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13 - Der Gott der Finsternis

13 - Der Gott der Finsternis

Titel: 13 - Der Gott der Finsternis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Diana G. Gallagher
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Fackel in einer Felsspalte, ehe sie den goldgerahmten Spiegel ergriff, der an dem Stein gelehnt hatte, und ihn mit beiden Händen hoch über ihren gesenkten Kopf erhob. Veränderliche Muster goldenen Lichts schimmerten auf dem glatten schwarzen Fell, als die Katze sich aufzulösen begann. Festes Fleisch verwandelte sich in eine Wolke grauen Rauchs, die zu einer schlangenförmigen Fahne wurde.
    Dem nahm den Geruch brennenden Holzes und geschmolzenen Metalls wahr, als der Rauch im Glas verschwand. Als Lucy sich umdrehte und den Spiegel auf Dems Augenhöhe senkte, biss er die Zähne zusammen, um alle sichtbaren Zeichen der Furcht zu verbergen, und ergab sich Tezcatlipocas Willen.
    Der graue Rauch trieb am äußeren Rand der schwarzen Oberfläche entlang und bewegte sich schneller und schneller, bis ein Wirbel in der Mitte des Spiegels entstand. Der Strudel zerrte an Dems Psyche, zog sein Bewusstsein in eine Arena aus Feuer, das in der obsidianschwarzen Tiefe wütete. Unbestimmbare Schatten wanden sich in den Flammen, heulten und kreischten, glühende Felsen explodierten und bedeckten ihn unter einem Hagel aus Gesteinssplittern. Blitze züngelten durch die ihn umgebende Schwärze, forderten ihn heraus, zurückzuweichen.
    Dems körperloser Geist reagierte, als wäre er noch immer eine natürliche physische Präsenz, und er musste gegen den überwältigenden Drang ankämpfen, sich vor dem Schrecken zu schützen, der quälend auf ihn eindrang.
    Als er plötzlich durch eine alles umfassende Finsternis trieb, wehrte er sich gegen die hilflose Panik, die ihn zu verschlingen drohte, und konzentrierte sich auf einen einzelnen Lichtpunkt. Das Licht dehnte sich aus und nahm Gestalt an. Er sah sich selbst, gekleidet in eine noch aufwendigere Version von Lucys Kostüm. Da klaffte der weiße Stoff auf und gab den Blick auf seine Brust und eine offene Wunde frei. Blutiges Fleisch umgab die leere Höhle unterhalb seiner Rippen.
    Er hatte kein Herz.
    Doch Dem hielt dem Grauen noch immer stand.
    Das erschreckende Bild verschwand, und an seiner Stelle erschien eine andere Gestalt.
    Tezcatlipoca, dessen riesige schwarze Augen so unergründlich waren wie sein finsteres Reich. Schimmerndes schwarzes Haar, geschmückt mit Federn, Gold und Perlen, fiel in dunklen Wellen über seinen Rücken. Nicht der kleinste Makel befleckte seine bronzefarbene Haut. Ein goldschimmerndes Juwel hing um seinen Hals, Glocken an goldenen Ketten zierten seine Handgelenke.
    Tezcatlipoca trug einen Fächer aus blauen, gelben und grünen Federn in der linken Hand und vier Pfeile in der rechten. Volle Lippen öffneten sich zu einem Lächeln und offenbarten ebenmäßige weiße Zähne, die sich langsam in die Fänge des Jaguars verwandelten. Von den schimmernden Fängen und den glühenden Augen abgesehen, war die Bestie vor dem schwarzen Hintergrund nicht auszumachen. bis sie sprang.
    Von einem Augenblick zum nächsten aus der Vision gerissen, stolperte Dem einen Schritt zurück. Im letzten Moment verhinderte er einen Sturz, als blau-grauer Rauch speerförmig aus dem schwarzen Spiegel hervorschoss und sich durch seinen Körper bohrte. Die Macht Tezcatlipocas strömte durch seine Adern, erfüllte seine Sinne und sickerte in jede Zelle, während sich der Gott mit ihm vereinigte. Das Band zwischen ihnen war besiegelt, als der Rauch durch seine Augen und seine Nase entwich und der Jaguar wieder auf dem Felsensims erschien.
    Dem sah Lucy an, die den Spiegel senkte. Sie zitterte unter seinem prüfenden Blick und sank zu seinen Füßen auf die Knie. Er blickte an ihr vorbei auf die Menschen, die am Fuß des Felsenturmes auf die Knie fielen. Keiner von ihnen sah ihm ins Gesicht, und so sollte es sein.
    Flackernde Fackeln brannten die Szene in sein Gedächtnis.
    Als Lucy eine Beschwörung in der Sprache der alten Azteken anstimmte, hob er den Blick und sah zum dunklen Himmel hinauf. Er schaute sie nicht an, als sie ihm Jeans und Hemd abstreifte, noch zeigte er die geringste Regung, als sie einen schweren weißen Umhang, besetzt mit Gold und kostbaren Juwelen, über seiner linken Schulter verknotete. Als sie den reichverzierten, gefiederten Kopfschmuck hochhielt, neigte er sein Haupt, um seine Krone zu empfangen, doch er würdigte sie noch immer keines Blickes.
    Als die natürliche Felsformation sich zu verändern begann, Vergangenheit und Gegenwart einander überlagerten und die Realität von Magie erfüllt wurde, verharrte er regungslos.
    Er war noch immer Dem Inglese - und

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