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13 - Im Schatten des Grossherrn 02 - Durchs wilde Kurdistan

13 - Im Schatten des Grossherrn 02 - Durchs wilde Kurdistan

Titel: 13 - Im Schatten des Grossherrn 02 - Durchs wilde Kurdistan Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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hunderttausend Mann und dreitausend Kanonen vier Stunden von hier in Serahru.“
    „O Allah! Ich sterbe; ich bin bereits tot! Mußt du auch mitkämpfen?“
    „Ja. Fette mir noch heute Nacht die Stiefel ein! Aber laß keinen Menschen etwas wissen. Der Krieg ist jetzt noch Staatsgeheimnis, und die Leute von Amadijah sollen es erst erfahren, wenn die Russen morgen die Stadt umzingelt haben.“
    Sie taumelte und setzte sich ganz entkräftet auf den ersten besten Topf, der in ihrer Nähe stand.
    „Schon morgen! Morgen sind sie wirklich da?“
    „Ja.“
    „Und sie werden schießen?“
    „Sehr!“
    „Selim Agha, ich werde dir deine Stiefel nicht einschmieren!“
    „Warum nicht?“
    „Du darfst nicht Krieg führen helfen; du sollst nicht erschossen werden!“
    „Gut! Das ist mir sehr lieb, denn dann kann ich schlafen gehen. Gute Nacht, Effendi! Gute Nacht, meine süße Mersinah!“
    Er trat ab. Die Blume des Hauses blickte ihm etwas verwundert nach; dann erkundigte sie sich:
    „Emir, ist es wahr, daß die Russen kommen?“
    „Das ist noch ein wenig ungewiß. Ich glaube, daß der Agha die Sache etwas zu ernst genommen hat.“
    „O, du träufelst Balsam in mein verwundetes Herz. Ist es nicht möglich, sie von Amadijah abzuhalten?“
    „Wir wollen uns das überlegen. Hast du die Kaffeesorten auseinander gelesen?“
    „Ja, Herr. Es ist das eine sehr schlimme Arbeit gewesen; aber dieser böse Hadschi Halef Omar ließ mir keine Ruhe, bis ich fertig war. Willst du es sehen?“
    „Zeige her!“
    Sie brachte die Büchse und die Tüte herbei, und ich überzeugte mich, daß sie sich allerdings große Mühe gegeben hatte.
    „Und wie wird dein Urteil lauten, Emir?“
    „Es lautet gut für dich. Da deine zarten Hände diese Bohnen so oft berühren mußten, so soll der Kaffee dein Eigentum sein. Auch das Geschirr, welches ich heute einkaufte, gehört dir; die Gläser aber schenke ich dem wackeren Selim Bey.“
    „O Effendi, du bist ein gerechter und weiser Richter. Du hast mehr Güte, als ich Töpfe hatte, und dieser duftende Kaffee ist ein Beweis deiner Herrlichkeit. Allah mag das Herz der Russen lenken, daß sie nicht kommen und dich nicht erschießen. Denkst du, daß ich heute noch ruhig schlafen kann?“
    „Das kannst du; ich versichere es dir!“
    „Ich danke dir, denn die Ruhe ist noch das einzige, an dem ein geplagtes Weib sich freuen kann!“
    „Schläfst du hier unten, Mersinah?“
    „Ja.“
    „Aber nicht in der Küche, sondern nach vorn hinaus!“
    „Herr, eine Frau gehört in die Küche und schläft auch in der Küche.“
    Hm! Das war unangenehm. Übrigens kann mir der dumme Witz des Agha sehr ungelegen. Die ‚Myrte‘ schlief heute gewiß nicht gleich ein. Ich stieg nach oben, ging aber, anstatt in mein Zimmer, in dasjenige des Haddedihn. Er hatte sich bereits schlafen gelegt, erwachte aber sofort. Ich erzählte ihm mein Abenteuer im Gefängnis, und er ward des Staunens voll.
    Wir packten dann Eßwaren nebst Licht und Feuerzeug ein und schlichen uns nach einer leeren Stube, welche an der Hochseite des Hauses lag. Sie hatte nur ein Fenster, das heißt, eine viereckige Öffnung, welche durch einen Laden verschlossen war. Dieser war nur angelehnt, und als ich hinausblickte, sah ich das glatte Dach, welches diese Seite des kleinen Hofes umschirmte, nur fünf Fuß unter mir. Wir stiegen hinaus und von dem Dach in den Hof hinab. Die Tür des letzteren war verschlossen; wir befanden uns also allein und gingen in den Garten, in welchem einst die schöne Esma Khan geduftet hatte. Nun trennte uns von dem Gefängnis nur eine Mauer, deren Höhe wir mit der Hand erreichen konnten.
    „Warte“, bat ich den Scheik. „Ich will der Sicherheit wegen erst sehen, ob wir auch wirklich unbeobachtet sein werden.“
    Ich schwang mich leise hinauf und drüben wieder hinab. Aus dem ersten kleinen Fensterloch rechts im Parterre sah ich einen fahlen Lichtschein. Dort war die Stube, in welcher der Agha geschlafen hatte. Und dort saßen jetzt wohl die Arnauten, die vor Angst nicht schlafen konnten. Das nächste, also das zweite Fenster gehörte zu dem Raum, in welchem Amad el Ghandur auf uns wartete.
    Ich durchsuchte den schmalen Hofraum, ohne auf etwas Verdachterregendes zu stoßen, und fand auch die Tür verschlossen, welche aus dem Gefängnis in den Hof führte. Nun kehrte ich zu der Stelle der Mauer zurück, hinter welcher der Haddedihn stand.
    „Mohammed!“
    „Wie ist es?“
    „Alles sicher. Kannst du

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