetzt, indem man sie von ihren Seelenschatten trennte. Ein furchtbares Spinnenungeheuer bewacht die Gruft der schlafenden Krieger. Wir werden es überlisten müssen, um uns unbemerkt Zugang zu verschaffen."
„Warst du schon einmal hier, daß du die Verhältnisse so gut kennst?" erkundigte sich Unga, dem an sich viel wichtigere Fragen auf der Zunge lagen.
„Ich habe diesen Teil der Teufelsinsel erforscht und weiß deshalb Bescheid", erklärte Hermon. „Ich habe mich auf diesen Schritt gründlich vorbereitet und weiß auch, wie ich die Wirkung der Schwarzen Magie aufheben kann. Sei vorsichtig, Unga! Bald werden die Seelenschatten der schlafenden Krieger über uns herfallen. Ignoriere sie, damit sie dich nicht in ihre Gewalt bekommen können! Dann können sie dir auch nichts anhaben."
Sie stiegen in das unterirdische Gewölbe hinunter. Sofort waren sie von seltsamen Schatten umgeben, die sie wie Irrwische umgeisterten. Unga hatte die Augen geschlossen, so daß er sie nicht zu sehen brauchte; er orientierte sich an den Schritten Hermons.
„Wir sind da", sagte der Dreimalgrößte schließlich.
Sie befanden sich in einer großen, ägyptisch anmutenden Grabkammer mit einem Sarkophag. Hermon deutete darauf.
„Hier gedenke ich zu ruhen", sagte er ernst. „Und du sollst mein Wächter sein, Unga."
Der Cro Magnon sah seinen Herrn fragend an.
„Da gibt es nicht viel zu begründen", sagte Hermon. „Ich bin es müde, den aussichtslosen Kampf gegen das Böse fortzuführen."
„Trotz deines Erfolges in Tibet?" fragte Unga.
Hermon nickte. „Das war nur ein Teilerfolg. Verstehe mich richtig, Unga, ich resigniere keineswegs. Ich bin nur - müde. Ich möchte ruhen. Vielleicht kämpfe ich weiter, wenn ich nach langer, langer Zeit aufwache."
Hermon legte Unga die Finger auf die geschlossenen Augen, und der Cro Magnon verfiel in den Jahrhunderteschlaf, in dem Bewußtsein, daß er den konservierten Körper des Hermes Trismegistos bewachte.
Hermon aber dachte nicht daran, sich in den Sarkophag zu legen. Er durchstreifte das Gewölbe, bis er in der Gruft der Krieger einen Ägypter fand. Er mumifizierte dessen Körper auf magische Weise und lockte den Seelenschatten zurück in den Körper. Als ihm das gelungen war, gab er der Mumie das Bewußtsein, Hermes Trismegistos zu sein. Dann verschloß er den Sarkophag und beförderte kraft seines Geistes Ungas schlafenden Körper darauf.
Nachdem er auch das Grabmal verschlossen hatte, sprang er von einem Magnetfeld nach Island, in dem Bewußtsein, daß er alles in seiner Macht Stehende getan hatte, um seinen Rückzug aus dieser Welt glaubhaft erscheinen zu lassen. Wenn die Dämonen die
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