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13 - Im Schatten des Grossherrn 02 - Durchs wilde Kurdistan

13 - Im Schatten des Grossherrn 02 - Durchs wilde Kurdistan

Titel: 13 - Im Schatten des Grossherrn 02 - Durchs wilde Kurdistan Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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sie das Leben eures Bey von euch fordern, der in ihre Hände gefallen ist. Eigentlich hätten sie das Recht, grad so viele Leben von euch zu fangen, als ihr ihnen genommen habt.“
    „Die Giaurs mögen kommen!“ murmelte der Agha.
    „Sie werden auch kommen, wenn ihr ihnen nicht die Hand der Versöhnung reicht.“
    „Der Versöhnung? Bist du toll?“
    „Ich bin bei Sinnen. Was wollt ihr denn tun? Der Zab liegt zwischen ihnen und euch, und es würde euch sehr viele Leben kosten, um die Brücke oder eine Furt zu erstürmen. Und bis euch dies gelänge, hätten sie so viele Helfer aus Aschihtha, Serspitho, Zawitha, Minijanisch, Murghi und aus anderen Orten erhalten, daß sie euch erdrücken würden.“
    Da erhob sich der Anführer mit der Mine eines Anklägers vom Boden.
    „Weißt du, wer daran schuld ist?“ fragte er.
    „Wer?“ erwiderte ich ruhig.
    „Du selbst, nur du allein.“
    „Ich? Inwiefern?“
    „Hast du uns nicht vorhin selbst gestanden, daß du ihnen den Rat gegeben hast, sich hinter den Fluß zurückzuziehen?“ – Und zu den anderen gewendet fügte er hinzu: „Seht ihr nun, daß er nicht unser Freund, sondern ein Verräter ist?“
    Ich entgegnete ihm:
    „Gerade weil ich euer Freund bin, habe ich ihnen diesen Rat gegeben; denn sobald der erste Mann von ihnen unter euren Waffen gefallen wäre, hätten sie den Bey getötet. Soll ich vielleicht zurückkehren und dem Bey sagen, daß ihr sein Leben für nichts achtet?“
    „So meinst du also, daß wir gar nicht angreifen sollen?“
    „Das meine ich allerdings.“
    „Herr, hälst du uns für Feiglinge, die nicht einmal den Tod jener Männer rächen, welche gestern gefallen sind?“
    „Nein. Ich halte euch für tapfere Krieger, jedoch aber auch für kluge Männer, welche nicht unnötigerweise in den Tod rennen. Ihr kennt den Zab; wer von euch will hinüberkommen, wenn drüben der Feind liegt und jeden einzelnen von euch mit einer Kugel empfängt?“
    „Daran bist nur du allein schuld!“
    „Pah! Ich habe damit dem Bey das Leben gerettet. Soll dies umsonst geschehen sein?“
    „Du hast nicht ihm, sondern dir das Leben retten wollen!“
    „Du irrst. Ich und meine Gefährten, wir sind Gäste des Melek. Nur der Bey und die Kurden, welche mitergriffen wurden, sind Gefangene. Sie sterben, sobald ihr die Feindseligkeiten beginnt.“
    „Und wenn wir nicht glauben, daß du der Gast des Melek bist, wie willst du es uns beweisen?“
    „Stände ich hier, wenn ich Gefangener wäre?“
    „Er könnte dich auf dein Wort entlassen haben. Aus welchem Grunde hat er dich unter den Schutz seines Hauses genommen? Wer hat dich ihm, dem Melek von Lizan, empfohlen?“
    Ich mußte eine Antwort geben, und ich gestehe offen, daß ich mich schämte, den Namen eines Weibes nennen zu müssen.
    „Ich wurde ihm empfohlen zwar nur von einem Weib, auf dessen Wort er aber sehr viel zu geben scheint.“
    „Wie heißt dasselbe?“
    „Marah Durimeh.“
    Ich hatte gefürchtet mich lächerlich zu machen, und war daher überrascht von der ganz entgegengesetzten Wirkung, welche dieser Name hervorbrachte. Der Agha machte ein sehr überraschtes Gesicht und meinte:
    „Marah Durimeh? Wo hast du sie getroffen?“
    „In Amadijah.“
    „Wann?“ forschte er weiter.
    „Vor wenigen Tagen.“
    „Wie bist du ihr begegnet?“
    „Ihre Enkeltochter hatte Gift gegessen, und da ich ein Hekim bin, so wurde ich geholt. Ich traf Marah Durimeh dort und rettete die Kranke.“
    „Hast du der Alten gesagt, daß du nach Gumri und Lizan gehen würdest?“
    „Ja.“
    „Hat sie dich nicht gewarnt?“
    „Ja.“
    „Und als du bei deinem Vorsatz bliebst, was tat sie da? Besinne dich. Vielleicht hat sie dir ein Wort gesagt, welches ich dir nicht nennen darf.“
    „Sie sagte, wenn ich in Gefahr komme, so solle ich nach Ruh 'i kulyan fragen. Dieser werde mich beschützen.“
    Kaum hatte ich dieses Wort gesprochen, so stand der Sprecher, welcher sich erst mir so feindselig gesinnt zeigte, vor mir und reichte mir die Hand entgegen.
    „Emir, das habe ich nicht gewußt. Verzeih mir! Wem Marah Durimeh dieses Wort gesagt hat, dem darf kein Leid geschehen. Und nun wird deine Rede vor unseren Ohren Achtung finden. Wie stark sind die Nasarah?“
    „Das werde ich nicht verraten. Ich bin ebenso ihr Freund wie der eurige; ich werde auch ihnen nicht sagen, wie stark ihr gekommen seid.“
    „Du bist vorsichtiger als es nötig ist. Glaubst du wirklich, daß sie den Bey töten werden, wenn wir sie

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