Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
13 - Im Schatten des Grossherrn 02 - Durchs wilde Kurdistan

13 - Im Schatten des Grossherrn 02 - Durchs wilde Kurdistan

Titel: 13 - Im Schatten des Grossherrn 02 - Durchs wilde Kurdistan Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
Vom Netzwerk:
den Gefangenen zu besuchen, so darf ich dich in der Erfüllung deiner Pflicht nicht hindern.“
    „So gehn wir. Wir danken dir für das Gute, das du uns heute schmecken ließest. Wirst du bald wieder Medizin bereiten?“
    „Sobald du es wünschst.“
    „Die heiße ist noch besser als die kalte, aber sie geht dem Menschen durch Mark und Bein und schiebt ihm die Knochen ineinander. Allah behüte dich und gebe dir eine gute Ruhe!“
    Er ging auf den Agha zu und nahm ihn beim Arm.
    Sie gingen ab und ich folgte ihnen. An der Treppe blieben sie stehen.
    „Selim Agha, steige du zuerst hinunter!“
    „Herr, diese Ehre gebührt ja dir!“
    „Ich bin nicht stolz; das weißt du ja.“
    Der Agha setzte, während er sich mit den Händen anhielt, einen Fuß um den andern sehr vorsichtig auf die Stufen. Der Mutesselim folgte ihm. Es wollte nicht recht sicher bei ihm gehen, zumal ihm die Treppe unbekannt war.
    „Effendi, bist du noch da?“ fragte er.
    „Ja.“
    „Weißt du, daß es Sitte ist, seine Gäste bis vor die Tür zu begleiten?“
    „Ich weiß es.“
    „Aber du begleitest mich ja nicht!“
    „So erlaube, daß ich es tue!“
    Ich nahm ihn beim Arm und stützte ihn. Nun ging es besser. Unten vor der Tür blieb er stehen, um tief Atem zu holen.
    „Emir, dieser Makredsch ist eigentlich auch dein Gefangener“, meinte er.
    „Wenn man es recht betrachtet, ja.“
    „So mußt du dich auch überzeugen, ob er noch da ist!“
    „Ich werde euch begleiten.“
    „So komm, gib mir deinen Arm!“
    „Du hast zwei Arme, Effendi“, meinte der Agha; „gib mir den andern!“
    Die beiden Männer hingen schwer an mir, aber ihr Rausch befand sich doch noch immer innerhalb desjenigen Stadiums, in welchem man noch leidlich Herr seiner selbst ist. Ihr Gang war unsicher, doch kamen wir rasch vorwärts. Die Gassen lagen finster und öde da. Kein Mensch begegnete uns.
    „Deine Arnauten werden erschrecken, wenn ich komme“, sagte der Mutesselim zum Agha.
    „Und ich mit dir!“ brüstete sich dieser.
    „Und ich mit euch!“ vervollständigte ich.
    „Ist der Araber noch da?“
    „Herr, glaubst du, ich lasse solche Leute ausreißen?“ fragte Selim Agha sehr beleidigt.
    „Ich werde auch nach ihm sehen. Hat er auch Geld gehabt?“
    „Nein.“
    „Wieviel denkst du, daß der Makredsch bei sich hat?“
    „Ich weiß es nicht.“
    „Er muß es hergeben. Aber, Selim, deine Arnauten sollten dann eigentlich nicht dabei sein.“
    „So gebiete ich ihnen, fortzugehen.“
    „Und wenn sie lauschen?“
    „Ich riegele sie ein.“
    „Gut. Aber wenn wir fort sind, werden sie mit dem Gefangenen reden.“
    „Sie bleiben eingeriegelt.“
    „So ist es richtig. Dieses Geld gehört in die Kasse des Mutesselim, welcher dem Agha der Arnauten ein sehr gutes Bakschisch gibt.“
    „Wieviel, Herr?“
    „Das kann ich jetzt noch nicht wissen, denn ich muß erst sehen, wieviel er bei sich führt.“
    Wir kamen bei dem Gefängnis an.
    „Schließe auf, Selim Agha!“
    „Herr, du selbst hast doch den Schlüssel!“
    „Ja, richtig!“
    Er langte in den Gürtel und zog den Schlüssel hervor, um zu öffnen. Er probierte und probierte, fand aber das Schlüsselloch nicht.
    Darauf hatte ich allerdings gerechnet. Darum bat ich:
    „Erlaube, Effendi, daß ich dir öffne!“
    Ich nahm den Schlüssel aus seiner Hand, machte auf, zog ihn wieder ab, trat in den Flur und steckte den Schlüssel von innen wieder in das Schloß.
    „Tretet ein. Ich werde wieder verschließen!“
    Sie kamen herein. Ich tat, als ob ich zuschließen wolle, drehte aber den Schlüssel schnell wieder zurück und versuchte scheinbar, ob auch wirklich fest zugeschlossen sei.
    „Es ist zu. Hier hast du deinen Schlüssel, Mutesselim!“
    Er nahm ihn. Da kamen aus der hintern Zelle und auch von oben die Arnauten herbei, mit den Lampen in der Hand.
    „Ist alles in Ordnung?“ fragte der Mutesselim mit Würde.
    „Ja, Herr.“
    „Ist keiner entwischt?“
    „Nein.“
    „Auch der Araber nicht?“
    „Nein.“
    „Aber der Makredsch?“
    „Auch nicht“, antwortete der Sergeant bei diesem geistreichen Verhör.
    „Das ist euer Glück, ihr Hunde. Ich hätte euch totpeitschen lassen. Packt euch hinauf in eure Stube! Selim Agha, schließe sie ein!“
    „Emir, willst du es nicht tun?“ fragte mich dieser.
    „Gern!“
    Das war mir lieb. Der Agha nahm eine der Lampen und ich führte die Leute nach oben.
    „Warum werden wir eingeschlossen, Herr?“ fragte der Sergeant.
    „Die Gefangenen werden

Weitere Kostenlose Bücher