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13 - Im Schatten des Grossherrn 02 - Durchs wilde Kurdistan

13 - Im Schatten des Grossherrn 02 - Durchs wilde Kurdistan

Titel: 13 - Im Schatten des Grossherrn 02 - Durchs wilde Kurdistan Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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die Sporen, so daß wir über den dürren Boden, der diese Ebene kennzeichnet, mit vogelhafter Schnelligkeit dahinflogen.
    Wir kamen in das Dorf Maglana, von welchem Dohub, der Kurde, mit mir gesprochen hatte. Es wird von lauter Kurden bewohnt, welche mit den umliegenden chaldäischen Christen in steter Feindschaft leben. Wir hielten nur an, um uns nach dem Weg zu erkundigen, und dann ging es wieder vorwärts. Wir kamen durch verfallene Ortschaften, bei deren Untergang die Feuersbrunst der Hütten das Blut der Bewohner aufgeleckt hatte. Die Trümmer lagen zerstreut; die Tiere des Waldes hatten die Knochen, welche wir hier und da liegen sahen, abgenagt. Mich schauderte.
    In der Ferne, rechts oder links sahen wir zuweilen Rauch aufsteigen; es zeigte sich uns die unbeworfene Mauer eines Hauses; ein einzelner Reiter tauchte vor uns auf, bemerkte uns und schwenkte rasch zur Seite ab. Wir befanden uns auf keinem friedlichen Boden, und er sah, daß wir ihm an Zahl überlegen waren. Genauso geht es den Vögeln des Waldes, die bei jedem Flügelschlag eines Feindes gewärtig sein müssen und dann ihr einziges Heil in der Verborgenheit finden.
    Nun dunkelte der Abend herein, und vor uns auf der Ebene sahen wir vielleicht dreißig Häuser zerstreut liegen. Es war das kleine Dorf Tiah, wo wir zu übernachten dachten. Wie der Empfang sein würde, das wußten wir allerdings noch nicht.
    Man hatte uns von weitem erblickt, und eine Anzahl von Männern war zu Pferd gestiegen, um uns entweder als Feind zurückzuweisen oder als Freund zu empfangen. Eine Strecke von ungefähr zweitausend Schritten vor dem Dorf hielten sie an, um uns zu erwarten.
    „Bleibt ein wenig zurück!“ sagte ich und ritt voran.
    Ich sah, wie sie bei dem Anblick meines Pferdes einander die Köpfe zukehrten, und so stolz mich diese Bewunderung machte, so bedenklich mußte sie mir auch sein. Ein gutes Pferd, schöne Waffen und Geld: – wer eines von diesen drei Dingen besitzt, der ist bei diesen räuberischen Völkerschaften nie sicher, es zu verlieren und das Leben dazu.
    Einer von ihnen ritt einige Schritte vor.
    „Ivari 'l kher – guten Abend!“ grüßte ich ihn.
    Nachdem er gedankt hatte, ließ er seinen Blick von meinem Turban bis zu den Hufen meines Pferdes herabgleiten und begann ein Verhör.
    „Woher kommst du?“
    „Von Amadijah.“
    „Wohin willst du?“
    „Nach Kalah Gumri.“
    „Was bist du? Ein Türke oder Araber?“
    „Nein, ich bin – – –“
    „Schweig!“ gebot er mir. „Ich frage dich, und du antwortest! Du redest Kurdisch, aber ein Kurde bist du nicht. Bist du ein Grieche, oder ein Russe, oder ein Perser?“
    Ich verneinte, und jetzt war er mit seinen Kenntnissen zu Ende. Dieser Mann empfing mich ja wie ein russischer Grenzaufseher! Ich durfte nicht sagen, welchem Volk ich angehöre, sondern er wollte so scharfsinnig sein, es zu erraten. Da ihm dies nicht gelungen war, gab er vor Ärger seinem Pferd mit der Faust einen Schlag über das Auge, daß es vor Schmerz laut aufwieherte.
    „Was bist du denn?“ fragte er endlich.
    „Ein Tschermaka (Deutscher)“, antwortete ich mit Stolz.
    „Ein Tschermaka?“ wiederholte er. „Die Tschermaki kenne ich. Ihr Stamm wohnt an den Ufern des Sees von Urmiah und hat elende Hütten von Schilf.“
    Diese Worte waren in einem sehr verächtlichen Ton gesprochen.
    „Du irrst“, entgegnete ich. „Die Tschermaki wohnen nicht am Ufer des Urmiahsees und wohnen auch nicht in elenden Schilfhütten.“
    „Schweig! Ich kenne die Tschermaki, und wenn du nicht weißt, wo sie wohnen, so gehörst du nicht zu ihnen. Wer ist der Kurde dort?“ – Und er deutete auf den Engländer.
    „Er ist kein Kurde; er trägt nur kurdische Kleidung.“
    „Wenn er nur kurdische Kleidung trägt, so ist er ja kein Kurde!“
    „Das habe ich ja bereits gesagt.“
    „Und wenn er kein Kurde ist, so darf er auch keine kurdische Kleidung tragen. Das verbieten wir ihm. Was ist er?“
    „Ein Inglo“, antwortete ich kurz.
    „Ein Inglo? Ich kenne die Ingli. Sie wohnen jenseits des Berges Ararat, sind Karawanenräuber und fressen Gumgumuku gaurana (Eidechsen).“
    „Du irrst wieder! Die Ingli wohnen nicht am Ararat; sie sind keine Räuber und fressen auch keine Eidechsen.“
    „Schweig! Ich war im Land der Ingli und habe selbst auch mit ihnen Gumgumuku gaurana und sogar Gumgumuku felana gefressen. Wenn er keine frißt, so ist er kein Inglo. Wer sind die drei andern Reiter?“
    „Der eine ist mein Diener, und die

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