13 - Im Schatten des Grossherrn 02 - Durchs wilde Kurdistan
und sich so auf den rechten Arm des Arnauten gelegt, daß dieser denselben nicht bewegen konnte. Dabei hielt er ihn mit den Zähnen am Hals, zwar leicht, aber doch so, daß der Überwundene bei der geringsten Bewegung verloren war.
Ich nahm dem Meuchler erst den Dolch aus der Hand und dann die eine Pistole aus dem Gürtel; die andere, abgeschossene lag am Boden; er hatte sie beim Angriff des Hundes fallen lassen.
„Geri – zurück!“
Auf diesen Befehl ließ Dojan den Arnauten los. Dieser erhob sich und griff sich unwillkürlich an den Hals. Ich sagte zu ihm:
„Mensch, du mordest ja! Soll ich dich niederschlagen?“
„Sihdi befiehl es, und ich hänge ihn auf!“ bat Halef.
„Pah! Er hat keinen von uns getroffen. Laßt ihn laufen!“
„Emir“, meinte Mohammed, „er ist ein wildes Tier, welches unschädlich gemacht werden muß!“
„Er hat auf mich geschossen und wird keine Gelegenheit haben, es wieder zu tun. Pack dich, Schurke!“
Im Nu war er zwischen den Büschen verschwunden. Der Hund wollte ihm augenblicklich folgen, aber ich hielt ihn zurück.
„Sihdi, wir müssen ihm nach; er ist ein Arnaute und bleibt uns gefährlich!“ rief Halef.
„Wo will er uns gefährlich sein? Etwa in Amadijah? Dort darf er sich nicht sehen lassen, sonst lasse ich ihm den Prozeß machen.“
Auch Mohammed und der Engländer erhoben heftigen Widerspruch, aber ich kehrte zu den Pferden zurück und stieg auf. Der Hund folgte mir ungeheißen; ich merkte, daß ich ihn nicht anzubinden brauchte, und fand dies in der Folge auch bestätigt.
Gegen Mittag erreichten wir ein kleines Dorf namens Bebadi; es sah sehr ärmlich aus und hatte nestorianische Bewohner, wie ich zu bemerken glaubte. Wir machten da eine kurze Rast und hatten Mühe zu unserm Proviant einen Schluck Scherbet zu erhalten.
Nun hatten wir den kegelförmigen Berg vor uns, auf welchem Amadijah liegt. Wir erreichten es sehr bald. Zur Rechten und zur Linken des Weges, der uns emporführte, bemerkten wir Fruchtgärten, die eine leidliche Pflege zu genießen schienen; der Ort selbst aber machte schon von außen keinen sehr imponierenden Eindruck auf uns. Wir ritten durch ein Tor, das jedenfalls einmal ganz verfallen und dann nur notdürftig ausgebessert worden war. Einige zerlumpte Arnauten standen da, um Sorge zu tragen, daß kein Feind die Stadt überfalle. Einer von ihnen ergriff mein Pferd und ein anderer das des Haddedihn beim Zügel.
„Halt! Wer seid ihr?“ fragte er mich.
Ich deutete auf den Buluk Emini.
„Siehst du nicht, daß wir einen Soldaten des Großherrn bei uns haben? Er wird dir Antwort geben.“
„Ich habe dich gefragt, aber nicht ihn!“
„Fort, auf die Seite!“
Bei diesen Worten nahm ich mein Pferd in die Höhe; es tat einen Sprung, und der Mann fiel auf die Erde. Mohammed folgte meinem Beispiel, und wir ritten davon. Hinter uns aber hörten wir die Arnauten fluchen und den Baschi-Bozuk sich mit ihnen zanken. Ein Mann begegnete uns, der einen langen Kasten trug und ein altes Tuch um den Kopf geschlungen hatte.
„Wer bist du, Mann?“ fragte ich ihn.
„Herr, ich bin ein Jehudi (Jude). Was befiehlst du mir?“
„Weißt du, wo der Mutesselim (Kommandant) wohnt?“
„Ja, Herr.“
„Führe uns nach seinem Serai!“
Je sicherer man im Orient auftritt, desto freundlicher wird man behandelt. Zudem war dieser Mann ein Jude, also nur ein in Amadijah Geduldeter; er wagte es nicht, sich zu widersetzen. Wir wurden von ihm durch eine Reihe von Gassen und Bazars geführt, die alle den Eindruck des Verfallens auf mich machten.
Diese wichtige Grenzfestung schien sehr vernachlässigt zu werden. Es gab kein Leben in den Straßen und Läden; nur wenige Menschen begegneten uns, und die, welche wir sahen, hatten ein krankhaftes, gedrücktes Aussehen und waren lebende Zeugnisse für die bekannte Ungesundheit dieser Stadt.
Der Serai verdiente seinem Äußern nach den Namen eines Palastes nicht im geringsten. Er glich einer ausgebesserten Ruine, vor deren Eingang nicht einmal eine Wache zu sehen war. Wir stiegen ab und übergaben Halef, dem Kurden und dem Buluk Emini, der uns wieder eingeholt hatte, unsere Pferde. Nachdem der Jude ein Geschenk erhalten hatte, wofür er sich enthusiastisch bedankte, traten wir ein.
Erst nachdem wir einige Gänge durchwandert hatten, kam uns ein Mann entgegen, der bei unserm Anblick seinen langsamen Gang in einen schnellen Lauf verwandelte.
„Wer seid ihr? Was wollt ihr hier?“ fragte er mit zorniger
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