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13 - Im Schatten des Grossherrn 02 - Durchs wilde Kurdistan

13 - Im Schatten des Grossherrn 02 - Durchs wilde Kurdistan

Titel: 13 - Im Schatten des Grossherrn 02 - Durchs wilde Kurdistan Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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bezeichnet werden, was mir große Gefahr bringen oder wenigstens später viele Ungelegenheiten bereiten konnte. Es war jedenfalls besser, den Gefangenen so verschwinden zu lassen, daß sein Entkommen ganz unbegreiflich blieb. Das war jetzt in meine Hand gegeben und machte es mir möglich, jeden Verdacht von mir fernzuhalten. Ich beschloß also, heute mit dem Haddedihn nur zu sprechen und die Flucht erst dann zu bewerkstelligen, wenn sie gehörig vorbereitet sein würde.
    Der Agha lag am Boden und schnarchte laut bei offenstehendem Mund. Ich rüttelte ihn erst leise und dann stärker am Arm. Er erwachte nicht. Nun ergriff ich die Lampe und verließ die Stube, deren Tür ich leise zumachte. Auch einen der Riegel schob ich lautlos vor, um auf keinen Fall überrascht zu werden. Ich hatte bereits vorhin achtgegeben und bemerkt, daß alle Türen ohne Schlösser und nur mit zwei Riegeln versehen waren. Einen Schlüssel brauchte ich also nicht zu suchen.
    Es war mir doch ein wenig verändert zumute, als ich so allein draußen auf dem Gang stand, dessen Finsternis von dem kleinen Licht der Lampe nicht durchdrungen werden konnte. Aber ich hielt mich auf alles gefaßt. Wäre ein zwingender Umstand eingetreten, so hätte ich alles gewagt, um nicht ohne den Gefangenen fortzukommen. Ich schob die Riegel zurück, öffnete und ließ die Tür weit offenstehen, um jeden Laut vernehmen zu können, nachdem ich eingetreten war.
    Ja, es war ein Loch, welches ich erblickte! Ganz ohne die Vermittlung von einigen Stufen fiel der vor mir liegende Raum hart hinter der Tür über zwei Ellen tief hinab. Er hatte eine Länge von vier und eine Breite von zwei Schritten ungefähr und zeigte weder Tünche noch Holz- oder Lehmboden. Oben, dicht unter der Decke, war eines jener Löcher angebracht, die ich am Tage von außen bemerkt hatte, und außer einem ‚Napf‘ mit Wasser, wie man ihm einem Hund vorgesetzt haben würde, sah ich nichts als den Gefangenen in dieser Höhle.
    Er hatte auf der feuchten dumpfen Erde gelegen, war aber bei meinem Erscheinen aufgestanden. Hohläugig und abgemagert, glich er einem Halbtoten, aber dennoch war seine Haltung eine stolze, und sein Auge blitzte zornig, als er mich fragte:
    „Was willst du? Darf man nicht einmal schlafen?“
    „Sprich leise! Ich gehöre nicht zu den Wächtern. Wie ist dein Name?“
    „Warum fragst du?“
    „Sprich noch leiser, denn man soll uns nicht hören. Wie heißt du?“
    „Das wirst du wissen!“ antwortete er, aber doch mit gedämpfter Stimme.
    „Ich vermute es, aber ich will aus deinem Mund wissen, wer du bist.“
    „Man nennt mich Amad el Ghandur.“
    „So bist du jener, den ich suche. Versprich mir, ganz ruhig zu sein, was ich dir auch sagen werde!“
    „Ich verspreche es!“
    „Mohammed Emin, dein Vater, ist in der Nähe.“
    „Allah il Al – – –!“
    „Schweig! Dein Ruf kann uns verraten!“
    „Wer bist du?“
    „Ein Freund deines Vaters. Ich kam als Gast zu den Haddedihn und habe an der Seite deines Vaters gegen eure Feinde gekämpft. Da hörte ich, daß du gefangen seist, und wir haben uns aufgemacht, dich zu befreien.“
    „Allah sei gelobt! Aber ich kann es nicht glauben!“
    „Glaube es! Sieh, dieses Fenster geht in einen Hof, welcher an einen Garten stößt, der zu dem Haus gehört, in dem wir wohnen.“
    „Wie viele Männer seid ihr?“
    „Nur vier. Dein Vater, ich, noch ein Freund und mein Diener.“
    „Wer bist du und wer ist dieser Freund?“
    „Laß das für später, denn jetzt müssen wir eilen!“
    „Fort?“
    „Nein. Wir sind noch nicht vorbereitet, und ich kam zufällig hierher, ohne es vorher geahnt zu haben. Kannst du lesen?“
    „Ja.“
    „Aber es fehlt dir das Licht dazu.“
    „Zur Mittagszeit ist es hell genug.“
    „So höre. Ich könnte dich gleich jetzt mitnehmen, aber das wäre zu gefährlich; doch ich versichere dir, daß es nur ganz kurze Zeit noch dauern wird, bis du frei sein wirst. Noch weiß ich nicht, was wir beschließen werden; aber wenn du einen Stein durch das Fenster fallen hörst, so hebe ihn auf; es wird ein Papier daran gebunden sein, welches dir sagt, was du tun sollst.“
    „Herr, du gibst mir das Leben zurück; denn beinahe wäre ich verzweifelt! Wie habt ihr erfahren, daß man mich nach Amadijah geschleppt hat?“
    „Ein Dschesidi sagte es mir, den du am Wasser getroffen hast.“
    „Das stimmt“, antwortete er schnell. „O, nun sehe ich, daß du die Wahrheit redest! Ich werde warten, aber grüße den

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