1293 - Desothos Geschenk
einfacher und schneller auf diesem Planeten bewegen könnt. Die Koordinatensymbole für Som werdet ihr bei einer Hypnoschulung erfahren."
„Dann bleibt das Transportsystem also auf diesen Planeten beschränkt?" fragte der Smiler.
„Vorerst - ja", antwortete Vilono. „Ihr werdet in nächster Zeit auf diesem zweiten Planeten des Siom-Systems bleiben, später wird euch auch der dritte Planet zugänglich werden. Dann werdet ihr euch auch auf wenigstens einen der beiden Monde von Som versetzen können."
„Gut", erwiderte Roi Danton. „Und wann werden wir Ijarkor sehen?"
„Noch nicht so bald", bedauerte Vilono. „Ijarkor ist in einer wichtigen Mission unterwegs, aber euch wird es bestimmt nicht langweilig werden, denn es warten eine Menge von ehrenvollen Aufgaben auf euch."
„Zum Beispiel?"
„Ihr werdet schon morgen den verstorbenen Veteranen die letzte Ehre erweisen", erklärte der Elfahder. Eine holographische Projektion entstand vor ihm. Sie zeigte das Bild von Hunderten von Somern, die in Reih und Glied angetreten waren. „Ihr werdet in Vertretung Ijarkors die Grabreden halten und die bedeutendsten der Toten würdigen."
Die beiden Terraner glaubten, sich verhört zu haben.
„Wir sollen Grabreden halten?" fragte Tekener. „So was habe ich noch nie gemacht."
„Dann wird es Zeit, daß du es nachholst."
Damit verabschiedete Vilono sich vorläufig. Er versprach, sich am nächsten Tag bei ihnen zu melden. Er glitt leise klirrend und klickend zur Halle hinaus. Tekener und Danton warteten, bis er durch eine Tür verschwunden war, dann gingen auch sie. Nachdenklich kehrten sie in die ihnen zugewiesene Wohnung zurück.
Sie hatten mit allem möglichen gerechnet, nur nicht damit, daß sie Grabreden halten sollten.
Gehörte eine solche Aufgabe zu den Pflichten von Ewigen Kriegern?
Weshalb waren sie auf diese Welt gebracht worden?
*
Weit über tausend Rohrgrasbüschel hingen in Tragegestellen unter der Flußbrücke, als Ronald Tekener und Roi Danton am nächsten Morgen von Vilono zur Bestattung der Veteranen geführt wurden. In jedem dieser Büschel ruhte ein toter Somer, ein Veteran, der in den Diensten ESTARTUS gestanden hatte.
Die beiden Terraner wollten ihren Augen nicht trauen. Sie waren auf eine Bestattung vorbereitet, nicht aber darauf, daß es dabei um mehr als tausend Verstorbene ging. Auch hatten sie sich keine Gedanken über die Art und Weise der Bestattung gemacht.
„Nach euren Reden fallen die Toten aus den Tragegestellen ins Wasser", teilte ihnen der Elfahder mit, während sie langsam über einen mit Teppichen ausgelegten Weg auf die Brücke schritten. Dabei gingen sie durch eine nach Zehntausenden zählende Zuschauermenge von vorwiegend alten Somern. Die Veteranen drängten sich um den Weg, wagten jedoch nicht, ihn zu betreten und dadurch den Platz für die Permitträger und Vilono einzuengen.
„Die Rohrgrasbüschel halten die Toten über Wasser, während die Strömung sie auf die offene See hinaustreibt - in die aufgehende Sonne hinein. Das Salzwasser der See zersetzt das Rohr in einigen Stunden, und die Toten versinken im Meer."
Tekener und Danton betraten die Brücke. Sie war etwa zehn Meter breit und spannte sich ohne Stützpfeiler etwa dreihundert Meter weit über den Fluß. Sie wurde getragen von integrierten Antigravelementen. Wie die meisten Gebäude auf Som war sie nach den Richtlinien und der Methode der Schlackearchitektur errichtet worden. Diese besondere Form der Architektur war schon vor Tausenden von Jahren auf Som entstanden. Sie bediente sich des Magmas von Allus, das mit Hilfe des Königstors nach Som geleitet wurde. Hier wurde mittels eines ausgeklügelten Systems von Anti-Gravitation, Vakuumtechnik und Überdruckpressung einmaliges Baumaterial geschaffen, durch das diese besondere Form der Architektur erst möglich wurde.
Vilono begleitete die beiden Permitträger nicht mit auf die Brücke. Ronald Tekener und Roi Danton gingen allein bis in die Mitte des Stromes und verlasen hier die Grabrede für die verstorbenen Veteranen. Es war eine Rede, deren Text Vilono ihnen am späten Abend zugestellt hatte.
Die Worte kamen den beiden Permitträgern leicht über die Lippen. Sie brachten den Text, ohne irgend etwas daran zu ändern und sich emotionell zu engagieren.
Immer wieder blickten sie zu den Zuschauern hinüber, die sich an beiden Ufern des Flusses drängten. Die Veteranen hörten voller Ehrfurcht zu. Niemand schien sich an dem Inhalt der Reden zu stören.
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