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13 - Im Schatten des Grossherrn 02 - Durchs wilde Kurdistan

13 - Im Schatten des Grossherrn 02 - Durchs wilde Kurdistan

Titel: 13 - Im Schatten des Grossherrn 02 - Durchs wilde Kurdistan Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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berühmten Hadschi Halef Omar? Ein blinder Frosch, eine lahme Kröte, die ich zertreten werde, sobald ich sie erblicke. Du bist Emir Kara Ben Nemsi, der Held aus Frankistan; soll ich, dein Freund und Beschützer, mich vor einem zerlumpten Chaldani fürchten? O Sihdi, wie wundere ich mich über dich!“
    „Wundere dich meinetwegen, aber sei vorsichtig. Es kommt jetzt alles darauf an, daß du glücklich Lizan erreichst.“
    „Und wenn sie nun fragen, wann du mir nachfolgen wirst; was soll ich ihnen antworten?“
    „Sage ihnen, daß ich wohl bis zum Morgen bei ihnen sein werde.“
    „So nimm hier die Pistolen und den Dolch, auch hier den Kugelsack und Allah behüte dich!“
    Dann trat er zu Ingdscha und reichte ihr die Hand.
    „Lebe wohl, du schönste unter den Schönen! Wir sehen uns wohl wieder.“
    Auch der guten ‚Petersilie‘ reichte er die Hand.
    „Lebe wohl, auch du, liebliche Mutter der Chaldani! Meine Augenblicke bei dir waren süß, und wenn du dir auch einen Löffel wünschst, so werde ich dir sehr gern einen schnitzen, damit du denken kannst an deinen Freund, der von dir geht. Sallam, du Kluge, du Treue, Sallam!“
    Sie verstanden zwar beide nicht, was er sagte, aber sie nahmen seine Worte freundlich auf, und Madana verließ sogar mit ihm die Hütte, um ihn eine Strecke zu begleiten.
    Ich blickte durch den Eingang, um an dem Stand der Sterne die Zeit zu bemessen; denn auch die Uhr war mir abgenommen worden. Es mochte vielleicht zehn Uhr sein.
    „Es ist zwei Stunden vor Mitternacht. Wann gehen wir?“ fragte ich das Mädchen.
    „In einer Stunde.“
    „Meine Zeit ist sehr kostbar. Kann man mit dem Geist der Höhle nicht eher sprechen?“
    „Die rechte Zeit ist genau um Mitternacht. Er wird zornig, wenn man eher kommt.“
    „Bei mir wird er nicht zornig werden.“
    „Weißt du das gewiß?“
    „Ganz gewiß.“
    „So laß uns gehen, sobald Madana zurückgekehrt ist.“
    „Haben wir ein Licht?“
    Sie zeigte mir schweigend einige kurze Binsenflechten, die mit Hammeltalg getränkt waren. Auch Feuerzeug hatte sie bei sich. Dann fragte sie:
    „Herr, ich habe eine Bitte.“
    „Sprich!“
    „Wirst du meinem Vater verzeihen?“
    „Ja; um deinetwillen.“
    „Aber der Melek wird ihm zürnen!“
    „Ich werde ihn besänftigen.“
    „Ich danke dir!“
    „Hast du nicht erfahren, wer meine Waffen erhalten hat und die anderen Sachen, die man mir abgenommen hat?“
    „Nein. Der Vater wird sie wohl haben.“
    „Wo pflegt er solche Dinge aufzubewahren?“
    „Nach Hause hat er nichts gebracht; ich hätte es bemerkt.“
    Jetzt kam Madana wieder.
    „Herr“, sagte sie mit stolzer Miene, „dein Diener ist ein sehr verständiger und höflicher Mann.“
    „Woraus schließt du dies?“
    „Er hat mir etwas gegeben, was ich seit langer Zeit nicht mehr erhalten habe: – einen Öpüsch (Kuß), einen großen Öpüsch.“
    Ich glaube, ich habe bei diesem naiv-stolzen Bekenntnis ein sehr verdutztes Gesicht gemacht. Halef einen Kuß? Dieser alten, guten, duftigen ‚Petersilie‘? Einen Kuß auf die ‚Reisetasche‘, in deren Öffnung die Schnecken mit Knoblauch verschwunden waren? Das war mir schier unglaublich. Daher fragte ich:
    „Einen Öpüsch? Wohin?“
    Sie spreizte mir die braunglasierten, dürren Finger der Rechten entgegen.
    „Hierher, auf diese Hand. Es war ein Elöpüsch (Handkuß), wie man ihn nur einem vornehmen, jungen Mädchen gibt. Dein Diener ist ein Mann, dessen Höflichkeit man rühmen muß.“
    Also einen Handkuß nur! Aber trotzdem eine Heldentat meines wackeren Halef, zu der ihm jedenfalls nur seine Liebe zu mir die Überwindung gegeben hatte.
    „Du kannst darauf stolz sein“, antwortete ich. „Das Herz des Hadschi Halef Omar schlägt dir voll Dankbarkeit entgegen, weil du dich so freundlich meiner angenommen hast. Auch ich werde dir dankbar sein, Madana“ – hierbei machte sie unwillkürlich eine Bewegung, als wolle sie mir die Finger zum Handkuß entgegenstrecken, und daher fügte ich sehr eilig hinzu: – „nur mußt du warten, bis ich wieder in Lizan bin.“
    „Ich werde warten, Herr!“
    „Jetzt werde ich mit Ingdscha zur Höhle gehen. Was wirst du tun, wenn jemand unterdessen kommt, um nach mir zu sehen?“
    „Emir, rate mir!“
    „Bleibst du hier, so trifft dich der Zorn des Betreffenden. Daher ist es besser, du versteckst dich, bis wir zurückkehren.“
    „Ich werde deinen Rat befolgen und an einen Ort gehen, wo ich die Hütte beobachten und auch eure Rückkehr

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