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13 - Wo kein Zeuge ist

13 - Wo kein Zeuge ist

Titel: 13 - Wo kein Zeuge ist Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth George
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ist eine soziale Einrichtung. Sie bieten Jugendlichen sinnvolle Beschäftigungen, Jugendlichen, die ... die gefährdet sind. Ich weiß ...«, fuhr er hastig fort. »Ich weiß, Sie werden sagen, Dan ist nicht gefährdet, und ich bin nicht hier, um Ihnen zu widersprechen. Aber ich muss es wissen. Der Name der Einrichtung ist Colossus. Haben Sie je Kontakt zu denen gehabt, wegen Dans Betreuung nach der Schule und während Ihrer Arbeitszeiten? Damit er einen Ort hat, wo er hingehen kann?«
    »Ich erlaube Dan nicht, sich in Elephant and Castle rumzutreiben.«
    »Und er hat nie was von Colossus gesagt?«
    »Er würde nie ... Warum tun Sie das?«, verlangte sie zu wissen. »Wir wollen Sie nicht in unserem Leben. Sie haben genug angerichtet.«
    Sie war wütend. Das erkannte er daran, wie ihre Brust unter dem Pullover sich hob und senkte. Der Pulli war kurz, wie alle Oberteile, die er sie je hatte tragen sehen, zeigte ihren glatten Bauch, der flach wie ein Brett war. Er sah, dass sie sich den Nabel hatte piercen lassen. Ein wenig Gold glitzerte auf ihrer Haut.
    Seine Kehle fühlte sich trocken an, aber er wusste, es gab Dinge, die er ihr unbedingt sagen musste, egal, wie sie darauf reagieren würde. »Yas«, begann er - und er dachte: Was ist nur dran am Klang ihres Namens? -, »Yas, wär's Ihnen lieber gewesen, wenn Sie nicht erfahren hätten, was los war? Sie hat Sie betrogen, von Anfang an, und das müssen Sie zugeben, egal, was Sie von mir halten.«
    »Sie hatten kein Recht ...«
    »Hätten Sie's lieber nicht gewusst? Was hätte das genützt, Yas? Sie und ich wissen, dass Sie sowieso nicht auf Frauen stehen.«
    Sie stieß sich vom Ladentisch ab. »War's das? Denn ich hab hier noch zu arbeiten, bevor ich nach Hause gehe.«
    »Nein«, gab er zurück. »Nicht ganz. Ich hab noch was zu sagen: Was ich getan hab, war richtig, und irgendwo wissen Sie das auch.«
    »Sie ...«
    »Aber«, fuhr er fort, »wie ich es getan habe, war falsch. Und ...« Jetzt kam der schwierige Teil, der ›Sag die Wahrheit‹-Teil, obwohl er diese Wahrheit doch nicht einmal sich selbst eingestehen wollte. Aber er sprach weiter: »Und warum ich es getan hab, Yasmin, das war auch falsch. Und es war auch nicht richtig, dass ich mir selbst was vorgelogen hab über meine Gründe. Und all das tut mir Leid. Es tut mir wirklich Leid. Ich will das wieder gutmachen.«
    Sie schwieg. In ihren Augen war nichts zu erkennen, was man freundlich hätte nennen können. Draußen hielt ein Auto vor der Tür, und ihr Blick flackerte in die Richtung, ehe er zu seinem Gesicht zurückkehrte. »Dann hören Sie damit auf, Daniel zu benutzen«, antwortete sie.
    »Benutzen? Yas, ich bin ...«
    »Hör'n Sie auf damit, Daniel zu benutzen, um an mich ranzukommen.«
    »Das ist es, was Sie glauben?«
    »Ich will Sie nicht. Ich hatte einen Mann. Ich hab ihn geheiratet, und jedes Mal, wenn ich in den Spiegel gucke, werd ich daran erinnert, was er mir angetan hat, und dann werd ich daran erinnert, was ich ihm dafür angetan hab, und da will ich nie wieder hinkommen.«
    Sie hatte angefangen zu zittern. Nkata wollte die Hände über den Tisch ausstrecken, der sie trennte, ihr Trost bieten und versichern, dass nicht alle Männer ... Aber er wusste, sie würde ihm nicht glauben, und er war nicht einmal sicher, ob er sich selbst glaubte. Und während er noch überlegte, was er ihr sagen konnte, öffnete sich die Tür, der Summer ertönte, und ein weiterer schwarzer Mann betrat den Laden. Sein Blick fiel auf Yasmin, kam zu einer schnellen Einschätzung und glitt weiter zu Nkata.
    »Yasmin«, sagte er, und er sprach den Namen anders aus. Es klang wie Yasmiin, die Stimme sanft und fremd. »Gibt's Schwierigkeiten, Yasmin? Bist du allein hier?«
    Es war die Art, wie er mit ihr sprach, der Tonfall und der Blick. Nkata kam sich auf der ganzen Linie vor wie ein Schwachkopf.
    »Jetzt ja«, sagte er zu dem anderen Mann und ließ die beiden allein.
    Barbara Havers entschied, dass es Zeit für eine Kippe war. Sie betrachtete sie als kleine Belohnung, die Karotte, die sie sich die ganze Zeit vor die Nase gehalten hatte, während sie Stunden am Computer und dann weitere Stunden am Telefon verbracht hatte. Sie fand, dass sie diese unwillkommene Aufgabe mit extrem gutem Willen absolviert hatte, da sie doch in Wahrheit viel lieber nach Elephant and Castle hinübergefahren wäre, um sich der weitaus willkommeneren Aufgabe zu widmen, sämtliche Colossus-Mitarbeiter gründlich aufzumischen. Doch sie hatte sich

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