1295 - Feuerfluch
der Zeugin gehört hatten, die Banduras Tod beobachtet hatte. So weit wollten wir es auch nicht kommen lassen und mussten das Feuer schon im Ansatz löschen.
Suko hatte seine Dämonenpeitsche gezogen. Er wollte den Kreis schlagen. Es war ein Versuch wert, doch ich hatte etwas anderes vor und hielt schon mein Kreuz in der Hand.
Mit ein paar Schritten hatte ich den jetzt jammernden Mann erreicht. Er war kaum in der Lage, sich noch auf den Beinen zu halten und sackte vor meinen Augen zusammen. Ich merkte sehr deutlich, welch eine Hitze mir von ihm aus entgegenströmte. Es konnte sein, dass er innerlich bereits am Verbrennen war, und ich drückte ihm einfach das Kreuz gegen die Brust. Es war alles, was ich in diesem Moment für ihn tun konnte.
Das Metall hatte ihn kaum berührt, als ich das Zischen hörte. Als wäre Wasser auf eine heiße Platte gegossen worden. Ich hatte damit gerechnet, ebenfalls einen heißen Schwall mitzubekommen, aber das Kreuz wirkte wie eine Mauer oder Grenze.
Serge Poliac »klebte« noch immer an der Scheibe. Allerdings saß er jetzt und ich stand leicht gebeugt über ihm. Das Kreuz berührte ihn auch weiterhin. Aus dem Mund huschte keine Flamme hervor. Er hielt ihn offen, und er war still geworden.
Dann sah ich die Ascheteilchen. Sie wehten mir aus der Öffnung entgegen, und ich schaute in die Augen des Mannes, in denen ich kein Leben mehr sah.
Etwas rutschte sehr kalt meinen Körper hinab. Es war ein schauriges Gefühl, das erleben zu müssen.
Es war die Reaktion auf das, was mir nicht gelungen war.
Ich hatte ihn nicht retten können. Poliac war innerlich verbrannt. Ebenso wie Marc Bandura.
Ich nahm das Kreuz von seinem Körper weg. In diesem Augenblick ruckte sein Kopf nach vorn. Der offene Mund zeigte nach unten. Einen Moment später rutschte die feine Asche hervor, die einmal seine Zunge gewesen war. Jetzt konnte ich nur in die offene Mundhöhle schauen und wusste nicht, was ich denken sollte.
Langsam drehte ich mich um. Suko schaute mich an. Auch sein Blick war leer. Er konnte es ebenso wenig begreifen wie ich.
»Er ist verbrannt«, flüsterte ich. »Innerlich verbrannt. Mein Gott, wie kann das nur sein?«
»Und dein Kreuz?«
Ich sah es an und hob die Schultern. »Das weiß ich nicht. Ich bin zu spät gekommen.«
»Vielleicht hätte es auch nicht geholfen.«
»Kann auch sein.« Mit leiser Stimme sprach ich weiter. »Kannst du dir vorstellen wie ich mich fühle, Suko?«
»So ähnlich wie ich.«
»Höllenfeuer?«
Suko ließ die Riemen wieder zurück in den Peitschengriff fahren. »Es kann sein. Aber eigentlich hättest du es durch dein Kreuz stoppen müssen, denke ich.«
»Ja. Nur ist es nicht nach außen gedrungen. Es hat innen seine Beute gefunden.«
»Was willst du tun?«
»Weißt du es denn?« Mit kleinen Schritten ging ich zurück zu meinem Stuhl und ließ mich auf ihn fallen.
»Hätte ich sonst gefragt?«
»Stimmt. Ich denke nur daran, dass in dieser Firma noch mehr Menschen arbeiten, und wir können davon ausgehen, dass alle mit diesem verfluchten Keim verseucht sind. Jeder. Zwei hat es erwischt, und das Grauen wird sich fortsetzen.«
»Wie können wir sie retten?«
»Keine Ahnung«, gab ich zu, und es fiel mir verdammt schwer. »Ich weiß im Moment keinen Weg. Es kann sie immer und überall treffen. Hier. Auf der Straße oder im Bett, und wir müssen uns eingestehen, völlig hilflos zu sein. Selbst das Kreuz ist zu spät gekommen. Ich weiß nicht, was dahinter steckt.«
»Ein Ausflug nach Kent, John.«
Von meinem Platz aus konnte ich den Toten sehen. Er war jetzt zur Seite gefallen. Vor ihm malte sich die Aschespur auf dem Teppich ab. Erst jetzt fiel mir auf, dass seine Fingernägel schwarz geworden waren, als wären auch sie verbrannt worden.
»Ich glaube, dass du Recht hast.«
»Er sprach von einer alten Ruine.«
»Das ist zu wenig. Davon gibt es viele. Mal hören, was seine Mitarbeiter sagen.«
Ich stand auf und wollte in die anderen Büros gehen, doch Suko stellte sich mir in den Weg.
»Eine Frage, John, willst du ihnen die Wahrheit sagen?«
Ich atmete tief durch. »Das weiß ich nicht. Es kommt wirklich auf die Situation an.«
»Gehört habe ich nichts.«
»Du meinst Schreie, die…«
»Genau.«
Er hatte ein Thema angeschnitten, das mir Magendrücken verursachte. Alle aus der Firma hatten die gleichen Träume erlebt, und zwei der Menschen waren auf schreckliche Art und Weise ums Leben gekommen. Warum sollte es den anderen besser gehen?
»Wir
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