Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
13 - Im Schatten des Grossherrn 02 - Durchs wilde Kurdistan

13 - Im Schatten des Grossherrn 02 - Durchs wilde Kurdistan

Titel: 13 - Im Schatten des Grossherrn 02 - Durchs wilde Kurdistan Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
Vom Netzwerk:
lautete seine Antwort.
    „Oh, wir haben Waffen, von denen eine einzige genügt, um euch alle zu töten!“
    Er lachte und sagte dann: „Du hast ein sehr großes Maul. Zeige mir einmal eine solche Waffe!“
    Ich nahm einen meiner Revolver heraus und fragte den Kurden: „Siehst du dieses kleine Ding?“ – Dann rief ich meinen Diener herbei und befahl ihm: „Brich einen Ast von jenem Strauch, mach die Blätter weg bis auf sechs und halte ihn empor. Ich will danach schießen!“
    Er tat es, und da nun die anderen Kurden merkten, um was es sich handelte, so kamen sie näher heran. Ich nahm mein Pferd auf die weiteste Distanz zurück und zielte. Die sechs Schüsse wurden schnell hintereinander abgegeben, und dann reichte Halef dem Kurden den Zweig hin.
    „Katera Chodeh“, (um Gottes willen) rief er; „sie sind alle sechs getroffen, die Blätter!“
    „Das ist nicht schwer“, prahlte ich; „das kann bei den Tschermaki ein jedes Kind. Aber das Wunder besteht darin, daß man mit diesem kleinen Ding so schnell und immerfort schießen kann, ohne zu laden.“
    Er gab den Zweig seinen Leuten, und während sie ihn betrachteten, nahm ich sechs Patronen heraus und lud wieder den Revolver hinter dem Halse des Pferdes, ohne daß er es bemerkte.
    „Was hast du noch für Waffen?“ fragte er nun.
    „Siehst du jenen Tu? Paß auf!“ (Maulbeerbaum)
    Ich stieg ab und legte den Henry-Stutzen an. Ein, zwei, drei, fünf, acht, elf Schüsse krachten. Die Kurden erhoben bei einem jeden neuen Schuß einen Ausruf des höchsten Erstaunen und nun setzte ich das Gewehr wieder ab.
    „Geht hin und seht euch den Baum an!“
    Alle eilten hin, und die meisten sprangen, um gut sehen zu können, vom Pferd. Ich erhielt somit Zeit zu neuem Laden. Dasselbe Experiment mit demselben Stutzen hatte mich einst bei den Comanchen in Respekt gesetzt, und auch jetzt erwartete ich eine ähnliche Wirkung mit Zuversicht. Da kam der Anführer wieder auf mich zu und rief:
    „Chodih (Herr, Gebieter), alle elf Kugeln stecken im Baum, eine unter der andern!“
    Daß er mich jetzt mit ‚Herr‘ anredete, schien ein gutes Zeichen zu sein.
    „Du kennst nun einige von unsern Waffen“, sagte ich, „und wirst mir glauben, daß wir uns vor euren wilden Tieren nicht fürchten.“
    „Zeige uns die andern Waffen auch!“
    „Dazu habe ich keine Zeit. Die Sonne ist hinab, und wir müssen weiter.“
    „Warte noch ein wenig!“
    Er ritt wieder zu seinen Leuten und verhandelte mit ihnen. Dann kehrte er zurück und erklärte: „Ihr dürft bei uns bleiben!“
    „Wir geben weder unsere Waffen noch unsere Pferde ab“, erwiderte ich.
    „Das sollt ihr auch nicht. Ihr seid fünf Männer, und fünf von den Unsrigen haben sich erboten, je einen von euch bei sich aufzunehmen. Du wirst bei mir wohnen.“
    Hm, ich mußte vorsichtig sein. Warum gaben sie auf einmal nach? Warum ließen sie uns nicht weiter reiten?
    „Wir werden dennoch weiter reiten“, erklärte ich ihm, „weil wir uns teilen sollen. Wir sind Gefährten und werden nur da bleiben, wo wir beisammen wohnen können.“
    „So warte noch ein wenig!“
    Wieder verhandelte er. Es dauerte etwas länger als vorher, und es schien mir, als ob sie uns mit Absicht hinhalten wollten, bis es zu dunkel zum Weiterreiten geworden sei. Endlich kam er wieder mit der Erklärung: „Chodih, du sollst deinen Willen haben. Wir überlassen euch ein Haus, in welchem ihr gemeinsam schlafen könnt.“
    „Haben auch unsere Pferde Platz?“
    „Ja; es ist ein Hof an dem Haus, wo sie stehen können.“
    „Werden wir es allein bewohnen?“
    „Es soll niemand darin bleiben dürfen. Siehe, da reitet schon einer fort, um diesen Befehl zu überbringen. Wollt ihr die Speisen geschenkt erhalten, oder werdet ihr sie bezahlen?“
    „Wir wünschen, eure Gäste zu sein. Versprichst du mir das?“
    „Ich verspreche es.“
    „Du bist wohl der Nezanum (Vorsteher) dieses Dorfes?“
    „Ja, ich bin es.“
    „So reiche mir deine beiden Hände und sage, daß ich dein Hemscher (Freund, Genosse) bin!“
    Er tat es, aber doch mit einigem Widerstreben. Jetzt fühlte ich mich sicher und winkte den Gefährten, heranzukommen. Wir wurden von den Kurden in die Mitte genommen und dann galoppierten wir in das Dorf hinein, wo vor einem verhältnismäßig ansehnlichen Haus haltgemacht ward.
    „Das ist euer Haus für diese Nacht“, erklärte der Nezanum. „Tretet ein!“
    Ich besah mir das Gebäude, ehe ich abstieg, von außen. Es hatte nur das Erdgeschoß

Weitere Kostenlose Bücher