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13 alte Esel

13 alte Esel

Titel: 13 alte Esel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ursula Bruns
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auch. Diese Tiere — ich will durchaus nicht wieder von vorne anfangen, aber ich möchte, daß du dir ganz klar darüber bist — diese Tiere gehören nicht hierher. Absolut nicht. Sie sind nutzlos und stören. Ich will sie morgen früh nicht mehr sehen .«
    »Ja, ja, natürlich, das ist doch ausgemacht«, murmelte er unbehaglich, »Bennekamp läßt sie ja wieder abholen. Oder er schickt Nachricht, daß ich sie bringen soll .«
    »Dann ist es gut .« Sie sah kurz auf. Während ihre weißen kräftigen Hände die Wolle flink zu einem akkuraten Knäuel formten, wechselte sie das Thema. »Morgen früh kommt Herr Ess. Denkst du auch daran, mit ihm wegen der Stelle zu sprechen? Berede es wenigstens einmal. Ich fände es sehr schön, wenn du tagsüber in der Stadt eine feste Beschäftigung hättest und abends herauskämst. Es fährt ein ganz praktischer Überlandomnibus .« Es klang eifrig und sogar ein wenig persönlich.
    Er wußte, daß es sicher besser werden würde zwischen ihnen, wenn er wieder ins Büro ging. Bloß — er konnte es nicht. Und sie verstand das nicht. Und so würde er schließlich wohl wieder fortgehen. Er sah sie ratlos und bekümmert an. »Nun ja«, sagte er schwach, »wenn du meinst...«
    Sie nickte energisch. »Es ist das Beste, glaub mir !«
    Sinnlos, darüber zu debattieren. Sie wußte immer so ganz genau, was das Beste war. Vielleicht wäre er jetzt Bürovorsteher oder so etwas, wenn er damals geblieben wäre. Statt dessen war er ein Vagabund, ein Landstreicher. Drüben hatte es ihm nie etwas ausgemacht, aber hier tat der Gedanke ein bißchen weh, und so lenkte er schnell ab. »Was machen die Jungens da eigentlich ?«
    »Oh, Bibelverse schreiben. Ein sehr gründliches Mittel, sie ihnen beizubringen. In die Holzköpfe kriegt man sie anders nicht hinein. Eine wertvolle Erziehungshilfe.«
    Er sah sie etwas dümmlich an. »Bibelverse?« Daher die ungezählten Sprüche an sämtlichen Wänden des Hauses. Merkwürdige Idee. Aufblickend sah er in der Küchentür Schwester Monika, die ihn, den rechten Zeigefinger warnend auf den Lippen, mit dem linken eifrig heranwinkte. Er nickte unmerklich, und sie verschwand. Sowie das Knäuel fertig war, erhob er sich.
    Die Jungen zogen schwarze Tuschstriche über das harte, weiße Papier. Im Hinausgehen blieb er einen Augenblick neben ihnen stehen. Mühsam formten sich die Buchstaben. Über den Tisch verstreut lagen angefangene und wieder zerrissene Zettel mit Fingerabdrücken, über den Rand geflossener Tusche, windschiefen Buchstaben. Die beiden Jungen kochten innerlich. Ihre Gesichter waren verzogen, die Lippen aufeinandergepreßt. Und je mehr sie innerlich wüteten, um so mehr mußten sie sich äußerlich zusammenreißen, damit die Buchstaben anständig wurden. Don Chaussee begriff jäh die ganze Schwere dieser Strafe. So was fiel nur Martha ein. Es war so korrekt. Keine körperliche Züchtigung, sondern eine Erziehung zur Selbstbeherrschung.
    Am oberen Ende des Tisches saß Ferdi, der Gast, einen großen Malkasten vor sich, und pinselte vergnügt rote, blaue, grüne und gelbe Esel auf ein Stück Papier. Lauter bunte Esel.
    Don Chaussee atmete befreit auf, als er draußen war.
    »Psst — Herr Krapp, hier! Es ist nämlich ein Unglück passiert... !« Schwester Monika zog ihn durch die Hintertür. »Es ist jemand gekommen für Sie. Er steht drüben am Schuppen. Ich — ich dachte, es sei Ihnen vielleicht lieber, weil nämlich...« Sie brach ab. Im Licht der Lampe über der Tür schien sie seltsam rosig überhaucht, vom apfelrunden Gesicht bis in die Fingerspitzen. Etwas nervös schien sie auch zu sein. Sie flüsterte übertrieben leise.
    Das Unglück, das Schwester Monika zugleich rosig, nervös und leise machte, hieß Müller, Waldemar Müller, und trug Knickerbocker.
    Herr Müller war ebenfalls ziemlich nervös und geradezu dunkelrot angelaufen. Statt zu flüstern, kämpfte er mit einem Schluckauf. Schwester Monika hatte ihn bereits umfassend über die Folgen seiner Unachtsamkeit am vergangenen Samstagabend unterrichtet und einen Nervenzusammenbruch aller Beteiligten nach Bekanntwerden seiner neuesten Nachrichten prophezeit. Begreiflich, daß Herr Müller versuchte, die Katastrophe möglichst lange hinauszuschieben. Sich mit der einen Hand krampfhaft an der Lenkstange seines Rades festhaltend, schnellte er die andere Don Chaussee entgegen und goß, mehrfach wie ein Taschenmesser zusammenklappend, eine Flut von Entschuldigungen über ihn aus.
    »Es lag wirklich

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