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13 - Im Schatten des Grossherrn 02 - Durchs wilde Kurdistan

13 - Im Schatten des Grossherrn 02 - Durchs wilde Kurdistan

Titel: 13 - Im Schatten des Grossherrn 02 - Durchs wilde Kurdistan Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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nicht in mir, sondern in diesem Kinde. Ich bin gestorben seit langen, langen Jahren; aber ich stand wieder auf in Der, welche ich bewahrt sehen möchte vor jedem Flecken des Leibes und der Seele. Du hast nicht ihr allein, sondern auch mir das Leben erhalten, und du weißt nicht, wie gut dies ist für viele, die du weder kennst noch jemals gesehen hast. Du wirst wiederkommen?“
    „Ja, morgen.“
    „So brauche ich dir heute weiter nichts zu sagen.“
    Sie wandte sich ab und setzte sich wieder an ihren früheren Platz. Sie sprach so dunkel und war selbst für ihre Verwandten ein Rätsel. Ich hätte mir Zeit genug wünschen mögen, dieses Rätsel zu lösen. Ich sollte essen und trinken, ehe ich das Haus verließ, aber ich kam eben von dem Mahle her und hatte auch bei dem Mutesselim vielleicht ein solches zu erwarten; daher mußte ich abschlagen.

VIERTES KAPITEL
    Aus der Festung
    Als ich zu dem Kommandanten kam, waren alle seine Beamten und auch die Offiziere der Besatzung bereits um ihn versammelt. Es gab also große Soiree. Ich erhielt den Ehrenplatz an seiner Seite. Wir befanden uns in einem größeren Zimmer, welches einem kleinen Saale glich; es wäre Raum genug zur freien Bewegung gewesen, aber ein jeder saß still an seinem Platz, rauchte seine Pfeife, trank den herumgereichten Kaffee und flüsterte leise mit seinem Nachbar. Wenn aber der Mutesselim ein lautes Wort sagte, so neigten sie lauschend die Häupter, wie vor einem mächtigen Herrscher.
    Auch meine Unterredung mit ihm wurde leise geführt. Nach einigen Weitschweifigkeiten sagte er:
    „Ich habe schon gehört, daß du heute ein Mädchen heiltest, welches vom Teufel besessen war. Mein Hekim hat ihn hineinfahren sehen; er verlangte, daß ich dich fortschicken soll, weil du ein Zauberer bist.“
    „Dein Hekim ist ein Tor, Mutesselim! Das Mädchen hatte ein giftige Frucht gegessen, und ich gab ihr ein Mittel, durch welches das Gift unwirksam gemacht wurde. Von dem Teufel oder von einem Geiste war keine Rede.“
    „So bist du ein Hekim?“
    „Nein. Du weißt ja, wer und was ich bin! Aber im Westen von hier, weit über Stambul hinaus, da, wo ich geboren bin, hat jedermann mehr Kenntnisse über die Krankheiten als dein Hekim, der den Teufel durch eine tote Fliege vertreiben wollte.“
    Das war rücksichtslos und wohl auch ein wenig mutig gesprochen; aber es konnte diesen Leuten gar nicht schaden, wenn einmal einer kam, der es wagte, an ihrer Selbstherrlichkeit zu rütteln.
    Der Mutesselim tat, als hätte er meine scharfe Antwort nicht gehört, und erkundigte sich weiter:
    „So kennst du alle Krankheiten?“
    „Alle!“ antwortete ich sehr entschieden.
    „Und kannst auch alle Tränke machen?“
    „Alle.“
    „Gibt es auch Tränke, die ein guter Moslem nicht trinken darf?“
    „Ja.“
    „Welche sind es?“
    „Die Paksitz (Unreinen), welche aus solchen Dingen bereitet werden, deren Genuß der Prophet verboten hat, zum Beispiel Schweinefett und Wein.“
    „Wein ist aber auch eine Medizin?“
    „Ja, eine sehr wichtige.“
    „Wann wird sie getrunken?“
    „Bei gewissen Krankheiten des Blut- und Nervensystems sowie auch der Verdauung als Stärkungs- oder Erregungsmittel.“
    Wieder stockte die Unterhaltung. Die Anwesenden begannen wieder leise untereinander zu flüstern, und nach einer Weile wandte sich der Mutesselim auch ebenso leise an mich:
    „Effendi, ich bin krank, sehr krank!“
    „Ah, ist es möglich! Allah gebe dir deine Gesundheit zurück!“
    „Er wird es vielleicht tun, denn ich bin ein guter Moslem und ein treuer, frommer Anhänger des Propheten.“
    „An welcher Krankheit leidest du?“
    „Ich habe bereits sehr viele Ärzte gefragt; sie sagen alle, daß ich leide an gewissen Krankheiten des Blut- und Nervensystems sowie auch der Verdauung.“
    Ich konnte mich kaum beherrschen, ihm nicht geradezu in das Gesicht zu lachen. Darum also diese eigentümliche Einleitung, die sich um den Rand herum bewegt hatte, wie ‚die Katze um den heißen Brei‘. Jedenfalls lief die Sache auf eine kleine Bettelei hinaus.
    „Haben dir deine Ärzte Mittel gegeben?“
    „Ja, aber diese Mittel haben nicht geholfen. Diese Männer waren nicht so klug und unterrichtet wie du. Meinst du nicht, daß ich der Anregung und der Stärkung bedarf?“
    „Ich bin davon überzeugt.“
    „Würdest du mir ein solches Mittel geben?“
    „Ich darf nicht.“
    „Warum nicht?“
    „Der Prophet verbietet es mir.“
    „Der Prophet hat nicht gewollt, daß die wahren

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