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13 - Im Schatten des Grossherrn 02 - Durchs wilde Kurdistan

13 - Im Schatten des Grossherrn 02 - Durchs wilde Kurdistan

Titel: 13 - Im Schatten des Grossherrn 02 - Durchs wilde Kurdistan Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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das Licht Amads erhellte, eine sehr dünne Spalte, die ein regelmäßiges Viereck bildete. Ich fuhr mit dem Messer hinein und – hob einen viereckigen Deckel empor. Das Geheimnis war entdeckt.
    Nach weiterem Suchen fand ich über den beiden Wohnräumen einige schadhafte Stellen, welche es ermöglichten, hinabzusehen und nicht nur alles zu überblicken, sondern auch das Gespräch der darunter Befindlichen zu belauschen.
    Jetzt stieg ich wieder hinab, machte kurzen Prozeß, faßte meinen Rappen beim Zügel und führte ihn in die Stube.
    „Hallo!“ rief der Engländer. „Was ist los?“
    „Holt Euer Pferd auch herein, denn auf diese war es wohl abgesehen. Da draußen über dem Flur ist ein Loch, durch welches man hinabsteigen und die Tür öffnen kann. Die Kurden hätten gewartet, bis wir schliefen, und wären dann mit unseren Pferden davongegangen.“
    „Ist richtig, sehr richtig! Werden das tun! Yes!“ Auch die andern waren einverstanden. Die Fenster wurden verhangen, die Pferde in das hintere Gemach gebracht; dann zog ich die Leiter in den Flur und schaffte den Hund auf das Dach hinauf. Nun konnten die Kurden immerhin über die Mauer in den Hof steigen; sie fanden ihn leer und mußten wieder abziehen. Vielleicht irrte ich mich auch, und sie hegten gar keine diebischen Absichten; dann war es um so besser.
    Jetzt nun konnten wir endlich auch über unsere weiteren Pläne sprechen. In Amadijah war dies nicht geschehen, weil uns da jeder Augenblick etwas Neues bringen konnte, und unterwegs waren wir nur bedacht gewesen, schnell vorwärts zu kommen. Es handelte sich natürlich um den Weg, welcher uns zurück nach dem Tigris führen sollte.
    „Der kürzeste Pfad geht durch das Gebiet der Dschesidi“, meinte Mohammed Emin.
    „Den dürfen wir nicht nehmen“, antwortete Amad. „Man hat mich da gesehen und würde mich erkennen.“
    „Er ist auch in anderer Beziehung nicht sicher“, fügte ich hinzu, „besonders da wir nicht wissen, wie der Gouverneur von Mossul seinen Bericht abgefaßt hat. Direkt nach Westen können wir nicht.“
    „So bleiben uns zwei Wege“, erklärte Mohammed. „Der eine geht durch Tijari nach dem Buthan und der andere führt uns auf den Zab hinunter.“
    „Beide sind gefährlich, weniger für den entflohenen Gefangenen als vielmehr im allgemeinen. Aber ich ziehe den Weg nach Süden vor, wenn er uns auch in das Gebiet der Abu Salman bringt.“
    Dieser Ansicht stimmten die anderen bei, und dem Engländer war alles recht. Es wurde daher beschlossen, über Gumri nach Lizan zu reiten, von da aus dem Fluß zu folgen, bis er seine große Wendung in das Land der Schirwan- und Zibar-Kurden macht, und diesen Bogen durch einen Ritt quer über die Berge von Tura Ghara und Haïr abzuschneiden. Dann mußten wir an die Ufer des Akra gelangen, der uns wieder an den Zab brachte.
    Nachdem wir hierüber einig geworden waren, legten wir uns zur Ruhe. Ich schlief sehr fest und erwachte durch einen Stoß, den ich von dem neben mir liegenden Engländer erhielt.
    „Master!“ flüsterte er. „Schritte draußen! Schleicht jemand!“
    Ich horchte gespannt, aber die Pferde waren nicht sehr ruhig, und so konnte man sich nicht auf das Gehör verlassen.
    „Es wird nichts zu bedeuten haben“, meinte ich. „Wir sind doch nicht in einer offenen Wildnis, wo jedes Geräusch, von einem Menschen verursacht, das Nahen einer Gefahr verkündet. Man wird im Dorf wohl noch nicht schlafen gegangen sein.“
    „Mögen es tun! Sich auf die Nase legen! Well! Gute Nacht, Master!“
    Er drehte sich auf die andere Seite. Nach einiger Zeit aber horchte er wieder auf. Auch ich hatte jetzt deutlich ein Geräusch vom Hof her vernommen.
    „Sind im Hof“, raunte Lindsay mir zu.
    „Es scheint so. Merkt Ihr, was für einen guten Hund ich habe? Er hat verstanden, daß er nur auf das Dach aufzupassen hat, und darum gibt er jetzt noch keinen Laut von sich.“
    „Edle Rasse! Will die Kerls nicht verscheuchen, sondern fangen!“
    Jetzt aber dauerte es lange, bis wir wieder einzuschlafen vermochten, vielleicht über eine halbe Stunde, da vernahm ich an der Vorderseite des Hauses leise Schritte. Ich stieß Lindsay.
    „Höre es schon!“ meinte er. „Was aber haben sie vor?“
    „Sie werden glauben, daß wir die Pferde in den Flur gezogen haben, und legen nun von außen eine Leiter an, um auf das Dach und durch dasselbe herunter zu den Tieren zu gelangen. Wenn ihnen dieses glückte, so brauchten sie nur die vordere Tür zu öffnen, um mit

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