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13 - Wo kein Zeuge ist

13 - Wo kein Zeuge ist

Titel: 13 - Wo kein Zeuge ist Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth George
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anscheinend haben sie ihn in Stockwell nur genommen, weil keines der Kinder in seinem Revier in Lewisham durch sein Versäumnis zu Schaden gekommen ist.«
    »Obwohl heutzutage alle Welt so sensibilisiert ist ... Gab es keine Konsequenzen?«
    »Nichts. Ich hab mit seinem Vorgesetzten in Lewisham gesprochen, den irgendjemand davon überzeugt hat - und Sie können jede Wette eingehen, dieser Jemand heißt Griffin Strong -, dass Griff mehr der Verführte als der Verführer war. So wie Strongs Chef die Geschichte erzählt, könnte man meinen, der Ärmste habe sich monatelang mit Händen und Füßen gegen diese Frau gewehrt. ›Jeder hätte ihr früher oder später nachgegeben‹, wie er sich ausdrückte.«
    »Das heißt also, der Vorgesetzte war männlich.«
    »Natürlich. Und Sie hätten hören sollen, wie er über diese Frau spricht. Als sei sie das sexuelle Äquivalent zur Beulenpest.«
    »Und wie war es in Stockwell?«, fragte Lynley.
    »Der Junge in Strongs Zuständigkeit, der gestorben ist, wurde angegriffen.«
    »Von wem?«
    »Von einer Gang, deren Initiationsritus offenbar darin besteht, Zwölfjährige zu jagen und mit zerbrochenen Flaschen zu verletzen. Sie haben ihn im Angell Park erwischt, und was nur ein Schnitt am Oberschenkel werden sollte, durchtrennte eine Arterie, sodass er verblutet ist, bevor er es nach Hause schaffen konnte.«
    »Großer Gott«, sagte Lynley. »Aber das war kaum Strongs Schuld, oder?«
    »Doch, wenn man bedenkt, dass der Täter sein Pflegebruder war ...?«
    Lynley verdrehte die Augen. Er sah völlig erledigt aus. »Wie alt war der Pflegebruder zu dem Zeitpunkt?«
    Barbara schaute auf ihre Notizen hinab. »Elf«, antwortete sie.
    »Was ist aus ihm geworden?«
    Sie las weiter. »Weggeschlossen in der Psychiatrie, bis er achtzehn wird. Als ob das irgendwas nützen würde.« Sie schnipste das wachsende Aschewürmchen von ihrer Zigarette. »All das hat mich auf einen Gedanken gebracht.«
    »Welchen?«
    »Der Mörder. Mir scheint, er glaubt, die Herde von schwarzen Schafen zu säubern. Als wär's eine Art Religion für ihn. Wenn man all die Rituale bedenkt, die Bestandteil des Tathergangs sind ...« Sie überließ es ihm, den Gedanken zu Ende zu führen.
    Lynley rieb sich die Stirn und lehnte sich an den Handlauf des Geländers. »Barbara, mir ist gleichgültig, was er denkt«, sagte er. »Es sind Kinder, über die wir hier reden, keine genetischen Mutationen. Kinder brauchen Führung, wenn sie den falschen Weg einschlagen, und ansonsten brauchen sie Schutz. Punkt. Das ist die ganze Geschichte.«
    »Sir, da sind wir uns einig«, erwiderte Barbara. »Absolut.« Sie warf den Zigarettenstummel auf die Treppe und trat ihn aus. Um die Spuren ihrer Ordnungswidrigkeit zu verwischen, hob sie die Kippe auf und steckte sie zusammen mit ihren Notizen in die Schultertasche. Dann fragte sie: »Probleme da oben?« Es war Lynleys Treffen mit Hillier, das sie meinte.
    »Nicht mehr als sonst«, antwortete Lynley. »Allerdings erweist Winston sich nicht als der Musterzögling, den der Assistant Commissioner erwartet hat.«
    »Also, das ist doch toll«, meinte Barbara.
    »Bis zu einem gewissen Punkt, ja.« Er betrachtete sie. Ein kurzes Schweigen breitete sich zwischen ihnen aus, und Barbara wandte den Blick ab, zupfte an einer Noppe, die vom Ärmel ihres Pullis entfernt werden musste - genau wie all die anderen Noppen, die das Kleidungsstück zierten. »Barbara«, sagte Lynley schließlich. »Ich habe es nicht so gewollt.«
    Sie sah auf. »Was?«
    »Ich glaube, das wissen Sie. Haben Sie je darüber nachgedacht, dass es Ihrer Wiedereinsetzung als Sergeant förderlicher wäre, mit jemandem zusammenzuarbeiten, der der Führung hier kein ... kein solcher Dorn im Auge ist?«
    »Mit wem, zum Beispiel? John Stewart? Das würde bestimmt so richtig harmonisch.«
    »MacPherson vielleicht. Oder Philip Hale. Oder in einer ganz anderen Dienststelle, einem Polizeirevier draußen. Denn solange Sie in meiner Nähe sind, ganz zu schweigen von Hilliers, ohne Webberly als unser Schutzschild ...« Seine Geste sagte: Ziehen Sie selbst die logischen Schlüsse.
    Das brauchte sie nicht. Sie schob die Tasche höher auf die Schulter und machte sich auf den Rückweg zur Einsatzzentrale. »So wird das nicht laufen«, erwiderte sie. »Letzten Endes weiß ich, was wichtig ist und was nicht.«
    »Und das heißt?«
    Sie blieb an der Tür zum Korridor stehen und gab ihm die gleiche Antwort, die er ihr gegeben hatte: »Ich glaube, das wissen

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