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13 - Wo kein Zeuge ist

13 - Wo kein Zeuge ist

Titel: 13 - Wo kein Zeuge ist Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth George
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hat?«
    »Weil ich ihn kenne. Ich weiß auch, dass zwei Kellnerinnen aus dem Riviera-Restaurant hier was gekauft haben. Genau wie der Koch vom Pizza-Express und alle möglichen Verkäufer aus den Läden an der Wharf. Aber es ist genau wie mit Rob: Ich erinnere mich nicht, was sie gekauft haben. Bis auf den Typen vom Pizza-Express. Er wollte einen Liebestrank für ein Mädchen, das er kennen gelernt hatte. Ich erinnere mich, weil wir uns lange über Liebe unterhalten haben.«
    »Wie gut kennen Sie ihn?«, fragte Nkata.
    »Wen?«
    »Sie haben gesagt, Sie kennen Kilfoyle. Wie gut, frage ich mich.«
    »Sie meinen, ob er mein Freund ist oder so was?« Nkata sah, dass sich ihre Haut am Halsansatz verdunkelte. »Nein, ist er nicht. Ich meine, wir sind mal was trinken gegangen, aber es war keine Verabredung. Ist er in irgendwelchen Schwierigkeiten?«
    Nkata antwortete nicht. Es war von Anfang an eine schwache Hoffnung gewesen, dass die Inhaberin von Crystal Moon sich daran erinnern würde, wer was erstanden hatte. Doch die Tatsache allein, dass Kilfoyle hier etwas gekauft hatte, gab der Ermittlung die Substanz, die sie dringend brauchten. Er dankte Gigi für ihre Hilfe, gab ihr seine Karte und bat sie, ihn anzurufen falls ihr noch irgendetwas über Kilfoyle einfalle, von dem sie glaubte, er solle es wissen. Ihm war durchaus bewusst, dass sie die Karte wahrscheinlich Kilfoyle selbst geben würde, wenn sie ihn das nächste Mal traf, aber darin sah er kein Problem. Wenn Kilfoyle der Mörder war, würde die Erkenntnis, dass die Polizei ihm auf der Spur war, ihn sicher bremsen. Das war im Moment fast so wertvoll, wie ihn zu schnappen. Sie hatten, weiß Gott, genug Opfer.
    Er ging zur Tür, wo er noch einmal innehielt, um Gigi eine letzte Frage zu stellen: »Wie soll ich ihn denn anwenden?«
    »Wen?«
    »Den Odermennig.«
    »Oh. Verbrennen oder salben.«
    »Bedeutet?«
    »Es bedeutet, Sie verbrennen in ihrer Gegenwart das Öl oder reiben ihren Körper damit ein. Ich nehme doch an, es ist eine Sie, über die wir reden?«
    Nkata überlegte, wie er die Anwendungsarten bewerkstelligen könnte, und kam zu dem Schluss: überhaupt nicht. Aber er dachte auch an den Serienmörder: verbrennen und salben. Er tat beides. Er dankte Gigi nochmals und verließ den Laden. Er ging eine Tür weiter zu Mr. Sandwich.
    Der kleine Imbissladen hatte geschlossen, und ein Schild informierte Nkata, dass er täglich von zehn bis fünfzehn Uhr geöffnet war. Er schaute durchs Fenster, konnte im Halbdunkel aber nichts erkennen außer der Theke und einer Preistafel an der Wand dahinter. Er entschied, dass hier nichts weiter zu gewinnen war. Es war Zeit zu gehen.
    Doch er fuhr nicht nach Hause. Vielmehr verspürte er einen Zwang, wiederum Richtung Oval zu fahren und sich zur Kennington Park Road durchzukämpfen. Er parkte wie zuvor an der Braganza Street, doch statt auf Yasmin zu warten oder Doddington Grove Estate zu betreten und zu sehen, ob sie schon zu Hause war, ging er zu dem seelenlosen Stückchen Grün hinüber, das sich Surrey Gardens nannte. Von dort gelangte er zum Manor Place, einem Ort, der immer noch versuchte, sich zwischen Niedergang und Neubeginn zu entscheiden.
    Seit November war er nicht mehr in ihrem Laden gewesen, aber nie hätte er vergessen können, wo er lag. Er fand sie bei der Arbeit, genau wie bei seinem letzten Besuch hier. Sie saß hinten an einem Schreibtisch, den Kopf über etwas gebeugt, das wie ein Kontenbuch aussah. Sie hatte einen Bleistift im Mund, was sie verletzlich wirken ließ wie ein Schulmädchen, das Schwierigkeiten mit den Mathehausaufgaben hat. Als er eintrat und den Türsummer auslöste, schaute sie auf, und mit einem Mal wirkte sie wieder sehr erwachsen. Und ebenso unfreundlich. Sie legte den Bleistift beiseite und klappte das Buch zu. Dann trat sie an den Ladentisch und achtete darauf, so schien es, dass der wie ein Bollwerk zwischen ihnen stand.
    »Dieses Mal wurde ein schwarzer Junge ermordet«, sagte er. »Die Leiche ist nahe London Bridge Station gefunden worden. Eines der früheren Opfer haben wir auch identifiziert. Er war halb schwarz, halb asiatisch. Aus Furzedown. Das macht zwei Jungen auf dieser Seite des Flusses, Yas. Wo ist Daniel?«
    »Wenn Sie glauben ...«, begann sie.
    Er fiel ihr ungeduldig ins Wort: »Yas, hat Daniel irgendwas mit einer Gruppe Jugendlicher zu tun, die sich oben in Elephant and Castle trifft?«
    »Dan hat nichts mit Gangs zu tun«, protestierte sie.
    »Das ist keine Gang, Yas. Es

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