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13 - Im Schatten des Grossherrn 02 - Durchs wilde Kurdistan

13 - Im Schatten des Grossherrn 02 - Durchs wilde Kurdistan

Titel: 13 - Im Schatten des Grossherrn 02 - Durchs wilde Kurdistan Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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du auch, wie er entkommen ist?“
    „Nein; aber davon bin ich nun überzeugt, daß weder der Agha noch die Wächter die Schuld tragen, daß es ihm gelang.“
    „Und wo soll er sich versteckt halten?“
    „Das werde ich schon noch entdecken, und dabei sollst du mir helfen, Effendi.“
    „Ich? Gern, wenn ich es vermag.“
    Ich hatte bei meinem Eintritt einen raschen Blick zur Treppe emporgeworfen und oben mehr Arnauten stehen sehen, als vorher hier postiert gewesen waren. Man hatte also wohl die Absicht, mich hier festzuhalten. In dieser Überzeugung bestärkten mich natürlich die unvorsichtigen Reden des Kommandanten. Ein Blick auf das offene Gesicht des Agha ergab, daß er von dem Vorhaben des Mutesselim ganz sicher keine Kenntnis hatte. Also auch er stand im Verdacht, und daraus schloß ich, daß man den Entsprungenen in seiner und in meiner Wohnung vermute.
    „Ich habe gehört“, meinte der Kommandant, „daß du ein großer und geschickter Kenner aller Spuren bist.“
    „Wer hat dir das gesagt?“
    „Dein Baschi-Bozuk, dem dein Diener Halef es erzählte.“
    Also er hatte den Baschi-Bozuk verhört. Darum also war derselbe von dem Basch Tschausch geholt worden! Der Kommandant fuhr fort:
    „Und darum bitte ich dich, dir einmal das Gefängnis anzusehen.“
    „Dies habe ich doch bereits getan!“
    „Aber nicht so genau, wie es geschehen muß, wenn man Spuren entdecken will. Dann ist oft ein ganz kleines Ding, welches man erst gar nicht beachtet hat, von sehr wichtiger Bedeutung.“
    „Das ist richtig. Also das ganze Haus soll ich durchsuchen?“
    „Ja. Aber du wirst wohl mit dem Loch beginnen müssen, in dem er gesteckt hat, denn dort hat auch seine Flucht begonnen.“
    O schlauer Türke! Hinter mir hörte ich auf den Treppenstufen etwas knistern. Die Arnauten kamen leise herab.
    „Das ist sehr richtig“, bemerkte ich scheinbar ahnungslos. „Laß die Tür zu der Zelle öffnen!“
    „Mach auf, Selim Agha!“ gebot er.
    Der Agha schob die Riegel zurück und legte die Tür ganz bis an die Wand hinum.
    Ich trat näher, aber so vorsichtig, daß mich kein Stoß von hinten hinabwerfen konnte, und blickte aufmerksam hinein.
    „Ich sehe nichts, was mir auffallen könnte, Mutesselim!“
    „Von hier aus kannst du auch nichts sehen. Du wirst wohl hinabsteigen müssen, Effendi!“
    „Wenn du es für nötig hältst, werde ich es tun“, erwiderte ich unbefangen.
    Ich trat zur Seite, faßte die Tür, hob sie aus den Angeln und legte sie quer vor der Türöffnung auf den Boden nieder, so daß ich sie von dem Loch aus stets im Auge behalten konnte. Das hatte der gute Kommandant nicht erwartet; es machte ihm einen sehr dicken Strich durch seine Rechnung.
    „Was tust du da?“ fragte er enttäuscht und ärgerlich.
    „Ich habe die Tür ausgehoben, wie du siehst“, antwortete ich.
    „Warum?“
    „O, wenn man Spuren entdecken will, so muß man sehr vorsichtig sein und alles im Auge behalten!“
    „Aber das Abnehmen der Tür ist doch nicht notwendig. Du erhältst dadurch nicht mehr Licht in das Loch, als vorher.“
    „Richtig! Aber weißt du, welche Spuren die sichersten sind?“
    „Welche?“
    „Diejenigen, welche man in dem Angesicht eines Menschen findet. Und diese“ – dabei klopfte ich ihm vertraulich auf die Achsel – „weiß ein Effendi aus Germanistan ganz sicher zu finden und zu lesen.“
    „Wie meinst du das?“ fragte er betroffen.
    „Ich meine, daß ich dich wieder einmal für einen großen Diplomaten halte. Du verstehst deine Geheimnisse und Absichten ausgezeichnet geheimzuhalten. Und darum werde ich dir auch deinen Willen tun und jetzt hinunterspringen.“
    „Was meinst du für Absichten?“
    „Deine Weisheit hat dich auf den ganz richtigen Gedanken geführt, daß ein Gefangener es am besten erraten könne, wie es einem anderen Gefangenen möglich gewesen sei, zu entkommen. Allah sei Dank, daß er so kluge Männer geschaffen hat!“
    Ich sprang hinunter in das Loch und bückte mich, um zu tun, als ob ich am Boden suche. Dabei jedoch sah ich unter dem Arm hinweg und bemerkte einen Wink, den der Mutesselim dem Agha gab. Beide bückten sich, um die schwere Tür aufzunehmen und in die Angeln zu bringen. Ich drehte mich um.
    „Mutesselim, laß die Tür liegen!“
    „Sie soll dahin, wohin sie gehört.“
    „So gehe ich auch wieder dahin, wohin ich gehöre!“
    Ich machte Anstalt, mich emporzuschwingen, was nicht sehr leicht zu bewerkstelligen war, weil das Loch eine bedeutende Tiefe

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