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13 - Im Schatten des Grossherrn 02 - Durchs wilde Kurdistan

13 - Im Schatten des Grossherrn 02 - Durchs wilde Kurdistan

Titel: 13 - Im Schatten des Grossherrn 02 - Durchs wilde Kurdistan Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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verkrochen hatte.
    „Wer bist du?“ fragte ich.
    „U – – – ah!“ erklang es gähnend.
    Der Mann wollte mich glauben machen, daß er geschlafen habe.
    „Komm heraus!“ befahl ich ihm.
    „U – – – ah!“ machte er noch einmal; dann schob er meine Hand von sich ab und kam langsam hervorgekrochen. Es war noch so licht, um deutlich zu sehen, daß dieser Mann nicht einen Augenblick geschlafen habe. Er gaffte mich an und tat, als ob er erstaune.
    „Ein Fremder! Wer bist du?“ fragte er mich.
    „Sage nur zuerst, wer du bist!“
    „Dieses Haus ist mein!“ antwortete er.
    „So! Das ist mir lieb, denn dann kannst du mir sagen, wie du heraufgekommen bist.“
    „Auf der Leiter.“
    „Wo ist sie?“
    „Im Hof.“
    „Da ist sie nicht.“
    Ich sah mich auf dem Dach erst jetzt näher um und gewahrte sie längs des Dachrandes liegen.
    „Mensch, du bist verschlafen, denn du hast ganz vergessen, daß du die Leiter hinter dir heraufgezogen hast! Hier liegt sie!“
    Er blickte sich verdutzt um und sagte dann: „Hier? Ja. Ich habe geschlafen!“
    „Nun wache aber. Komm hinab!“ – Mit diesen Worten schob ich die Leiter hinunter, und der Mann stieg mir voran und verließ hierauf das Haus, ohne ein Wort zu sagen. Erst tat er, als sei er sehr überrascht von der Gegenwart eines fremden Menschen, und nun lief er gemächlich zum Nezanum hinüber, ohne mich weiter über mein Recht, hier in seinem Haus zu sein, im mindesten zu inquirieren.
    „Wer war es?“ fragte der Engländer.
    „Der Besitzer dieses Hauses.“
    „Was will er da oben?“
    „Er tat, als habe er geschlafen.“
    „Nicht geschlafen! Kenne den Kerl! War derselbe, welcher fortritt. Ihr konntet das nicht bemerken, weil Ihr mit dem Schießen zu tun hattet. Yes!“
    „So ist es sicher, daß man eine feindselige Absicht hegt!“
    „Denke es auch. Aber welche?“
    „Unser Leben wollen sie nicht, aber unser Eigentum.“
    „Kerl wird hinaufgestiegen sein, um zu sehen, wann wir schlafen. Dann gibt er Zeichen, andere kommen, holen Pferde und alles.“
    Derselben Ansicht waren auch die anderen Gefährten. Es war jetzt vollständig dunkel in den beiden Stuben, so daß man nicht erkennen konnte, ob man von dem Dach aus auch in das Innere des Hauses gelangen könne; doch schien mir dies wahrscheinlich zu sein. Schon stand ich im Begriff, aus Mangel an irgendeiner Beleuchtung ein Stück Holz anzubrennen, als draußen an den Eingang geklopft wurde. Ich ging hinaus und öffnete. Der Nezanum war es mit noch zwei Männern, welche Essen, Wasser und zwei Kerzen brachten. Die Kerzen waren sehr roh aus ungereinigtem Wachs bereitet und konnten nur wenig Helligkeit verbreiten. Ich zündete eine derselben an.
    Noch hatte keiner der drei Männer ein anderes Wort gesprochen als die Namen der Gegenstände, welche sie auf den Lehmboden legten. Nun aber fragte ich den Dorfvorsteher:
    „Ich fand einen Mann auf dem Dach. War es wirklich der Besitzer dieses Hauses?“
    „Ja“, antwortete er einsilbig.
    „Was wollte er oben?“
    „Er schlief.“
    „Warum zog er die Leiter empor?“
    „Er wollte nicht gestört sein.“
    „Du sagtest doch, daß wir allein hier wohnen sollen.“
    „Er lag bereits da oben! Das wußte ich nicht, und er wußte auch nicht, daß Gäste da sind.“
    „Er hat es gewußt.“
    „Woher?“ fragte er barsch.
    „Er war mit draußen vor dem Dorf, als wir uns trafen.“
    „Schweig! Er war daheim.“
    Dieser Mann verfiel wieder in seinen befehlshaberischen Ton. Ich aber ließ mich nicht einschüchtern und begann von neuem zu fragen:
    „Wo sind die Männer, welche nicht in dein Dorf gehören?“
    „Sie sind nicht mehr da.“
    „Sage ihnen, daß sie ja nicht wiederkommen sollen!“
    „Warum?“
    „Das magst du erraten.“
    „Schweig! Ich rate nicht.“
    Nun ging er wieder fort, und die beiden anderen folgten ihm.
    Das Abendessen war ein sehr frugales: getrocknete Maulbeeren, Brot, in Asche gerösteter Kürbis und Wasser. Glücklicherweise aber hatten wir einigen Vorrat bei uns und brauchten also nicht zu hungern. Während Halef das Essen ordnete, ließ ich den jungen Haddedihn mit der angezündeten zweiten Kerze hinaus auf den Flur gehen. Die Tür führte nämlich gleich neben der Ecke des Hauses in dasselbe, und der Flur wurde also von der Grundmauer und der Zimmerwand gebildet. Als Amad mit dem Licht draußen stand, stieg ich auf das Dach und untersuchte den Fußboden desselben sehr genau. Endlich bemerkte ich über dem Flur, welchen

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