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13 - Im Schatten des Grossherrn 02 - Durchs wilde Kurdistan

13 - Im Schatten des Grossherrn 02 - Durchs wilde Kurdistan

Titel: 13 - Im Schatten des Grossherrn 02 - Durchs wilde Kurdistan Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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nicht!“
    „Vielleicht brauche ich ihn gar nicht. Harre nur geduldig aus.“
    Auch Lindsay kam geschlichen.
    „Von meinem Tabak geholt! Wer raucht ihn?“
    „Der Kommandant.“
    „Sehr gut! Trinkt meinen Wein, raucht meinen Tabak! Ausgezeichnet!“
    „Warum sollte er nicht?“
    „Mag zu Hause bleiben! Flucht nicht stören!“
    „Vielleicht befördert er sie. Ich habe nach Wein geschickt.“
    „Wieder?“
    „Ja. Nach persischem. Reißt einen Elefanten nieder. Süß wie Honig und stark wie ein Löwe!“
    „Well! Trinke auch persischen!“
    „Habe dafür gesorgt, daß für euch auch da ist. Ich werde die beiden Leute lustig machen, und dann werden wir sehen, was zu tun ist.“
    Nun ging ich in die Küche und ließ Feuer machen. Ehe es ordentlich brannte, kam Halef zurück. Er brachte ein großes Gefäß des gefährlichen Trankes. Ich setzte einen Topf voll davon über das Feuer und empfahl ihn der Fürsorge Mersinahs. Dann kehrte ich zum Engländer zurück.
    „Hier ist Perser! Aber gebt Gläser her; sie sind bei Euch.“
    Als ich in meine Stube trat, blickten mir die beiden Türken erwartungsvoll entgegen.
    „Hier bringe ich die Medizin, Mutesselim. Koste sie zunächst, da sie kalt ist. Dann sollst du auch sehen, wie sie das Herz begeistert, wenn man sie heiß genießt.“
    „Sage mir ganz genau, Effendi, ob es Wein ist oder Medizin!“
    „Dieser Trank ist die beste Medizin, die ich heute kenne. Trinke sie und sage mir, ob sie nicht deine Seele erfreut!“
    Er kostete und kostete abermals. Über seine scharfen, aber matten Züge legte sich ein Schein der Verklärung.
    „Hast du selbst diesen Trank erfunden?“
    „Nein, sondern Allah gibt ihn denen, die er am liebsten hat.“
    „So meinst du, daß er uns lieb hat?“
    „Gewiß.“
    „Von dir weiß ich es, daß du ein Liebling des Propheten bist. Hast du noch mehr von diesem Trank?“
    „Hier, Trinke aus!“
    Ich schenkte wieder ein.
    Seine Augen funkelten noch vergnügter als vorher.
    „Effendi, was ist Ladakia, Djebeli und Tabak von Schiras gegen diese Arznei! Sie ist besser als der feinste Duft des Kaffees. Willst du mir das Rezept geben, wie sie bereitet wird?“
    „Erinnere mich daran, so werde ich es aufschreiben, noch ehe ich Amadijah verlasse. Aber hier steht der Krug. Trinkt! Ich muß hinab zur Küche, um die andere Arznei zu bereiten.“
    Ich ging mit Vorbedacht sehr leise zur Treppe hinab und öffnete unhörbar die Küchentüre ein wenig. Richtig! Da stand die ‚Myrte‘ vor meinem Topf und schöpfte mit einer kleinen türkischen Kaffeetasse den jetzt bereits ziemlich heißen Wein unaufhaltsam zwischen ihre weit geöffneten Lippen, welche nach jeder Tasse mit einem herzlich schmatzenden Laute zusammenklappten.
    „Mersinah, verbrenne deine Zähne nicht!“
    Sie fuhr erschrocken herum und ließ die Tasse fallen.
    „Oh, Sihdi, es war ein Örümdscheck (Spinne, Kreuzspinne) in den Topf gelaufen, und den wollte ich wieder herausfischen!“
    „Und diese Spinne hast du dir in den Mund gegossen?“
    „Nein, Effendi, sondern nur das Wenige, was an der Spinne hängen geblieben ist.“
    „Gib mir den kleinen Topf von da unten herauf!“
    „Hier, Emir!“
    „Fülle ihn mit diesem Trank!“
    „Für wen?“
    „Für dich.“
    „Was ist es, Emir?“
    „Es ist die Arznei, welche ein persischer Hekim erfunden hat, um das Alter wieder jung zu machen. Wer genug davon trinkt, dem ist die Seligkeit gegeben, und wer davon trinkt, ohne jemals aufzuhören, der hat das ewige Leben!“
    Sie dankte mir in blühenden Ausdrücken, und ich trug das übrige nach oben. Die beiden Trinker waren trotz ihres Rangunterschiedes sehr nahe zusammengerückt und schienen sich ganz angenehm unterhalten zu haben.
    „Weißt du Effendi, worüber wir streiten?“ fragte mich der Kommandant.
    „Ich hörte es ja nicht!“
    „Wir stritten, wessen System am meisten leiden muß, das seinige oder das meinige. Wer hat recht?“
    „Das will ich euch sagen: Wem die Arznei die größte Hilfe bringt, dessen System hat am meisten gelitten.“
    „Deine Weisheit ist zu groß, als daß wir sie begreifen könnten. Was hast du in diesem Topf?“
    „Das ist Itschki itschkilerin (Der Trank aller Tränke), denn ihm kommt kein anderer gleich.“
    „Und du willst, daß wir ihn probieren sollen?“
    „Wenn du es wünschst, so schenke ich dir davon ein.“
    „Gib mir!“
    „Mir auch, Effendi“, bat der Agha.
    Sie hatten beide bereits das, was der Spiro-Zoologe einen ‚Käfer‘ zu

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