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13 - Im Schatten des Grossherrn 02 - Durchs wilde Kurdistan

13 - Im Schatten des Grossherrn 02 - Durchs wilde Kurdistan

Titel: 13 - Im Schatten des Grossherrn 02 - Durchs wilde Kurdistan Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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Dank schuldet, dringend geraten, schnell aus Mia fortzugehen, wenn er sein Leben retten wolle.“
    „Und da fürchtet ihr euch?“ fragte der Bey.
    „Nein, denn wir sind stark und tapfer genug, es mit diesen Giaurs aufzunehmen. Aber wir haben in der Frühe erfahren, daß die Christen bereits mosleminische Einwohner von Zawitha, Minijanisch, Murghi und Lizan getötet haben, und hier in der Nähe von Seraruh sind einige Häuser weggebrannt worden. Wir ritten dir entgegen, damit du diese Hunde so bald wie möglich empfangen solltest.“
    „So kommt. Wir wollen sehen, was davon zu glauben ist!“
    Wir ritten im scharfen Tempo die Höhe hinunter und kamen bald an die Stelle, wo der Weg sich nach dem obern und dem untern Dorf zu teilt. Wir schlugen die erstere Richtung ein, da der Bey in dem oberen Dorf ein Haus besaß. Er wurde an demselben von einer Schar Kurden erwartet, welche mit langen Lanzen und vielen kurzen Wurfspießen bewaffnet waren. Es war die Jagdgesellschaft.
    Wir stiegen ab, und der Aufseher des Hauses brachte uns Speise und Trank herbei. Während wir uns labten, hielt der Bey draußen vor dem Haus ein Verhör bezüglich der Unruhen der Nestorianer. Das Ergebnis desselben schien ein sehr befriedigendes zu sein, denn als er bei uns eintrat, lächelte er wie ein Mann, der unnötigerweise belästigt worden ist.
    „Ist Gefahr vorhanden?“ fragte ich ihn.
    „Gar nicht. Diese Nestorah haben uns verlassen, um hinfort keine Dscherum (Geldstrafen) mehr bezahlen zu müssen, und da drüben bei Seraruh ist ein altes Haus verbrannt. Nun reden diese Memmen von Aufstand und Blutvergießen, während die Giaurs doch froh sind, wenn wir sie ungeschoren lassen. Kommt; ich habe Befehl zum Aufbruch gegeben. Wir reiten nach Seraruh zu, und da haben wir sogleich Gelegenheit, zu erfahren, daß die Männer von Mia zu ängstlich gewesen sind.“
    „Werden wir uns teilen?“ fragte ich nun.
    „Warum?“ erwiderte er, einigermaßen erstaunt.
    „Du sprachst von zwei Bärenfamilien.“
    „Wir werden beisammen bleiben und erst die eine und dann die andere Familie vernichten.“
    „Ist es weit von hier?“
    „Meine Männer haben die Spuren verfolgt. Sie sagten mir, daß wir nur eine halbe Stunde zu reiten haben. Willst du wirklich mit uns gegen die Bären kämpfen?“
    Ich bejahte, und er sagte dann:
    „So will ich dir einige Wurfspieße geben.“
    „Wozu?“
    „Weißt du nicht, daß keine Kugel einen Bären tötet? Er stirbt erst dann, wenn viele Spieße in ihm stecken.“
    Das brachte mir keinen guten Begriff von den Kurden und ihren Waffen bei. Entweder waren die ersteren feig oder die letzteren schlecht.
    „Du magst deine Spieße immerhin behalten; es reicht eine Kugel vollständig hin, um einen Bären zu töten.“
    „Tue, was du willst“, meinte er überlegen, „aber bleibe stets in meiner Nähe, damit ich dich beschützen kann.“
    „Allah erhalte dich, so wie du mich erhalten willst!“
    Wir ritten zum Dorf hinaus. Der ganze Reitertrupp hatte das Aussehen, als ob wir auf die Gazellenjagd auszögen, so wenig gediegen erschien mir alles. Es ging erst in das Tal hinab und dann drüben wieder empor über Berge, durch Schluchten und Wälder, bis wir endlich in einem Buchenwald halten blieben, in dem es viel Unterholz gab.
    „Wo ist das Lager der Tiere?“ fragte ich den Bey.
    Er deutete nur so vor sich hin, ohne einen bestimmten Punkt anzugeben.
    „Man hat die Spuren gefunden?“
    „Ja, auf der andern Seite.“
    „Ah! Du läßt das Lager umstellen?“
    „Ja, die Tiere werden auf uns zugetrieben. Du sollst zu meiner Rechten bleiben, und dieser Emir aus dem Abendland, der auch keinen Wurfspieß haben will, zu meiner Linken, damit ich euch beschützen kann.“
    „Sind die Bären alle drin?“ fragte ich wieder.
    „Wo sollen sie sein? Sie gehen nur des Nachts stehlen.“
    Es war eine wunderbare Anordnung, welche jetzt getroffen wurde. Wir waren sämtlich zu Pferde und bildeten einen Halbkreis, dessen einzelne Glieder beim Beginn des Treibens etwa vierzig Schritte voneinander halten sollten.
    „Sollen wir schießen, wenn der Bär kommt?“ fragte ich ungeduldig.
    „Ihr könnt es tun, aber ihr werdet ihn nicht töten; dann jedoch flieht sofort!“
    „Und was tust du?“
    „Wenn der Bär kommt, so wirft ihm der nächste den Dscherid (Wurfspieß) in den Leib und flieht so schnell, als das Pferd laufen kann. Der Bär setzt ihm nach, und der nächste Jäger verfolgt den Bären. Er wirft ihm auch seinen Dscherid in

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