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13 - Im Schatten des Grossherrn 02 - Durchs wilde Kurdistan

13 - Im Schatten des Grossherrn 02 - Durchs wilde Kurdistan

Titel: 13 - Im Schatten des Grossherrn 02 - Durchs wilde Kurdistan Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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gedenken, wenn der Mond am Himmel steht. Sooft du ihn erblickst, so denke, daß er dir meine Grüße bringen soll.“
    „Und er dir die unsrigen!“
    Jetzt stockte die Unterhaltung; wir waren ins Elegische geraten. Doch kehrte während des weiteren Verlaufs des Mahls die vorige Stimmung wieder zurück. Ingdscha war sogar die erste, die das Wort von neuem ergriff:
    „Wird dein Diener mit zur Höhle gehen, Herr?“
    „Nein. Er wird jetzt nach Lizan zurückkehren, um meine Gefährten zu beruhigen.“
    „Das mag er tun, denn ihnen droht Gefahr.“
    „Welche?“ fragte ich anscheinend ruhig.
    „Es waren vorhin zwei Männer hier. Der eine ritt zu dir, und der andere blieb im Dorf zurück. Mit diesem habe ich gesprochen. Er sollte niemand etwas sagen, aber er hat mir doch genug verraten, was ich dir erzählen muß. Du glaubst, daß der Streit bis morgen mittag ruhen soll?“
    „Ich hoffe es.“
    „Es gibt viele Leute, die dies nicht wünschen, und diese Männer haben sich meinen Vater zum Anführer gewählt. Er hat Eilboten nach Murghi, Minijanisch und Aschitha, auch das Tal abwärts bis nach Biridschai und Ghissa gesandt, um alle waffenfähigen Männer herbeizurufen. Sie werden sich noch während der Nacht versammeln und dann am Morgen über die Berwari herfallen.“
    „Welche Unvorsichtigkeit! Dein Vater wird das ganze Tal unglücklich machen!“
    „Glaubst du, daß die Berwari uns überlegen sind?“
    „An Kriegstüchtigkeit, ja, wenn auch heute noch nicht an Zahl. Aber wenn einmal der Kampf entbrannt ist, so wird er an allen Orten auflodern, und dann sind die Kurden euch hundertfach überlegen; denn die Chaldani sind von den Stämmen der Kurden auf allen Seiten eingeschlossen.“
    „O Gott, wenn du recht hättest!“
    „Ich habe recht, das darfst du mir glauben! Wenn es heut und morgen nicht gelingt, einen Frieden zustande zu bringen, so brechen noch viel schlimmere Zeiten über euch herein als zur Zeit von Beder-Khan und Nur-Ullah-Bey. Es ist dann sehr wahrscheinlich, daß die Chaldani mit Weib und Kind vollständig ausgerottet werden.“
    „Ist dies wirklich dein Ernst, Emir?“
    „Wirklich und wahrhaftig!“
    „O Jesus, was sollen wir tun?“
    „Weißt du, wo dein Vater die Streitsüchtigen versammeln will?“
    „Nein; das konnte ich nicht erfahren.“
    „Weißt du auch nicht, wo er sich befindet?“
    „Er reitet von einem Ort zum andern, um die Männer zum Kampf aufzumuntern.“
    „So kann uns nur vielleicht der Ruh 'i kulyan helfen. Bis dahin aber muß ich Vorbereitungen treffen.“
    „Tu es, Herr, und alle Friedfertigen werden dein Andenken segnen, wenn du längst nicht mehr bei uns bist!“
    Das Mahl war beendet, und daher fragte ich Halef:
    „Wirst du den Weg nach Lizan finden können, doch so, daß dich unterwegs niemand bemerkt?“
    Er nickte, und ich fuhr fort:
    „Du gehst zu Melek und zum Bey von Gumri und sagst ihnen, wie und wo du mich gefunden hast.“
    „Soll ich sagen, wer dich überfallen hat?“
    „Ja. Nedschir-Bey hat mich gefangengenommen, damit ich den Frieden nicht vermitteln könne. Er verlangt für meine Freiheit mein Pferd, mein Eigentum und alles, was meine Gefährten bei sich tragen.“
    „Der Scheïtan soll's ihm geben!“
    „Du siehst, daß man mir bereits alles genommen hat. Laß mir deine Pistolen und dein Messer hier. Auch den Hund behalte ich da.“
    „Nimm die Flinte dazu, Sihdi! Ich komme auch ohne Waffen nach Lizan zurück.“
    „Die Flinte könnte mir hinderlich sein. Erzähle dann dem Bey und dem Melek, daß der Raïs von Schohrd Boten gesandt hat in alle Orte auf- und abwärts von Lizan, um die Einwohner zum Kampf aufzuwiegeln. Sie sollen sich während der Nacht an einem Ort versammeln, den ich leider nicht kenne, und dann wollen sie über die Berwari herfallen. Auch der Raïs selbst reitet überall herum; und ich lasse dem Melek, sagen, daß er ihn sofort festnehmen soll, sobald er ihn erwischen kann.“
    „Sihdi, ich wollte ich träfe diesen Menschen jetzt unterwegs; ich habe ihn mir genau gemerkt und würde ihn unschädlich machen.“
    „Du allein? Das laß bleiben! Du bist ihm nicht gewachsen; er ist zu stark für dich.“
    Der kleine Mann erhob sich mit der Miene eines Beleidigten, reckte seine Glieder und rief:
    „Zu stark für mich? Was denkst du, Sihdi, und wo ist dein weises Urteil auf einmal hingeraten! Habe ich nicht Abu-Seïf besiegt? Habe ich nicht noch viele andere große Taten verrichtet? Was ist dieser Nedschir-Bey gegen den

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