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13 - Im Schatten des Grossherrn 02 - Durchs wilde Kurdistan

13 - Im Schatten des Grossherrn 02 - Durchs wilde Kurdistan

Titel: 13 - Im Schatten des Grossherrn 02 - Durchs wilde Kurdistan Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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bemerken kann.“
    „So wollen wir aufbrechen, Ingdscha.“
    Ich steckte die Waffen zu mir und nahm den Hund an die Leine.
    Die Junge Frau schritt voran, und ich folgte ihr.
    Wir gingen eine Strecke weit den Weg zurück, auf dem ich zur Hütte gebracht worden war; dann stiegen wir rechts aufwärts und verfolgten diese Richtung, bis wir die Höhe erklommen hatten. Dieselbe war mit Laubwald bestanden, so daß wir eng nebeneinander gehen mußten, um uns nicht zu verlieren.
    Nach einiger Zeit lichtete sich die Holzung wieder, und wir hatten einen schmalen Felsensattel zu überschreiten, der zu einer steilen Falte des Berges führte.
    „Nimm dich in acht, Herr“, warnte das Mädchen. „Von jetzt an wird der Weg sehr beschwerlich.“
    „Das ist nicht gut für alte Leute, die zu dem Geist der Höhle wollen. Hier können nur junge Füße steigen.“
    „O, auch die Alten können empor, nur müssen sie einen Umweg machen. Von jenseits führt ein ganz guter Pfad bis in die Nähe der Höhle.“
    Indem wir einander gegenseitig stützten, kletterten wir Hand in Hand empor und gelangten schließlich in ein Gewirr von großen Steinblöcken, zwischen denen ich das Ziel unserer Wanderung vermutete, die bis jetzt über eine halbe Stunde gedauert hatte.
    „Dort ist es“, sagte sie, auf das Dunkel deutend. „Du gehst gradaus und wirst am Fuß jener Wand eine Öffnung sehen, in die du das Licht setzt, nachdem du es angezündet hast. Dann kehrst du zu mir zurück. Ich warte hier auf dich.“
    „Kann man das Licht hier sehen?“
    „Ja. Aber es wird jetzt vergebens brennen, denn es ist noch lange nicht Mitternacht.“
    „Ich werde es doch versuchen. Hier ist die Leine; halte einstweilen den Hund und lege ihm die Hand auf den Kopf.“
    Ich nahm die Kerzen und schritt vorwärts. Es war ein Gefühl außerordentlicher Spannung, das mich jetzt beherrschte, und dies war gar kein Wunder; sollte ich doch in das Geheimnis eindringen, das den ‚Geist der Höhle‘ umhüllte. Freilich, den eigentlichen Kern dieses Geheimnisses ahnte ich bereits.
    Ich langte vor der Felswand an und bemerkte die Höhle, deren Eingang gerade so hoch und so breit war, daß ein Mann in aufrechter Haltung Zutritt nehmen konnte. Ich lauschte einige Augenblicke, hörte aber nicht das mindeste, und brannte dann eine der Kerzen an, die ich auf den Boden der Höhle niederstellte. Das ging sehr leicht, da die Kerze unten eine genügende Breite besaß.
    Nun kehrte ich wieder zurück. Ich sagte mir, daß für einen nicht Unbefangenen schon ein gut Teil Mut dazu gehörte, in der Stunde der Mitternacht den Berg zu besteigen, um mit dem Geist in Verkehr zu treten.
    „Das Licht brennt. Nun warte, ob es verlöschen wird“, sagte Ingdscha.
    „Es geht nicht der leistete Lufthauch; wenn das Licht verlöscht, so ist es also ein sicheres Zeichen, daß der Ruh zugegen ist.“
    „Sieh!“ meinte das Mädchen, mich hastig am Arm fassend. „Es ist verlöscht!“
    „So gehe ich.“
    „Ich erwarte dich hier.“
    Als ich wieder in die Höhle kam, bückte ich mich nieder, um nach dem Licht zu fühlen – es war weggenommen worden. Ich hegte die Überzeugung, daß der Geist sich ganz nah, vielleicht in einer Seitennische, befinde, um jedes Wort hören zu können. Ein anderer hätte nun einfach seine Angelegenheit in akroamatischer Weise vorgetragen und dann sich zurückgezogen; dies aber lag nicht in meiner Absicht. Ich trat zwei Schritte in die Höhle hinein.
    „Ruh i' kulyan!“ rief ich halblaut.
    Es folgte keine Antwort.
    „Marah Durimeh!“
    Wieder keine Antwort.
    „Marah Durimeh, melde dich getrost; ich werde dein Geheimnis nicht verraten. Ich bin der Hekim aus Frankistan, der dein Urenkelkind in Amadijah vom Gifte befreite, und habe augenblicklich sehr notwendig mir dir zu sprechen.“
    Ich hatte mich nicht getäuscht – seitwärts war ein Geräusch zu vernehmen, als ob sich jemand überrascht vom Boden erhebe; dennoch aber vergingen mehrere Sekunden, ehe eine Antwort folgte. Dann erklang es:
    „Du bist wirklich der Hekim-Emir aus Frankistan?“
    „Ja. Vertraue mir! Ich ahnte, daß du selbst der Ruh i' kulyan bist; ich werde dein Geheimnis bewahren.“
    „Es ist deine Stimme, aber ich kann dich nicht sehen.“
    „Verlange ein Zeichen von mir!“
    „Gut! Was hatte der türkische Hekim in seinem Amulett, mit dem er den Teufel der Krankheit vertreiben wollte?“
    „Eine tote Fliege.“
    „Emir, du bist es wirklich! Wer hat dir die Höhle gezeigt?“
    „Ingdscha,

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