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129 - Im Vorhof der Hölle

129 - Im Vorhof der Hölle

Titel: 129 - Im Vorhof der Hölle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dämonenkiller
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solcher Taten fähig. Gewißheit bekam ich jedoch nie. Manchmal waren meine Zweifel sogar so stark, daß ich dachte, Padmasambhawa müßte ein Dämon sein. Doch letztlich sah ich keinen anderen Ausweg mehr, dich zu finden, als mich an den Lotosgeborenen zu wenden. Ich verbündete mich zum Schein mit den Bon-po, so daß ich Kontakt zu dir aufnehmen konnte. Es war für mich ein großes Wagnis, mich im kalten Hain' und vor den Bon-po und den Geistern der Toten zu dir zu bekennen, aber es war meine letzte Hoffnung, dich doch noch zu finden."
    „Treuer, Unga!" sagte Hermon.
    Und er dachte: Es wäre viel besser gewesen, wenn du mich nicht gesucht hättest.
    Unga hatte mit seiner Vermutung, daß Hermon seine Dienste nicht mehr in Anspruch nehmen wollte, recht. Der Dreimalgrößte hatte vorgehabt, sich zurückzuziehen, um den Kampf gegen die Dämonen im geheimen fortzuführen. Er war nach Tibet gegangen, wo er von König Khrisrong Idebtsan jede nur erdenkliche Unterstützung im Kampf gegen die Dämonen bekam. Der tibetische König hatte ihm sogar das Kloster bSam-yas, achtzig Kilometer südöstlich von Lhasa, erbaut, das zum Zentrum der Dämonenbekämpfung im Himalajagebiet wurde.
    Unga war Hermon bei seiner Tätigkeit nur hinderlich. Deshalb hatte er ihn in Indien ausgesetzt, jedoch verfügt, daß er die Nachfolge des Königs von Udyana antreten sollte. Hermon hatte gehofft, daß Unga sich damit zufriedengeben würde; er hatte nicht mit der Hartnäckigkeit des Cro Magnon gerechnet. Jetzt mußte er seine Pläne ändern.
    „Wirst du mich jetzt fortschicken?" fragte Unga.
    „Nein", sagte Hermon. „Ich nehme dich in meine Gemeinschaft auf, wenn du es möchtest. Aber du kannst immer noch König von Udyana werden."
    „Ich bleibe an deiner Seite, Hermon", sagte Unga fest entschlossen.

    Unga mußte immer mehr den Eindruck gewinnen, daß sich Hermon als Padmasambhawa für immer in Tibet niederlassen wollte. Er versammelte im Kloster bSam-yas Mönche um sich, die nicht zur Enthaltsamkeit verpflichtet waren, sondern vielmehr heiraten durften. Ihre äußere Erscheinung war auffallend und kennzeichnend für sie: Sie trugen rote Gewänder und eine rote Kopfbedeckung, weswegen sie bald als Rotmützen bekannt wurden. Innerlich hatten sie der Bon-Religion entsagt und glaubten an Padmasambhawas Magie, die mit Wesenszügen des Buddhismus verbrämt war. „Kein Tibeter würde mich verstehen, wollte ich ihm die Weiße Magie beibringen, wie wir sie in Ys praktiziert haben", erklärte Hermon. „Ich kann den Menschen hier nicht meine Philosophie aufzwingen, sondern muß meine Weltanschauung der ihren anpassen. Schließlich haben sich auch die Dämonen angepaßt.
    Und Hermon paßte sich gründlich an. Als Padmasambhawa trug er einen Kommandostab bei sich, der die Form einer Knochentrompete hatte. Bei seinen Beschwörungen, mit denen er Dämonen bannte, verwandte er Glockenspiel und sagte seine Sprüche in tibetisch auf. Die rezitierten Zaubertexte klangen eindrucksvoll, aber mehr noch machte er Eindruck mit seinem magischen Gerät.
    Unga, der vielen Zeremonien beiwohnte, war von manchen Praktiken Padmasambhawas überhaupt nicht angetan. So fand er, daß man bei allen Zugeständnissen an die Tibeter Milch nicht unbedingt aus Menschenschädeln trinken mußte - auch wenn diese von Heiligen stammten.
    Darauf angesprochen, sagte Hermon: „Es wird ein langwieriger Prozeß sein, bis wir diese Menschen umgewöhnt haben, Unga. Bis es soweit ist, muß ich ihnen geben, wonach ihnen verlangt. Der Zweck heiligt die Mittel."
    Unga erfuhr nach einigen Tagen durch Zufall, daß Hermon eine tibetische Prinzessin zur Frau gemacht hatte.
    „Du willst für immer hierbleiben, Hermon", stellte der Cro Magnon fest. „Und was wird aus unserem Tempel auf der Insel der Vulkane?"
    Hermon lächelte. „Wir können jederzeit zur Insel der Vulkane springen. Sei gewiß, ich werde in der westlichen Welt meine Pflichten nicht vernachlässigen. Aber solange es hier, auf dem Dach der Welt, Dämonen zu bekämpfen gibt, werde ich die Rotmützen anführen."
    Padmasambhawas Rotmützen hielten die Taten des Lotosgeborenen schriftlich fest. Doch als Unga einmal einen von ihnen bat, ihm das Geschriebene vorzulesen, staunte er nicht wenig, in welcher Form Hermons Wirken verewigt wurde.
    Das tatsächliche Ereignis hatte sich so abgespielt: Hermon begab sich mit dem Cro Magnon in ein Tal, das von dem Dämon Sham-po beherrscht wurde. Dessen stärkste Waffe war die Kälte. Da sich die

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