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13 - Im Schatten des Grossherrn 02 - Durchs wilde Kurdistan

13 - Im Schatten des Grossherrn 02 - Durchs wilde Kurdistan

Titel: 13 - Im Schatten des Grossherrn 02 - Durchs wilde Kurdistan Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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welcher hat die Ehre, mit Euch zu kommen in mein Haus, nicht wird sein ein Herr, dessen Mund redet von Dingen, die von mir geschehen aus Barmherzigkeit und doch nicht sollen werden besprochen, weil mich dann bestrafen würde der mächtige Mutesselim?“
    „Du bist ganz sicher. Öffne, oder ich mache mir selbst auf!“
    Der Alte schob einige Bretter zur Seite, hinter denen eine Tür zum Vorschein kam. Sie führte in ein sehr kleines Gemach, dessen Boden mit einer zerrissenen Bastmatte belegt war. Einige Mooskissen bildeten die Sofas.
    „Soll ich brennen an die Lampe?“
    „Natürlich!“
    „Was werden begehren die Herren zu trinken?“
    „Wie immer!“
    Jetzt brannten zwei Flammen, und der Jude konnte mich, der ich bisher stets hinter Selim gestanden, nun besser betrachten.
    „Katera Musa (Um Mosis willen), das ist ein hoher Effendi und ein großer Held des Krieges! Ist er doch behangen mit glänzenden Silahs (Waffen), trägt einen goldenen Koran am Halse und hat einen Simbehl (Schnurrbart) wie Jehoschuah, der Eroberer des Landes Kanaan. Da darf ich nicht bringen den Gewöhnlichen, sondern ich muß gehen in eine Ecke des Kellers, wo da liegt vergraben ein Trank, den nicht ein jeder bekommt.“
    „Was für welcher ist es?“ fragte ich.
    „Es ist Wein von Türbedi Haidari, aus einem Lande, welches niemand kennt und wo Trauben wachsen, deren Beeren sind wie die Äpfel und deren Saft kann umreißen die Mauern einer ganzen Stadt.“
    „Bringe eine Flasche!“ befahl der Agha.
    „Nein, bringe zwei Krüge! Du mußt nämlich wissen, daß der Wein von Türbedi Haidari nur in großen Tonkrügen aufbewahrt und nur aus kleinen Krügen getrunken wird“, sagte ich.
    „Du kennst ihn?“ fragte der Jude.
    „Ich habe ihn oft getrunken.“
    „Wo? Wo liegt dieses Land?“
    „Der Name, den du nanntest, ist der Name einer Stadt, welche in Terbidschan in Persien liegt. Der Wein ist gut, und ich hoffe, daß du verstanden hast, ihn zu behandeln. Was kostet er?“
    „Du bist ein vornehmer Herr; darum sollst du ihn haben halb umsonst. Du wirst bezahlen dreißig Piaster für den Krug.“
    „Das ist halb umsonst? Bringe die zwei Krüge, damit ich ihn koste. Dann werde ich dir sagen, wieviel ich gebe!“
    Er ging. In einer Ecke lehnten einige Pfeifen neben einem Kästchen Tabak. Wir setzten uns und griffen nach den Pfeifen, die ohne Spitze waren. Ich zog mein Mundstück aus der Tasche und schraubte es an; dann versuchte ich den Tabak; es war ein guter Perser.
    „Was ist drüben auf der andern Seite des Hauses, Selim Agha?“ fragte ich.
    „Ein Spezereiladen und eine Kaffeestube. Hinten ist eine Opiumbude und eine Weinschänke für das Volk; hier aber dürfen nur vornehme Herren eintreten“, erklärte er mir mit selbstgefälligem Gesicht.
    Ich kann sagen, daß ich mich auf diesen Wein freute. Es ist ein roter, dicker und ungemein starker Naturtrank, von dem drei Schluck genügten, um einen Menschen, der noch nie Wein getrunken hat, in einen gelinden Rausch zu versetzen. Selim liebte das Getränk Noahs, aber ich war überzeugt, daß ihn der Krug mehr als überwältigen werde.
    Da kam der Wirt mit zwei Krügen, von denen jeder vielleicht einen Liter faßte. Hm, armer Selim Agha! Ich versuchte einen Schluck. Der Wein hatte auf der Reise gelitten, ließ sich aber trinken.
    „Nun, Hoheit, wie ist er?“ fragte der Jude.
    „Er ist so, daß ich dir für den Krug zwanzig Piaster geben werde.“
    „Herr, das ist geboten zuwenig, viel zuwenig! Für zwanzig Piaster werde ich wieder mitnehmen meinen Wein und dir bringen einen andern.“
    „Im Lande, wo er bereitet wird, gebe ich nach hiesigem Geld für diesen Krug vier Piaster. Du siehst, ich will gut bezahlen, aber wenn dir das nicht genügt, so nimm ihn wieder mit!“
    Ich stand auf.
    „Was soll ich bringen für welchen?“
    „Keinen! Ich trinke nur diesen für zwanzig Piaster, den du mir auch für fünfzehn ließest. Bekomme ich ihn nicht, so gehe ich, und du magst ihn selbst trinken.“
    „So wird ihn trinken die Hoheit des Selim Agha.“
    „Er wird mit mir gehen.“
    „Gib neunundzwanzig!“
    „Nein.“
    „Achtundzwanzig!“
    „Gute Nacht, Alter!“
    Ich öffnete die Tür.
    „Komm her, Effendi! Du sollst ihn doch haben für zwanzig Piaster, weil es mir ist eine Ehre, dich zu sehen in meinem Haus.“
    Der Handel war also abgeschlossen, und jedenfalls sehr zur Zufriedenheit des Juden, der sich, nachdem ich ihm das Geld gegeben hatte, mit verstecktem Schmunzeln entfernte.

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