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13 - Im Schatten des Grossherrn 02 - Durchs wilde Kurdistan

13 - Im Schatten des Grossherrn 02 - Durchs wilde Kurdistan

Titel: 13 - Im Schatten des Grossherrn 02 - Durchs wilde Kurdistan Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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abgesehen?“
    „Auf die Schammar.“
    „Und auf welche Abteilung derselben?“
    „Auf die Haddedihn.“
    Jetzt nahm sein scharfes Gesicht seinen lauernden Ausdruck an.
    „Wie heißt der Scheik derselben?“
    „Mohammed Emin. Kennst du ihn?“
    „Nein. Aber ich hörte, der Mutessarif soll ihn gefangengenommen haben. Er hat doch sicher davon zu dir gesprochen, da er dir sein Vertrauen schenkte und dich zu den Arabern senden will!“
    Dieser gute Mann machte wirklich eine Anstrengung, diplomatisch zu sein! Ich aber lachte ihm in das Gesicht.
    „O Mutesselim, du stellst mich da sehr hart auf die Probe! Ist Amad el Ghandur so alt, daß du ihn mit Mohammed Emin, seinem Vater, verwechselst?“
    „Wie kann ich sie verwechseln, da ich beide noch nie gesehen habe!“
    Ich erhob mich.
    „Laß uns unser Gespräch beenden! Ich bin kein Knabe, den man narren darf. Aber wenn du den Gefangenen sehen willst, so gehe hinab in das Gefängnis; der Sergeant wird dir ihn zeigen. Ich sage dir nur: Halte es geheim: wer er ist, und laß ihn ja nicht entkommen! Solange der zukünftige Scheik der Haddedihn sich in der Gewalt des Mutessarif befindet, kann dieser letztere den Arabern Bedingungen stellen. Jetzt erlaube, daß ich gehe!“
    „Emir, ich wollte dich nicht beleidigen. Bleibe!“
    „Ich habe heute noch anderes zu tun.“
    „Du mußt bleiben, denn ich habe dir ein Mahl bereiten lassen!“
    „Ich kann in meiner Wohnung speisen und danke dir. Übrigens steht draußen ein Kurde, der notwendig mit dir zu sprechen hat. Er war eher da als ich, und darum wollte ich ihm den Vortritt lassen; er war aber so höflich, dies abzulehnen.“
    „Er ist ein Bote des Bey von Gumri. Er mag warten!“
    „Mutesselim, erlaube, daß ich dich vor einem Fehler warne!“
    „Vor welchem?“
    „Du behandelst diesen Bey wie einen Feind oder doch wie einen Mann, den man nicht zu achten oder zu fürchten braucht!“
    Ich sah es ihm an, daß er sich Mühe gab, eine zornige Aufwallung zu beherrschen.
    „Willst du mir Lehren geben, Emir, du, den ich gar nicht kenne?“
    „Nein. Wie kann ich es wagen, dich belehren zu wollen, da du mehr als mein Alter hast! Bereits als wir von der Magie sprachen, habe ich dir bewiesen, daß ich dich für weiser halte, als daß ich dich belehren könnte. Aber einen Rat darf auch der Jüngere dem Älteren erteilen!“
    „Ich weiß selbst, wie man diese Kurden zu behandeln hat. Sein Vater war Abd el Summit Bey, der meinen Vorgängern und besonders dem armen Selim Zillahi so große Mühe machte!“
    „Soll sein Sohn euch dieselbe Mühe machen? Der Mutessarif braucht seine Truppen gegen die Araber, und einen Teil derselben muß er stets gegen die Dschesidi bereithalten, denen er nicht trauen darf. Was wird er sagen, wenn ich ihm mitteile, daß du die Kurden von Berwari so behandelst, daß auch hier ein Aufstand zu befürchten steht, wenn sie merken, daß der Gouverneur augenblicklich nicht die Macht besitzt, ihn niederzudrücken? Tu, was du willst, Mutesselim. Ich werde dir weder eine Lehre noch einen Rat erteilen.“
    Dieses Argument frappierte ihn; das sah ich ihm an.
    „Du meinst, daß ich den Kurden empfangen soll?“
    „Tue, was du willst. Ich wiederhole es!“
    „Wenn du mir versprichst, bei mir zu essen, so werde ich ihn in deiner Gegenwart hereinkommen lassen.“
    „Unter dieser Bedingung kann ich hier bleiben; denn ich gehe meist ja deshalb, damit er nicht meinetwegen noch länger warten müsse.“
    Der Mutesselim klatschte in die Hände, und aus einer Nebentür trat der Diener ein, welcher den Befehl erhielt, den Kurden hereinzurufen. Dieser schritt in stolzer Haltung in das Zimmer und grüßte mit einem kurzen „Sellam“, ohne sich zu bücken.
    „Du bist ein Bote des Bey von Gumri?“ fragte der Kommandant.
    „Ja.“
    „Was hat mir dein Herr zu sagen?“
    „Mein Herr? Ein freier Kurde hat nie einen Herrn. Er ist mein Bey, mein Anführer im Kampf, nicht aber mein Gebieter. Dieses Wort kennen nur die Türken und Perser.“
    „Ich habe dich nicht rufen lassen, um mich mit dir zu streiten. Was hast du an mich auszurichten?“
    Der Kurde mochte ahnen, daß ich die Ursache sei, daß er nicht länger zu warten brauchte. Er warf mir einen verständnisvollen Blick zu und antwortete sehr ernst und langsam:
    „Mutesselim, ich hatte etwas auszurichten; da ich aber so lange warten mußte, habe ich es vergessen. Der Bey muß dir also einen andern Boten senden, der es wohl nicht vergessen wird, wenn er nicht zu

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