13 - Im Schatten des Grossherrn 02 - Durchs wilde Kurdistan
gefordert!“
„Nun laß mich gehen!“ forderte der andere, sein Tuch wieder um die übriggebliebenen Scheine schlagend.
Der Kommandant sah ihn mit sehr gut gespielter Verwunderung an.
„Gehen lassen? Ja, aber erst dann, wenn du bezahlt hast!“
„Ich habe es doch getan!“
„Ja, mich hast du bezahlt, aber noch nicht diesen Agha der Arnauten!“
„Allah illa Allah!“ rief der Gefangene zornig. „Du hast doch nur fünftausend Piaster verlangt!“
„Allah hat dir deinen Verstand verdunkelt. Warum fragtest du nicht, für wen diese fünftausend Piaster seien? Sie waren nur für mich. Der Agha hat seinen Teil noch zu erhalten.“
„Wieviel?“
„Ebensoviel wie ich!“
„Herr, der Satan redet aus dir!“
„Bezahle, so wird er schweigen!“
„Ich bezahle nicht!“
„So kehrst du in dein Loch zurück!“
„Oh, Mohammed, oh, ihr Kalifen, ihr habt seinen Schwur gehört! Der Scheïtan ist bereits in ihm; er wird ihn umbringen!“
„Das Öl dieser Lampe geht zur Neige. Wirst du bezahlen oder nicht?“
„Ich gebe ihm tausend!“
„Fünftausend! Handle nicht, sonst steige ich höher!“
„Ich habe sie nicht!“
„Du hast sie. Ich habe es gesehen, daß es langen wird.“
„So gebe ich – – –“
„Soll ich etwa sechstausend fordern?“
„Du bist ein Tyrann, ja, du bist der Teufel selbst!“
„Makredsch, wir sind miteinander fertig!“
Er erhob sich langsam und vorsichtig.
„Halt!“ rief der Gefangene. „Ich werde bezahlen!“
Die Freiheit stand ihm schließlich doch noch höher als das Geld. Er begann von neuem aufzuzählen, während der Kommandant sich wieder setzte. Das Paket langte wirklich; aber es blieben ihm nur noch einige Scheine übrig.
„Hier liegt es“, meinte er, „und Allah verdamme den, der es nimmt!“
„Du hast recht gesagt, Makredsch“, antwortete sein früherer Verbündeter und jetziger Gegner sehr ruhig. „Dieser Agha der Arnauten wird das Geld nicht nehmen.“
„Warum?“
„Es sind nur die fünf Tausend. Du hast vergessen, die zwei Tausend daraufzulegen.“
Der Makredsch machte eine Bewegung, als wolle er sich auf den Kommandanten stürzen; aber er besann sich noch.
„Ich habe nichts mehr als diese drei Papiere.“
„So schließe ich dich ein. Vielleicht besinnst du dich dann, daß du noch mehr Geld bei dir trägst. Komm!“
Der Makredsch machte eine Miene, als ob er ersticken wolle, dann langte er abermals in die Tasche und zog einen Beutel hervor, den er so hielt, daß nur er selbst den Inhalt sehen konnte.
„So will ich versuchen, ob ich es noch zusammenbringe! Dein Herz ist von Stein, und deine Seele hat sich in einen Felsen verwandelt. Ich habe hier nur kleine Silberstücke mit einigen goldenen Medschidje darunter. Diese letzteren sollst du erhalten, wenn sie reichen.“
Er legte die drei Scheine hin und dann sehr langsam ein Goldstück nach dem andern hinzu.
„Hier! Nun bin ich arm, denn ich habe höchstens noch vierzig Piaster bei mir, und diese muß ich haben, wenn ich nicht verhungern will!“
Ich muß gestehen, daß ich mit dem Mann Bedauern empfand; aber ich sah vorher, daß er auch den letzten Heller werde geben müssen. Es war, als ob der Anblick des Geldes den Mutesselim vollständig ernüchtert hätte. Und auch an dem Agha war nicht die Spur eines Rausches zu bemerken. Dieser langte hastig zu, um die Summe an sich zu nehmen.
„Halt!“ wehrte ihm der Kommandant. „Ich werde dieses Geld einstweilen aufbewahren.“
Er schob es zusammen und steckte es ein.
„Jetzt endlich bin ich frei!“ sagte der Makredsch.
Der Kommandant schüttelte in höchster Verwunderung den Kopf.
„Frei! Hast du denn bezahlt?“
„Sind dir deine Sinne abhanden gekommen? Du hast ja das Geld eingesteckt!“
„Das meinige und das dieses Selim Agha. Aber dieser Emir hat noch nichts erhalten!“
„Er hat ja gar nichts zu bekommen!“
„Wer sagt dir das? Er ist ja hier, und muß also auch bezahlt werden!“
„Aber er hat ja über mich nicht das mindeste zu gebieten!“
„Hat er dich nicht gefangen nehmen lassen? Du hast das Fieber, Makredsch, sonst würdest du erkennen, daß er eigentlich noch mehr zu bekommen hat, als wir beide anderen zusammen.“
„Er hat nichts zu erhalten!“ rief der Gepeinigte nun förmlich wütend. „Er bekommt nichts, denn ich habe nichts mehr, und ich würde ihm keinen Piaster und keinen Para geben, selbst wenn ich Millionen bei mir trüge!“
„Du hast noch Geld!“
„Vierzig Piaster, wie ich
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