13 - Geheimagent Lennet in der Schlangenfestung
gibt es, glaube ich, niemand mehr.«
»Haben sie gesagt, was sie mit dir machen wollen, wenn du ,gesprochen' hast?«
»Nein.«
»Haben sie dich in diesem Zimmer hier verhört?«
»Nein. Sie haben mich immer in eine Art Laboratorium gebracht. Es liegt nebenan. Sie haben dort ein Tonband, eine Fernsehkamera und zwei Schränke. Auf dem einen Schrank steht Saver, auf dem anderen Casara. Das ist wohl der Name des anderen Medizinmannes.«
»Komm mit, das wollen wir uns mal ansehen.«
Edmond stand auf, und auf Zehenspitzen schlichen die beiden über den Gang in den Nebenraum. Außer den Möbeln, die der Gefangene bereits erwähnt hatte, gab es noch einen Tisch, zwei Stühle und ein Bett. Lennet nahm die Bettdecke und verhängte damit das Fenster. Nachdem er sorgsam die Tür verschlossen hatte, betätigte er den Lichtschalter. Grelles Licht überflutete das Labor.
»Du bist verrückt", rief der junge Balantinier. Ohne sich um ihn zu kümmern, machte sich Lennet an dem Schrank zu schaffen, auf dem Casara stand. Er war verschlossen. Das Messer trat in Aktion. Die Tür ging auf.
»He, sag mal, du weißt wohl, wie man solche Dinge managt?« rief Edmond bewundernd. »So was kann man vielleicht einmal gut gebrauchen. Kannst du es mir nicht beibringen?«
Im Schrank standen säuberlich aufgereiht verschiedene Gefäße mit Chemikalien. In einer Ecke stand eine kleine Kassette mit einem Kombinationsschloß aus drei Ziffern. Für einen Agenten des FND war das keine Schwierigkeit, es kostete nur etwas Zeit. Dann war das Stahlgehäuse offen, wie übrigens auch der Mund Edmonds.
»Toll", murmelte er begeistert. »Einfach toll...« Der Stahlschrank enthielt einen kleinen schwarzen Koffer aus Krokodilleder mit einem Kupferverschluß. Er war vollgepackt mit ärztlichen Utensilien. Darunter auch ein Fläschchen mit dem Etikett »Serum Casara", das eine farblose Flüssigkeit enthielt.
Lennet entkorkte es und roch daran. Dann versuchte er die Flüssigkeit.
»Farblos, geruchlos, geschmacklos", stellte er fest. Nach kurzem Nachdenken wandte er sich an Edmond:
»Hör zu. Bisher haben wir nur Räuber und Gendarm gespielt, aber jetzt wird's bitter ernst. Der Pudding hat dir nicht gesagt, was er mit dir macht, wenn du gesprochen hast. Dafür will ich es dir sagen. Wenn er weiß, was er wissen will, landest du im Graben bei Doktor Saver. Und wenn er herauskriegt, daß du gar keine Ahnung hast, kommt das gleiche heraus. Denn er kann es sich nicht leisten, dich laufenzulassen, weil du zuviel von ihm weißt. Und daß dein Vater ein bekannter Mann ist, kümmert ihn soviel wie die Schlangen im Graben.«
»Soll das heißen, daß ich verloren bin?«
Edmonds Unterlippe zitterte wie bei einem Kind, das gleich zu weinen beginnen wird.
»Das hängt ganz von dir ab. Bist du schon einmal auf einen Baum geklettert? Hast du dich schon einmal an einem Seil in acht Meter Höhe über einen Graben gehangelt? Nein? Nun gut, in einer Viertelstunde wirst du es versuchen, oder du kannst Saver Gesellschaft leisten. Deine Kusine erwartet dich drüben im Gestrüpp. Sie bringt dich in die zivilisierte Welt zurück.«
»Und du, Lennet?«
»Ich...?«
Lennet ging zum Ausguß, leerte den Inhalt des Fläschchens hinein und füllte es dann mit Wasser. Dann korkte er es wieder zu, legte es in den Koffer zurück, verschloß ihn, brachte ihn im Stahlschrank unter, ließ das Schloß spielen und stellte die Nummern auf die Zahl, die er sich zuvor gemerkt hatte. Dann schloß er den Schrank, löschte das Licht, nahm die Decke vom Fenster und breitete sie über das Bett.
»Komm mit", sagte er. »Ich kann dir jetzt nur noch raushelfen.
Oh, da ist noch was. Gib mir einen Fausthieb.«
»Wozu?«
»Damit ich dir ähnlich sehe, du Dummkopf. Los! Hau zu!«
Edmond schlug ihn schüchtern.
»Mensch, doch nicht so. Mit aller Kraft! Das sollte dir doch Spaß machen.«
»So nicht. Wenn du es von mir verlangst...« Edmond schlug vorsichtig zu.
»Mensch, das war noch schlechter. Ich sehe schon, du hast keine Muskeln", sagte Lennet. »Ich muß wohl Mira bitten...«
Diesmal traf ihn die Faust Edmonds genau auf die Braue.
Lennet wankte.
»Danke", sagte er. »Das wird zwar nicht so schön bunt sein, wie es sollte, aber ich hoffe, daß man mich nicht so genau betrachtet.«
Sie gingen zu Edmonds Zelle zurück. »Jetzt tauschen wir noch unsere Kleider", befahl Lennet.
Edmond war zwar nicht begeistert von dem Gedanken, seine schöne Jacke hergeben zu müssen, aber er protestierte
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