13 Tante Dimity und die Jagd nach dem Vampir (Aunt Dimity: Vampire Hunter
war Mrs DuCaral vollkommen egal. Sie versuchte, ihre Tochter zu schützen.«
»Also bist du davongelaufen«, sagte Kit. »Um Charlottes willen.«
Leo tat die Bemerkung mit einer Handbewegung ab. »Mach mich nicht zum Helden, Kit. Ich lief davon, um meine eigene Haut zu retten. Ich wollte nicht den Rest meines Lebens im Gefängnis verbringen, und bei meinem Ruf hätte ich vor Gericht keine Chance gehabt. Also lief ich davon – und geradewegs dieser verrückten Frau in die Arme, Lizzie Black. Sie pflückte Beeren, hier in Gypsy Hollow, als ich mit Blut bespritzt zwischen den Bäumen hervorkam. Ich war derartig panisch, dass ich schrie: ›Ich habe ihn getötet!‹ Gott weiß, was sie sich gedacht hat, aber es spielte keine Rolle, weil niemand ein Wort von dem glaubte, was sie sagte. Außer ihr traf ich niemanden. Ich rannte, bis ich Anscombe Manor erreicht hatte.«
»Meine Mutter muss entsetzt gewesen sein«, sagte Kit.
»In der Tat«, sagte Leo, »aber sie war meine große Schwester und kannte Charlotte besser als sonst jemand. Sie war der Meinung, dass Charlotte die Wahrheit nicht überleben würde. Sie säuberte mich, gab mir Geld und die Schlüssel zu ihrem Wagen und nahm Abschied von mir. Ich fuhr nach Liverpool, besorgte mir einen Job auf einem Frachtschiff und verschwand.«
»Nach Australien«, sagte ich.
»Dort endete meine Reise ein Jahr später«, sagte Leo. »Ich schrieb Amy und ließ sie wissen, dass es mir gut ging. Von Zeit zu Zeit schickte sie mir postlagernd Briefe nach Sydney, weil ich kaum je eine feste Adresse hatte.« Er warf Kit einen fast schüchternen Blick zu. »Sie hat mir auch ein Bild von dir geschickt, Kit, auf dem du nicht größer bist als ein Laib Brot. Als keine Briefe mehr kamen, stellte ich Erkundigungen an und erfuhr, dass sie bei einem Autounfall ums Leben gekommen war. Ich konnte es nicht fassen …« Er fuhr sich mit der Hand durch das krause Haar und seufzte. »Es tut mir leid, Kit. Ich hätte hier für dich da sein sollen, als du größer wurdest. Aber die Dinge entwickeln sich nicht immer so, wie sie sollten.«
»Jetzt bist du hier«, sagte Kit. »Warum bist du zurückgekommen?«
»Weil ich dich sehen wollte«, antwortete Leo schlicht. »Ich wollte nicht sterben, ohne Amys Sohn gesehen zu haben.«
»Ich wünschte, du hättest mir bereits bei unserem ersten Treffen gesagt, wer du bist.«
»Ich wollte es dir überhaupt nicht sagen«, erwiderte Leo bedrückt. »Ich hatte Angst, dass du mir Fragen stellen würdest, Kit, und ich hatte Angst davor, was du von mir halten würdest, wenn du die Antworten gehört hattest. Ich habe einen Menschen getötet, Kit. Ich habe einem jungen Mädchen das Herz gebrochen. Ich bin wie ein Feigling davongelaufen, weil ich der gerechten Strafe entgehen wollte. Seitdem habe ich versucht, ein besserer Mensch zu werden, aber meiner Vergangenheit bin ich nie entkommen. Ich würde es verstehen, wenn du nichts mehr mit mir zu tun haben willst. Und wenn du mich anzeigen …«
»Ich werde dich bestimmt nicht anzeigen, Onkel Leo«, sagte Kit, als fände er die Vorstellung vollkommen lächerlich.
»Onkel Leo«, wiederholte der alte Mann mit brüchiger Stimme. »Du weißt, wie man einem alten Schurken eine Träne ins Auge treibt.«
»Ich werde dir eine Faust ins Auge treiben, wenn du nicht aufhörst, dich schlechtzumachen«, warnte Kit. »Ich bin nicht sentimental. Ich glaube nur einfach nicht, dass du Maurice DuCaral umgebracht hast.«
Leo lächelte seinen Neffen liebevoll an. »Du kommst nach deiner Mutter, Kit, du glaubst auch immer an das Gute im Menschen, selbst wenn …«
»Ich werde es dir beweisen«, unterbrach Kit ihn nachdenklich. »Und dafür brauche ich Zeit.« Er erhob sich, schüttete den Rest seines Tees aus und brachte die Tasse und den Stuhl ins Wohnmobil zurück. Als er zurückkam, baute er sich vor Leo auf und sagte ernst: »Ich möchte nicht, dass du das Grundstück verlässt, ohne es mir zu sagen. Wenn es wieder stürmt und du eine warme Mahlzeit und ein heißes Bad brauchst, kommst du nach Anscombe Manor. Ich meine es ernst, Onkel Leo. Ich wäre sehr wütend, wenn du verschwändest.«
Leo stand auf und sah Kit fast amüsiert an. »Dafür, dass ich Maurice DuCaral ermordet habe, bist du nicht wütend auf mich, aber du wärst wütend, wenn ich mich davonmache. Habe ich richtig verstanden?«
»Ganz genau.« Kit schlug Leo die Hand auf die Schulter und umarmte ihn. »Willkommen zu Hause, Onkel Leo.«
Leo zögerte kurz, bevor er
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