1298 - Atlantis-Vampire
können. Zumindest älter als mein Kreuz…«
»Und was bedeutet das?«, fragte der Mönch.
»Ich kann nur raten. Beweise fehlen mir leider. Wenn etwas so lange begraben ist, kann ich mir nur vorstellen, dass es aus einer Zeit und einem Land stammt, das von den meisten Menschen ignoriert und als Sage abgetan wird. Aus einem Reich, das vor zehntausend und mehr Jahren untergegangen ist.«
»Ach, sprechen Sie von einer versunkenen Welt?«
»Ja, davon spreche ich. Diese Welt ist versunken, und sie hatte auch einen Namen, nämlich Atlantis.«
Nicht nur er hatte mich gehört, auch der Pilot Paolo Cotta hatte meine Worte verstanden. Beide blickten mich an, und ich sah den Unglauben in ihren Augen.
»Aber das ist doch ein Märchen«, flüsterte Cotta.
»Für Sie, nicht für mich. Was ich Ihnen jetzt sage, mag für Sie fantastisch und unglaublich klingen, aber es entspricht den Tatsachen. Ich habe schon öfter derartige Reisen unternommen…«
»Zeitreisen?«, flüsterte Cotta.
»Genau.«
Er bekam große Augen und sah aus, als wollte er vor mir zurückweichen. Mein Lächeln allerdings ließ ihn in der Bewegung erstarren, und er sagte vorläufig nichts mehr.
Beide warteten auf eine Erklärung. Ich wollte nicht zu weit ausholen und machte ihnen klar, dass gewisse Erbstücke des versunkenen Kontinents noch vorhanden waren. »Nicht alles ist verschwunden«, murmelte ich und deutete auf die starre Person.
Paolo Cotta fing plötzlich an zu lachen. Ziemlich unmotiviert, aber es musste heraus. Er bekam schnell einen roten Kopf. Sein Gelächter brach ab. Doch er musste etwas sagen und deutete auf die Tote.
»Ja, sie ist aus dem Blutsee gestiegen. Zusammen mit drei anderen nackten Gestalten. Und jetzt sprechen Sie von Atlantis und den Resten, die noch zurückgeblieben sind. Ist dieser Blutsee ein solcher Rest, der durch irgendwelche Veränderungen wieder zum Vorschein gekommen ist?« Er wies zu Boden. »Ich denke da an die Veränderungen in der Erde. Wir haben ja die Beben erlebt. In Sizilien brach der Ätna aus. Er war ein Mörder, ein Tier. Auch hier auf dem Festland hat es in der Tiefe rumort. Dann kann es also sein, dass diese Beben dafür gesorgt haben, dass durch die Umwälzung der Blutsee entstanden ist oder wieder vorgeholt wurde, weil er nicht mit diesem Kontinent zusammen untergegangen ist?«
»Genau so ist das.«
Cotta schlug die Hände gegen beide Wangen. »Mein Gott, wenn mir das jemand vor einigen Tagen erzählt hätte, dann hätte ich ihn für irre gehalten. Das ist unwahrscheinlich. Ich packe es nicht. Aber ich bin hier nicht in einem Film - oder?«
»Nein, das sind Sie nicht, Paolo.«
»Glauben Sie, dass diese blonde Bestie auch etwas damit zu tun gehabt hat?«, fragte Bruder Anselmo.
»Klar.«
»Aber sie stammt nicht aus dieser versunkenen Welt?«
»Nein. Sie ist eine Unperson der Gegenwart. Eine moderne Blutsaugerin, kann man sagen. Aber sie muss erfahren haben, was hier geschehen ist. Ich kann mir vorstellen, dass sich die Cavallo auf die Suche nach dem Blutsee-Quartett gemacht hat.«
»Warum?«
»Nun ja, Bruder. Da kann es verschiedene Gründe geben. Ich möchte nicht spekulieren, aber eine Person wie sie ist immer scharf darauf, sich zu verstärken. Justine möchte sich Verbündete holen, und irgendwo passen sie auch zusammen. Da bildet das Blut schon so etwas wie eine Kette. Ich gehe von folgender Tatsache aus. Sie hat bisher nicht gewusst, wie sie an dieses Quartett herankommen konnte. Sie weiß, dass etwas passiert ist, und sie hat auch eine Spur gefunden, und das waren Sie, Paolo. Sie sind der Entdecker des Quartetts. Sie hätten der blonden Bestie den Weg zeigen können. Dazu ist es nicht gekommen, weil wir im letzten Moment eingreifen konnten.«
»Und dann hätte sie mein Blut getrunken, nicht?«
»So ist es.«
»Warum…?«
»Bitte, Paolo, Justine Cavallo lebt davon. Sie lässt es sich nicht entgehen. Sie wären zu einem untoten Begleiter an ihrer Seite geworden. Auf so etwas ist sie immer scharf.«
Eine Antwort gab mir Paolo Cotta nicht. Aber ich sah, dass er erschauerte. Bestimmt wurde ihm erst jetzt bewusst, welch einer Gefahr er entronnen war.
Auch mir war die Sache nicht geheuer. Abgesehen von dem Erscheinen des letzten Blutsaugers machte ich mir Gedanken über das Kloster. Bisher hatte ich nur zwei Mönche zu Gesicht bekommen.
Angeblich sollten hier noch acht fromme Männer leben. Ich hätte zumindest etwas von ihnen hören müssen. Sie hätten sich um diese Zeit zu einem
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